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Predigten zu Kolosser 1,15

"welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung."

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wo ist Gott? Millionen Augen weinen in Kummer und Leid! Wo ist denn Gott? – Tausende von Menschen zerbrechen am Leben! Wo ist denn Gott? – Auf den Schlachtfeldern sinken Tausende dahin! In Elendsquartieren der Großstädte hungern blasse Kinder nach Sonne! Wo ist denn nur Gott? – Unzählige werfen verzweifelt ihr Leben fort! Blühende Jugend verkommt in Sünde! – Gott, wo bist du?? „O dass du den Himmel zerrissest und führest herab!"

Wo ist Gott? Suchende wandern in die Natur hinaus, ob da Gott vielleicht zu finden sei. Aber die Natur bleibt stumm. Andere horchen in ihr rauschendes Blut und in ihr pochendes Herz, ob da Gott vielleicht sich offenbare. Aber sie bleiben schauerlich allein mit ihren Gedanken und ihrer Sehnsucht. Wo ist Gott? Wo ist denn nur Gott?? Ist denn diese Welt ganz gottverlassen? Millionen haben ihre Sehnsucht erstickt. „Gott?!" Lachen! „Gott? Es gibt keinen Gott. Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir alle tot!" Wo ist denn Gott??

Ein Ruf dringt auf, aus der Bibel, ein Jubelruf: „Kommt und seht! Hier ist Gott, der lebendige Gott! Das Leben ist erschienen! Und wir bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist! Gott ist gekommen!!" „Wo?" „In Jesus!" lautet die Antwort. „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes!" – Der Jubelruf pflanzt sich fort. Errettete preisen Jesus. Und wir? – Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Was heißt denn das: Ebenbild? Im griechischen Text steht hier das Wort „eikohn". Dieses Wort wird sonst gebraucht von den Götzenbildern, die die Heiden aufstellen. Die Heiden glauben ja auch, daß ihre Götter in der unsichtbaren Welt sind. Aber weil sie ins Unsichtbare nicht schauen können, machen sie sich Bilder ihrer Götter. Wieviel Millionen Götzenbilder sind in der Welt doch errichtet worden!

Und nun sagt unser Bibel wort: Alle die vielen Millionen Götterbilder sind falsch. In ihnen erkennt man Gott nicht. Sie sind menschliche Erfindungen. Sie führen in die Irre. „Aber", fragt das Herz, „wie sollen wir uns denn Gott vorstellen? Wo finden wir ein rechtes Bild des lebendigen Gottes?" Und darauf gibt unser Text die Antwort: „Jesus ist das rechte „eikohn", das rechte, wahre Ebenbild des lebendigen Gottes." Das hat ja Jesus selbst auch schon gesagt: „Wer mich sieht, der siehet den Vater."

„eikohn" — das kann auch „Spiegelbild* heißen. — An alten Häusern sah man vor den Fenstern oft einen sogenannten „Spion". Das war ein schräggestellter Spiegel. Und wer sich nun ans Fenster setzte, der konnte durch diesen Spiegel alle Vorgänge auf der Straße beobachten. Er sah die Straße selbst nicht, aber im Spiegelbild sah er doch klar, was vorging. Jesus ist das „Spiegelbild" des lebendigen Gottes. Gott selber können wir nicht sehen. „Er wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann." Er ist ein verborgener Gott. Aber im Angesicht Jesu Christi dürfen wir Ihn sehen und erkennen. Darum ist es sinnlos, Gott irgendwo anders suchen zu wollen als in Jesus. Aber in Ihm sehen wir nicht nur das Angesicht, sondern das Herz Gottes. Amen.