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Predigten zu Josua 15,19
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
"Achsa sprach zu ihrem Vater Kaleb: Gib mir einen Segen! Gib mir auch Wasserquellen."
Die kleine Geschichte der Achsa steht zweimal in der Bibel. (Siehe Richter 1.) Wir wollen sie nicht übersehen. Achsa war die Tochter Kalebs, des Mannes, der mit Josua einst als treuer Kundschafter sich erwiesen hatte. Ihm war ein großes Erbgut in Kanaan verheißen und auch zugeteilt. Da hausten aber noch allerlei Kanaaniter. Er verhiess dem, der eine besonders starke Kanaaniterfeste eroberte, seine Tochter Achsa zur Frau. Othniel war der Held, dem es gelang. Als er nun mit seiner jungen Frau in die neue Heimat einzog, zeigte es sich, dass die Gegend "Mittagsland" war, d.h. dem glühenden Sonnenbrand ausgesetzte Äcker und Weiden. Beim ersten Besuch ihres Vaters bat Achsa ihn: "Gib mir einen Segen! Gib mir Wasserquellen!'' Gern erhörte der Vater die liebe Tochter und gab ihr Quellen"oben und unten". Nun konnte sie Wiesen und Felder reichlich berieseln lassen und herrliche Ernten einbringen. - Diese Achsa sei uns ein Vorbild. Sie erkannte den Mangel, gab sich aber nicht damit zufrieden. Es gibt Kinder des Neuen Bundes, deren Leben und Wesen so trocken, dürr und öde ist wie Achsas Mittagsland. Wer empfindet das schmerzlich? Der werde der bittenden Achsa gleich! Wie diese Tochter ihren gütigen Vater kindlich schlicht um einen Segen bat, so dürfen auch wir zu unserem Vater im Himmel ganz schlicht sagen: Es fehlt meinem Christenstand an Saft und Kraft! Gib mir deinen Heiligen Geist und seine Kräfte! - Wir sehen zuletzt die erhörte Achsa. Augenblicklich erfüllt Kaleb der geliebten Tochter ihre Bitte. Und wir? Nicht vergeblich hat der Herr Jesus gesagt:"So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten (Lukas 11, 13).Er gab ihr die Quellen oben und unten
Kaleb hatte die ihm feindlichen Riesen überwunden, und nun konnte er seiner Tochter ein Erbteil geben an Land und Wasserquellen. Als Jesus die Schärfe des Todes überwunden hatte, eröffnete Er das Reich des Himmels allen Gläubigen. Er hat die Fürstentümer und die Gewalt der Finsternis siegreich unter Seine Füße getreten, und jetzt kann Er Seiner Kirche die Quellen oben und unten geben.
In unserem Leben gibt es zweierlei Gebiete, die unter sich eng zusammenhängen, ja eins sind. Das eine bezieht sich auf unsere Berührung mit den Menschen und auf unsere irdische Arbeit; das andere auf die heiligen Augenblicke des stillen Umgangs mit Gott, durch Gebet und Betrachtung Seines Wortes. Die Schafe Christi gehen täglich aus an ihre mannigfaltige Tätigkeit, dann kehren sie wieder heim, weiden auf den grünen Auen und ruhen am frischen Wasser. Zu beidem bedürfen wir täglich der uns von dem Strome zufließenden Quelle, die ein Sinnbild ist des heiligen Geistes. Am Tage des HErrn, im Hause Gottes oder im Gebetskämmerlein, da erklimmen wir sozusagen die Hügel und stehen am Rande der oberen Quellen, und hören in dem feierlichen Schweigen das Murmeln ihrer Bäche. Am Montag steigen wir dann wieder ins Tal hinab; da sind wir mitten im Gewühl des Kampfes und hören den Schrei menschlicher Not; aber gottlob, auch da gibt es reichliche Quellen. Obere Quellen vom Berge der Verklärung und untere Quellen aus dem Tal der Demütigung; obere Quellen für die Tage der Gesundheit und fröhlichen Tätigkeit, untere Quellen für die Tage der Niedergeschlagenheit, des Schmerzes und des Todes; obere Quellen des Lobes, der Anbetung und Wonne, und niedere Quellen dann, wenn es gilt, das Joch auf sich zu nehmen, die Last zu tragen und aus dem Leidenskelch zu trinken. Lasset uns mit Freuden Wasser schöpfen aus dem Heilsbrunnen Gottes!