10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu Jesaja 32,4
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Der Prophet redet von einer Heilszeit, in der vieles den Menschen gegeben werde, das ihnen in andern Zeiten gebreche. Seit der Heiland gekommen ist, stehen wir in einer solchen Heilszeit. Und was könnte uns nicht alles werden, wenn wir selbst auch darum bemüht wären!
„Die Unvorsichtigen“, heißt es, „werden Klugheit lernen“: es werde eine Zeit kommen, da das Törichte, Verkehrte, Blinde, Unbedachtsame in den Herzen der Menschen schwinden und die rechte Klugheit bei ihnen einkehren werde. Damit ist freilich nur gesagt, daß es denen, die sich darum bemühen, mit den verheißenen neuen Kräften gegeben werde, es zu erlangen. Aber der Unvorsichtigen gibt es trotzdem doch noch viele unter uns, selbst unter den ernsteren Christen. Denn sie bemühen sich nicht um Besseres. Und doch ist's nicht auszusprechen, wie viel Schaden die Unvorsichtigkeit bringt! Vielfältig läuft man in der Welt, die doch im Argen liegt, umher, wie wenn nichts zu fürchten wäre! Man tappt an allem herum und hat sich, ehe man sich's versieht, beschmutzt, vergiftet - oder es „schnappt“ gar und man ist in der Falle wie ein Mäuschen, das sich vom Geruch reizen und locken läßt und daran herum trippelt, bis es „schnappt“. Das ist die Unvorsichtigkeit, mit welcher viele in grausige Gefahr, selbst des Todes und des ewigen Todes, hineinkommen. Klug zu werden hätten wir doch alle Ursache, zumal uns jetzt so klar geoffenbart ist, wie der Feind uns überall Fallen legt! Wo wir gehen und stehen, so dürfen wir denken, hat der Feind eine Falle gelegt, weil er immer hauptsächlich auf die Torheit und Unvorsichtigkeit der Menschen rechnet, wie es schon beim ersten Sündenfall geschah. Das tut er besonders dann, wenn er denkt, daß an den Seelen etwas für den HErrn sein könnte, der den Satan überwunden hat. Ach, wie viel Jammer bringt die Unvorsichtigkeit namentlich jungen Leuten!
Es ist aber doch die Zeit da, da die Unvorsichtigen Klugheit lernen könnten, sich zu hüten vor alle dem, was äußerlich gleißt und schimmert - und doch im Hintergrund Verderben hat! Wer sich durch Buße und Glauben an den HErrn Jesus bekehrt, der kann's lernen; und er lernt's um so mehr, je völliger er sich mit seinem ganzen Wesen zu Gott wendet. Vor allem kann er sich auch der vielen Zungensünden enthalten lernen, an denen vornehmlich die Unvorsichtigkeit der Menschen zu erkennen ist. Denn es ist ja hier auch verheißen, daß der Stammelnden Zunge fertig und reinlich reden werde.
Zu dem allen bedarf es freilich eines beständigen Aufblicks nach oben, eines steten Seufzens und Bittens mit Wachsamkeit: „HErr, bewahre Du mich! Schütze Du mich! Lenke Du mich! Gib Du mir zur rechten Zeit den Wink, da ich selbst zu dumm wäre, es von mir aus zu merken, was in diesem und jenem liegt! Und regle meine Sinne, daß sie mich nicht betören! Zähme namentlich meine Zunge, daß sie's in nichts verderbe!“ Wer so betend seinen Weg geht, kommt gut durch, wie es verheißen ist. Wer aber aus sich selbst mit Selbstvertrauen zurechtkommen will, ohne recht aufzumerken - dabei wohl auch Warnungen und Weisungen verschmäht -, der kommt oft unversehens schnell zu Fall, besonders dann, wenn noch allerlei Gelüste in ihm nicht völlig ertötet sind.
Ach, daß uns der HErr helfen möge zum Sieg, durch Wachsamkeit und Vorsicht!
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Der Stammelnden Zunge
„Stammelnd“ ist ein eigentümlicher Ausdruck. So sind, geistlich genommen, die Leute hauptsächlich dann, wenn sie ans Geistliche kommen sollen. Vielen läuft's mit dem Reden in allem glatt weg. Wenn sie es aber ein wenig geistlich wenden oder wenn sie für die Wahrheit einstehen, wenn sie nur nach dem Gewissen reden und sagen sollen, was recht und nicht recht ist, dann stammeln sie und bringen's nicht heraus; oder sie bringen's verkehrt heraus und sind im Nu unter den Tisch geschwatzt.
Statt dessen nun soll man „fertig“ reden lernen; fertig: indem man's versteht, das vorzubringen, was recht ist, was andern frommt und zum Guten dient; wenn man dabei auch immer wieder neue Gedanken hat und die Worte dazu bekommt, daß man vor allem stets Antwort weiß und nicht stecken bleibt. Solches muß gegeben werden; und dazu ist uns der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, verheißen.
Was aber gegeben werden soll, muß auch erbeten sein. Man soll darum lernen, mit dem Aufblick zum HErrn zu reden, wenn man sich verantworten oder wenn man einem überklugen standhalten oder überhaupt mit andern verkehren soll. Wie “ fertig “ könnten wir so doch werden zu Trost, Erbauung, Rat, Belehrung, Warnung, auch Bestrafung. Und wie würde doch alles auch uns wieder zur Bewahrung dienen, wenn wir uns mehr in die Gegenwart des HErrn stellen würden!
Aber auch „reinlich“ soll die Rede werden: wenn keine Bitterkeit, keine widrige Stimmung, keine Lieblosigkeit, keine Schroffheit, nichts Herbes, nichts Abstoßendes in dem liegt, was man sagt. Die erfahrene Liebe Christi sollte ja unsre Rede reinlich machen können, wenn wir darauf achten würden! Und wie wichtig wäre doch das! Mancher ist wohl „fertig“ und weiß nach rechts und links hinauszugeben, daß er das Feld behauptet - aber er verwundet, verletzt, betrübt, beleidigt, ärgert, tötet wohl gar mit seiner „fertigen“ Rede. Das aber, ach, wie mißlich ist das!
Also fertig und reinlich reden, gewandt und weislich, mild und sanft, erbaulich, wohltuend, rein von aller Falschheit und aller Lieblosigkeit reden - das soll der „Stammelnden Zunge“ lernen. Wir können's als Jünger Jesu bei gutem Stand unsres Herzens, wenn wir wollen, durch den Heiligen Geist!