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Predigten zu Kolosser 3,5

"Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, welche Götzendienst ist,"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Der Kampf gegen die Habsucht

"Tötet den Geiz (Habsucht), welcher ist Abgötterei!"

Die fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt (Röm. 8, 5). Wer Leben aus Gott hat oder "geistlich" ist, dessen Trachten geht auch nach oben. Einem irdischen Menschen kann man nicht zurufen: Suche, was droben ist! Er muss wie der Maulwurf Wühlarbeit im Irdischen verrichten. Es ist unmöglich, den irdischen Sinn zu überwinden, wenn uns nicht der Sohn Gottes einen Sinn hat geben können, dass wir erkennen den Wahrhaftigen (1. Joh. 5, 20). Erst dann kommen wir los vom Hängen am irdischen Besitz und lernen vertrauen "auf den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich, allerlei zu geniessen" (1. Tim. 6, 17). Wenn wir aber mit Christo der Welt gestorben sind, dann lasst uns auch mit allem Eifer suchen, was droben ist! Lasst uns die Geldliebe und Habsucht, von der wir erlöst sind, fortgesetzt töten! Paulus weiss von so manchen, die nach dem Reichwerden gelüstet hat und dadurch vom Glauben nicht ohne Schmerzen abgekommen sind (1. Tim. 6, 10). Denn wer einmal die Freundlichkeit des Herrn geschmeckt hat, ist im Grunde doch unglücklich, wenn er sich wieder ins irdische Trachten hineinziehen lässt. Je mehr sich der Erdenmensch ins Irdische vertieft, desto mächtiger wird der irdische Sinn in ihm. Je mehr der Gottesmensch sich in Gott versenkt und sich mit göttlichen Dingen beschäftigt, desto mehr wächst in ihm der himmlische Sinn. Die Losung des alten Menschen ist: Bring her, bring her (Spr. 30, 15)! Von Natur wollen wir so viel wie möglich an uns raffen, wir tragen einen räuberischen Sinn in uns herum. Die Art Gottes ist: Geben. Er hat sein Liebstes für eine undankbare Welt hingegeben. Der Sohn Gottes hat sich selbst und alles, was er hatte, für uns geopfert. Wer diese gebende Liebe Gottes an sich erfährt, wird ein neuer Mensch, der auch wieder geben kann. Die Christen in Thessalonich und Philippi sind durch die Gnade Gottes so gebefreudig geworden, dass sie den Apostel förmlich in Verlegenheit setzten, weil sie über ihr Vermögen zur Stillung der Not ihrer Brüder in Jerusalem beisteuerten (2. Kor. 8, 1-3). Gotteskinder verstehen das Wort des Heilandes: Geben ist seliger als Nehmen. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Er segnet ihn; denn Gottes Liebe ist immer eine gebende. Es geht bei einem solchen nach dem Wort: Gebt, so wird euch gegeben. Ein voll gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß lässt Gott ihm in den Schoss fallen (Lk. 6, 38). Wer geizig ist und nicht geben kann, denke ja nicht, dass er ein Gotteskind sei. Er betrügt sich. Vielleicht war er einmal begnadigt, aber weil er der Geldliebe sein Herz aufs neue eingeräumt hat, ist er von Gott abgekommen. Denn Geiz ist Abgötterei. Der Mammonsdiener ist ein Götzendiener (Eph. 5, 5). Der Geiz hüllt sich gern in einen frommen Mantel. Aber Geldmenschen sind im Grunde Feinde Gottes. Das Herz des Judas war kalt und feindselig gegen Jesus. Der Mammonssinn führt zu allem Schlimmen und zuletzt ins Verderben (1.Tim. 6, 10). Lasst uns das ewige Leben ergreifen und reich werden in Gott, lasst uns nicht müde werden im Gutestun! Dann folgt eine unaufhörliche, reiche Ernte (Gal. 6, 9).


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind - Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust und den Geiz, welcher Abgötterei ist."

Hier werden eigentlich nur zwei Sündenwege genannt, der der Unzucht und der des Geizes. Zwei grässliche, gähnende Abgründe, in die auch viele zum Himmelreich unterwiesene, gläubige Menschen, die "recht entronnen" und "dem Unflat der Welt entflohen" waren, wieder hinabgesunken und verlorengegangen sind. Der erstere ist grob und hässlich und pflegt die Menschen zu beunruhigen und zu ängstigen. Den letzteren hingegen will fast niemand für das erkennen, was er ist. Über den ersteren können sie bitterlich klagen und sich ängstigen, über den letzteren aber hört man selten jemanden sorgen oder sich beunruhigen. Er erhält vielmehr gewöhnlich einen besseren Namen und wird z. B. so entschuldigt: "Ich muss mich und die Meinen ja versorgen; es ist darum kein Geiz, sondern nur notwendige Haushaltsfürsorge."

