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Predigten zu Johannes 4,35

"Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und die Ernte kommt? Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und schauet die Felder an, denn sie sind schon weiß zur Ernte."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld, denn es ist schon weiss zur Ernte."

Aus der Stadt Sichar strömt eine Schar von Menschen hinaus zum Jakobsbrunnen. Was wollen die Leute? Wasser schöpfen? Nein. Eine Frau aus Sichar hat ihnen erzählt, am Brunnen sitze ein Mann, der ihr ganzes Sündenleben durchschaut und aufgedeckt und sie doch nicht verdammt habe. "Kommt und seht, ob das nicht Christus, der Heiland, ist!" Im Blick auf die heranströmende Menge sagt dann der Herr Jesus zu seinen Jüngern: "Seht das Feld, es ist weiss zur Ernte." - Wo Seelen sind, die nach dem Heiland verlangen, wo Menschen alles stehenlassen, um den Herrn Jesus kennenzulernen, da ist himmlisches Erntefeld. - In Sichar sah es in mancher Hinsicht nicht gut aus. Die Laster der Unzucht hielt manche im Dorf gefesselt. Und eben dieser Ort wird ein Erntefeld für das Himmelreich. Die Einwohner bitten den Herrn, etliche Tage bei ihnen zu bleiben, und die ganze Dorfgemeinschaft sagt am Ende dieser Tage: "Wir haben gehört und erkannt, dass dieser wahrhaftig Christus ist, der Heiland der Welt.'' - Welch ein Trost! Welch eine Ermutigung! Wo der Teufel seine Triumphe feierte, soll Jesus seinen Siegeseinzug halten. - Lasst uns die Plätze nicht aufgeben, an denen üble Dinge geschehen. Sie können herrliche Erntefelder für das Himmelreich werden! - Seinen Jüngern gibt der Herr noch einen wichtigen Hinweis. Sie erleben die Erntearbeit. Das soll sie nicht stolz machen. Sie sollen bedenken, dass andere Vorarbeit geleistet haben, die ihnen jetzt zugute kommt. - Auch der erfolgreichste Arbeiter im Reich Gottes kann nur dann in der Demut und dadurch im Segen tätig bleiben, wenn er nicht sich und seiner Arbeit, sondern dem Wirken des Wortes und Geistes Gottes allen Erfolg zuschreibt.


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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DIE CHANCE WAHRNEHMEN

Jeder Gläubige ist dafür verantwortlich, eine Last für die Verlorenen zu haben. John Harper war so ein Gläubiger. In den frühen 20er Jahren wurde er in der bekannten Moody Memorial Church zum Pastor berufen, doch im Jahre 1912 zählte er zu den Passagieren der Schicksalsfahrt der Titanic.

Vier Jahre später erhob sich während einer Zusammenkunft ein junger Schotte und erzählte, dass er einer der wenigen Überlebenden der Titanic sei. Als er, sich an ein Stück Holz klammernd, auf dem Wasser trieb, begegnete ihm ein Mann, der auf einem anderen Wrackteil dahintrieb. Dieser Mann rang mit dem jungen Schotten, er solle doch Christus annehmen. Er lehnte ab. Die Strömung ließ die beiden sich noch einmal begegnen, und der Mann erkundigte sich, ob der junge Schotte bereits gerettet sei. Kurze Zeit später verschwand John Harper in den Fluten, und der Schotte entschied sich, Christus als seinen Retter anzunehmen. Bei dieser Zusammenkunft berichtete er, dass es John Harper gewesen sei, der ihm dort begegnete – der junge Schotte war sein letzter Bekehrter. Bist du einer der John Harpers deiner Zeit?


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Jesus sah vor sich schon ein zur Ernte reifes Feld. Davon sahen aber die Jünger nichts. Für ihren Blick sah nicht nur die weite Ebene, auf die man vom Jakobsbrunnen sieht, noch winterlich aus, sondern nach ihrer Meinung gab es auch in den Dörfern ringsum für Jesus nichts zu tun. Wie konnte er auch nur an eine Ernte auf dem samaritischen Boden denken? Er kannte ja den Hass der Samariter gegen die Juden und wusste, wie versteckt sie an ihrer sektenhaften Absonderung von Jerusalem festhielten. Selbst wenn die Samariter geneigt würden, auf Jesus zu hören, konnte er nach der Meinung der Jünger in keine Gemeinschaft mit ihnen treten. Denn er war in Kraft seiner Sendung der König Israels; folglich gab es in Samaria keine Ernte für ihn. Öffnet eure Augen und schaut hin, sagt ihnen Jesus; jetzt habt ihr die Arbeit der Schnitter zu tun und dies da, wo ihr meintet, dass keine Ernte wachsen könne. Was damals am Jakobsbrunnen geschah, war nicht nur für Jesus die Speise, die ihn erquickte, und nicht nur für die Samariter der Aufgang eines neuen Tages, sondern auch für die Jünger Jesu ein neuer Anfang, der ihrem Leben mit starkem Stoß eine neue Richtung gab. Die Überraschung, die ihnen dort zuteil wurde, zerbrach ihr angebliches Wissen und erzog sie zum Sehen, das auf Gottes Werk achten lernt. Wie heilsam sind auch uns diese Überraschungen! Sie können uns betrüben, wenn sich Felder als leer erweisen, von denen wir meinten, sie seien zur Ernte reif; sie können aber auch erfreuen und stärken, wenn sich auch da, wo wir meinten, es sei nichts zu hoffen, Gottes Werk zeigt, das den Menschen für sein Wort bereitet, und heilsam sind sie immer, weil sie uns verwehren, mit fertigen Urteilen mit den Menschen zu verkehren, als wüssten wir, was in ihnen verborgen ist. Ob es Erntezeit ist oder nicht, ob hier Ähren reifen oder Dornen wuchern, das weiß nur der, der die Herzen kennt. Darum besteht unser Dienst darin, dass wir seiner Leitung folgen und dann die Erntearbeit tun, wenn er die Ernte reifen lässt.

Unsere Gedanken möchten, Herr Gott, in ungeduldiger Eile erraten, was Du tun wirst. Du heißt uns aber warten, bis Dein Werk sichtbar wird. Gib mir das geöffnete Auge, dass ich nicht bei mir selbst weise bin, sondern dein Wort sehe und mich brauchen lasse, wann und wie Du mich brauchen willst. Amen.