10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Lukas 10,21

"In selbiger Stunde frohlockte Jesus im Geiste und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen

"In der Stunde freute sich Jesus im Geist."

Der Heiland war "voller Schmerzen," aber jedes nachdenkende Gemüt hat wohl schon die Tatsache entdeckt, dass Er in der innersten Tiefe seiner Seele einen unerschöpflichen Schatz reiner und himmlischer Freuden trug. Unter dem ganzen menschlichen Geschlecht besass nie einer einen tieferen, reineren und beständigeren Frieden als unser Herr Jesus Christus. "Darum hat Dich, o Gott, gesalbt Dein Gott mit dem Öle der Freuden über Deine Genossen." Sein weitherziges Wohlwollen muss Ihm nach dem notwendigen Zusammenhang der Dinge die möglichst tiefe Wonne gewährt haben, denn Wohlwollen ist Freude. Bei einigen besonders hervortretenden Begebenheiten offenbarte sich diese Freude. "Zu der Stunde freute sich Jesus im Geist und sprach: "Ich preise Dich, Vater und Herr Himmels und der Erden." Ja, Christus lobte auch da noch, wo Er in die Nacht der Leiden gehüllt war; obgleich sein Antlitz entstellt war, und das Licht seiner Augen den edlen Glanz des reinsten Glückes verloren hatte, ward es doch zuweilen verklärt von einem unvergleichlichen Strahl unnennbarer Befriedigung, wenn Er des Lohnes der Verheißung gedachte und mitten unter den Versammelten seinen Gott und Vater bezeugte. Hierin ist der Herr Jesus ein seliges Vorbild für seine Gemeinde auf Erden. Gegenwärtig scheint es, als ob die christliche Gemeinde mit ihrem Herrn einen dornenvollen Pfad der Schmerzen zu wandeln habe; durch diese Trübsal bricht sie sich Bahn zur ewigen Krone. Das Kreuz zu tragen, ist ihr Beruf, und verachtet und ausgestossen zu werden von den Kindern ihrer Mutter, ist ihr Los; und dennoch besitzt des Herrn Brautgemeinde einen tiefen Born der Freuden, von welchem niemand trinken darf, als ihre wahren Kinder. Da sind Reichtümer an Wein, Öl und Korn aufgehäuft mitten in Jerusalem, von welchen die Heiligen Gottes fortan erhalten und ernährt werden; und manchmal empfangen wir, wie unser Herr, Zeiten innigster Wonne, denn "es soll die Stadt Gottes sein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind." Sind wir gleich Verbannte, so freuen wir uns dennoch in unserm König; ja, in Ihm wollen wir uns freuen und fröhlich sein; wir rühmen, dass Er uns hilft, und im Namen unsers Gottes werfen wir Panier auf.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
Zitate von Wilhelm Busch anzeigen

Was heißt denn das: „Unmündige"? Ein unmündiges Kind ist ein Kind, das noch nicht den Anspruch macht, mit dem Leben allein fertig zu werden. Es ist ganz und gar angewiesen auf seine Mutter. Es kann eben nicht allein fertig werden. – Ein zweijähriges Kind nimmt der Mutter den Löffel aus der Hand und sagt: „Alleine essen!" Es fängt an, mündig zu werden. Nun verstehen wir, was Jesus meint mit den Unmündigen, denen der Vater Jesu Herrlichkeit offenbart hat. Es sind die Leute, die es aufgegeben haben, mit sich selbst und mit der Welt allein fertig zu werden. Es sind die „zerbrochenen Herzen", die den Glauben an sich selbst verloren haben und beide Hände ausstrecken nach Gott.

Im natürlichen Leben fängt der Mensch mit der Unmündigkeit an, und dann wird er mündig. Im geistlichen Leben ist's umgekehrt. Da werden aus den vermeintlich Mündigen die Unmündigen. Wir bilden uns ein, wir könnten das Leben meistern, wir könnten unsere Ideale erfüllen, wir könnten allein fertig werden. Es ist ein großer Fortschritt, wenn uns klar wird, dass das eine Täuschung ist. Es ist ein Werk des Heiligen Geistes, wenn wir an uns zu Schanden werden und damit zu Unmündigen vor Gott.

Als Petrus siegesgewiss zum Garten Gethsemane ging, war er ein „Kluger und Weiser". Als er weinend aus des Hohenpriesters Haus ging, war er ein Unmündiger geworden. Nur solchen aber kann Gott Jesum und Sein Heil offenbaren. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Zu der Stunde freute sich Jesus im Geist, und sprach: ich preise Dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, dass Du solches verborgen hast den Weisen und Klugen und hast es geoffenbaret den Unmündigen. Ja, Vater, also war es wohlgefällig vor Dir.

Wenn wir in den Evangelien sehen, wie der ganze Gang Jesu in so vieler Beziehung ein Leidensgang war, so muss es uns als Jünger des Herrn ganz besonders erquicken, wenn wir lesen: „Jesus freute sich im Geist.“ Als er sich freute, ruhete sein Auge auf den siebenzig Jüngern. Sie waren noch recht schwache Leute, und von Gelehrsamkeit war bei ihnen keine Rede. Allein sie verstanden Jesum doch schon so weit, dass er sie als Pioniere aussenden konnte. In seinem Namen richteten sie auch etwas aus. Die Tatsache nun, dass gerade so einfache, ungebildete Leute ihn verstanden, sich von ihm brauchen ließen und ihm nachfolgten, freute den Herrn, während es ihn tief betrübte, dass unter den Weisen und Klugen sich so wenige zur seiner Jüngerschaft herbeiließen. Unmündige nennt er seine Jünger, und Unmündige müssen alle die werden, denen der Vater Christum soll offenbaren können. Das Eigentümliche bei Unmündigen ist ihre gänzliche Abhängigkeit von der Mutter. Diese Eigentümlichkeit muss das Merkmal aller derer werden, denen Christus in seiner Herrlichkeit soll offenbar werden. Sie müssen ihre selbständige Weisheit und Klugheit aufgeben; sie müssen es verlernen, mit ihrem Kopf das Göttliche ergründen zu wollen, und betend, sich ganz von Gottes Geist abhängig fühlend, zu Jesu Füßen sitzen, um von ihm zu lernen. Die Weisen und Klugen haben uns lange genug Christi Bild verfälscht, und es ist Zeit, dass wir uns im Ernst unter die Majestät der Worte Jesu beugen: den Unmündigen offenbart der Vater Christum, sie will er zu Zeugen machen.

Herr mein Gott! Ich will unmündig, ganz von Dir und Deinem Wort abhängig werden. Ich lege Dir alle eigene Weisheit zu Füßen. Verkläre durch Deinen Geist Christum in mir. Amen