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Predigten zu Joel 3,1
Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch und eure Söhne und Töchter sollen weissagen. Eure Ältesten sollen Träume haben und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.
Der Apostel Petrus sieht am Pfingstfest eine Erfüllung dieser großen und herrlichen Verheißung. Sehen wir aber obige Worte genau an, so merken wir sofort, dass das Pfingstfest in Jerusalem doch nur eine anfängliche Erfüllung dieser Verheißung sein kann; denn wenn wir die Worte „alles Fleisch“ nicht entleeren wollen, so haben wir noch viel mehr zu erwarten, als das, was am ersten Pfingsten geschehen ist. Ja, Gott sei Dank! Die erste Frage ist aber, wann wird der heilige Geist auf alles Fleisch ausgegossen werden? Darauf werden wir mit Entschiedenheit antworten müssen: nicht vor dem tausendjährigen Reich. Das Antichristentum, das sich immer mehr entwickelt, ist kein Boden für ein Pfingsten für alles Fleisch. Wir schaden ganz ungeheuer, wenn wir in unserer Phantasie den Leuten Erwartungen beibringen, die nicht erfüllt werden. Es ist sehr verhängnisvoll, wenn wir uns in unserer Arbeit und Hoffnung auf baldige Großtaten Gottes verlassen, die erst eintreten werden, wenn nach Offenb. 20,2.3 der Satan gebunden wird, so dass der Geist Gottes frei walten kann, wie es jetzt unmöglich ist. Die Hindernisse für den Geist Gottes sind jetzt sehr groß. Nach dem Wortlaut unseres Textes sieht man auch wohl, dass in obigen Worten unsere Kirchenzeit nicht gemeint ist: die Töchter sollen weissagen, natürlich allgemein, so allgemein, als der Geist ausgegossen sein wird. Offenbar war das im Anfang der Kirche der Fall; nach Apostg. 21,9 hatte der Evangelist Philippus vier Töchter, die weissagten. Wir sollten uns vielmehr sehnen nach der herrlichen Zeit, in der wieder Ordnung des heiligen Geistes sein wird unter unserem Erzbischof Jesus Christus. Wie wird man dann wohl Über unsere jetzigen Ordnungen denken? Auch auf eine andere soziale Ordnung weist unser Text hin: auf die Knechte und Mägde kommt dann der Geist, und Petrus lässt auch sie weissagen Apostg. 2,18. Da werden alle Stände zufrieden sein, und doch wird es noch Knechte und Mägde geben.
Herr! Mache Dich auf! Wir sehnen uns nach der Erlösungszeit. Höre das Flehen Deiner Kinder. Amen