Doch der Satan kann den Blick so grässlich blenden, dass sogar die Sünde der Unzucht, die an und für sich grob und hässlich ist, in der Stunde der Versuchung gar nicht gefährlich, sondern ganz unschuldig erscheint. Das jedoch ist jedem Christen das deutlichste Zeichen dafür, dass der Teufel nahe und die Gefahr vorhanden ist.

Wahrlich, wenn dieselbe Sünde, die in klaren und besonnenen Zeiten dir so schrecklich ist, dass du schon beim Gedanken daran erbebst, dir jetzt als ein Nichts oder als ganz gering und entschuldbar erscheint, dann weißt du, dass die Stunde der Versuchung da ist und dass der Geist des Teufels und die Macht der Finsternis deinen Blick so blenden. Dann hüte dich, hüte dich! Dann gilt es, entweder eilig zu fliehen oder aber in die Gewalt des Feindes zu fallen! Fängst du nur an, zu überlegen, dann bist du schon gefangen. Dass Eva sich auf ein Gespräch mit der Schlange einließ und auf die verbotene Frucht blickte, war der Weg zum Sündenfall. In diesem Streite siegt man mehr durch Flucht als durch Kampf. So sollst du auch wissen, dass es der Rat des Teufels und der Betrug des schon bestochenen Sinnes ist, dass du nicht in die Sünde fallen, sondern nur versuchen willst, wie nahe an den Rand du gehen kannst, ohne in die Tiefe zu stürzen. Ist der Sinn gesund und wachend, dann suchst du lieber so weit wie möglich vom Rande wegzukommen. Hier gilt im allgemeinen: Wer der Sünde entfliehen will, muss damit anfangen, die Versuchung, die Gelegenheit und den Anlass, den ersten Gedanken und - sofern es möglich ist - Stätten und Gegenstände zu fliehen, die eine Versuchung mit sich bringen. Hierhin gehören die Worte Christi: "Ärgert dich dein rechtes Auge (ist es dir zur Versuchung), so reiss es aus und wirf es von dir. Es ist besser, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde." Auch dem, was an und für sich unschuldig ist, wie das Auge, muss doch aus dem Wege gegangen werden, wenn es dir durch das Hinzukommen der Sünde zur Versuchung geworden ist. Und wenn es dir so lieb ist wie dein Auge und die Entsagung desselben so bitter ist wie das Ausreißen eines Auges, fliehe es doch! Es ist besser für dich, dass du während einer kurzen Zeit das Bitterste leidest, dadurch aber deinen Gewissensfrieden in der Zeit und deine Seele für die Ewigkeit rettest, als hier während einer kurzen Zeit Lust in der Sünde, hernach aber Qual im Gewissen und dann das Feuer der Hölle in der Ewigkeit zu haben.

Um die Christen aber zur Wachsamkeit, ja, zum Zurückschrecken vor dieser Sünde in allen ihren Teilen, vor den blossen Gedanken und Begierden zu erwecken, kann nichts Kräftigeres angeführt werden als das, was 1. Kor. 6 zu lesen ist. Ein bedenkenswertes Stück! "Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Christi Glieder sind? Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Fliehet die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außer seinem Leibe; wer aber huret, der sündigt an seinem eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr von Gott habt, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft. Darum, so preist Gott an eurem Leibe und in eurem Geist, welche sind Gottes." - Merke dir solche Worte! "Ihr seid teuer erkauft, mit dem teuren Blut Christi; ihr seid nicht euer selbst," dass ihr mit eurem Leibe und in eurem Geist, in eurem Herzen und euren Gedanken das tun könntet, was ihr wollt. "Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen?" - Das sei ferne!

Der andere gähnende Abgrund war der Geiz. Er verschlingt uns um so leichter, da er nicht erschrecklich erscheint, sondern einen herrlichen Schein und viele Entschuldigungen hat. Wer will sich schon als geizig bekennen? Auch ein Christ, der von dieser Begierde eingenommen zu werden anfängt, weiss es kaum, ob er nun auf die Begierde oder auf ihren Gegenstand blickt, so sieht er lauter unschuldige Dinge. Er findet, dass es erlaubt, ja, seine Pflicht sei, "sich und die Seinen zu versorgen". Ferner sind die Gegenstände seines Begehrens unschuldig, sie sind ja Gottes eigene Gaben, für die wir Gott danken sollen. Geld, Ländereien, Vieh, Haus, Speise und Kleidung - alles das sind unschuldige Dinge. Wer könnte wohl seine Bestrebungen strafen? Hier können nur die Grade des Strebens die Gefahr bezeichnen, und die sind so verschieden. Wer kann hier bestimmen, was Geiz ist? - Ach, der Christ, der hier nicht verstrickt und ein Demas werden will, der soll nicht scherzen und heucheln, sondern scharf auf das Wohl oder Wehe seiner Seele sowie auf die Worte des Herrn darüber achtgeben, was ein rechtschaffenes Wesen in Christus und was hingegen der Geiz ist und bewirkt!

O, mein Immanuel, Bewahr mir Leib und Seel'!