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Predigten zu Johannes 1,8
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
Dass keiner dazu gelangt, Gott zu sehen, das hat Johannes mit Ernst den Männern vorgehalten, die in der Erkenntnis Gottes das finden wollten, was als die neue Gabe Jesu in die Menschheit hineingekommen sei. Es ist in der Tat die Gabe des Sohnes Gottes, dass wir Gott kennen. Denn Ihn zu kennen, das ist das ewige Leben. Damit ist uns aber nicht gegeben, dass wir Ihn sehen. Denn wir erkennen Gott an seinem Werk, an dem, was Er uns gibt. Diese Ordnung Gottes stellt uns unter Gottes Gnade. Denn sein Werk kommt aus seiner Güte zu uns und zeigt uns diese an dem, was Er für uns tut. Wie wäre aber die Gnade noch Gnade, wenn sie mir nicht auch Gottes für uns unerreichbare Hoheit sichtbar machte? Dies tut sie dadurch, dass Gott mir unsichtbar bleibt. Die Männer, die nach dem Anblick Gottes rangen, drängten sich an Gott heran, als könnten sie jede Schranke entfernen und den Spiegel, in dem sich Gott uns zeigt, wie Paulus sagte, wegschieben. Das Schauen von Angesicht zu Angesicht überragt als uns verheißenes Ziel den uns jetzt gegebenen Lebensstand und erfordert das reine Herz, das wir noch nicht haben und uns durch keine religiöse Anstrengung und Übung verschaffen können. Die größte Gabe, die uns Gott geschenkt hat, damit wir Ihn erkennen, ist Jesus, der ganz mit Gott Verbundene, der dem Sohn gleicht, dessen Platz an der Brust des Vaters ist, und Jesu Geschenk an uns ist sein Wort, das mit allem, was er uns sagt, die Verkündigung dessen ist, was Gott ist und wirkt. Kann ich Gott nicht sehen, so kann ich ihn doch hören. Anblick Gottes gibt es nicht für mich; dafür gibt es ein zu mir gesprochenes göttliches Wort. Ich darf nicht nach dem begehren, was mir unzugänglich ist, und deshalb das missachten, was mir gegeben ist. Dass Gott durch Jesus zu uns spricht, das ist diejenige Gnade, die für das eigensüchtige Herz des Menschen heilsam ist. So wird es vor dem doppelten Elend behütet, in das sich unser Herz hineinstürzen kann, vor dem Stolz, der sich an Gott herandrängt und nicht in der Tiefe stehen bleiben will, und vor der Erschlaffung, die sich mit dem begnügt, was die Natur uns gibt. Wer sich von der Erde lösen und sich zu den Himmlischen gesellen will, dem tritt das Wort entgegen und ruft ihm zu: Höre mich, und den, der in die Natur versunken, nichts mehr als sich selber sieht, weckt das Wort auf und sagt ihm: Höre mich; was ich dir sage, kommt von Gott.
Ich greife dankbar, heiliger Herr und Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus, nach Deinem Wort und preise es als den hellen Strahl, der aus Deiner Sonne hervorleuchtet, als den reichen Schatz, der aus Deiner Fülle uns beschieden ist, als das feste Band, das uns mit Dir vereint. Gib mir immer reicher, immer reiner Teil an Deinem Wort. Amen.