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Predigten zu Jesaja 28,16
Zitate von William MacDonald anzeigen
"Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen."
In einem Zeitalter von Überschallreisen und Hochgeschwindigkeitskommunikation, in einer Kultur, in der Hast und Eile das Losungswort ist, trifft es uns wie ein Schlag aus heiterem Himmel, wenn wir erfahren, dass Hast in der Bibel von Gott selten gutgeheißen wird. Ich sage "selten", weil wir das Beispiel haben, dass der Vater dem zurückkehrenden Verlorenen Sohn entgegenläuft, um deutlich zu machen, dass Gott sich beeilt, dem Sünder zu vergeben. Aber im allgemeinen hat es Gott nicht eilig.Als David sagte: "Die Sache des Königs ist dringend" (1. Samuel 21,8), so machte er sich damit der listigen Täuschung schuldig, und wir sollten seine Worte nicht zur Rechtfertigung unseres hektischen Hin- und Hergerennes verwenden.
Die reine Wahrheit ist, wie wir in unserem Text deutlich lesen, dass wir keine übereilte Hast nötig haben, wenn wir wirklich dem Herrn vertrauen. Wir kommen der Dringlichkeit unserer Aufgabe durch einen ruhigen Wandel im Geist besser nach als durch unsere Besessenheit mit fleischlichen Aktivitäten.
Da haben wir zum Beispiel einen jungen Mann, der es eilig hat, zu heiraten. Wenn er nicht schnell handelt, so überlegt er sich, bekommt jemand anders das Mädchen. Die Wahrheit ist aber, dass - wenn Gott das Mädchen wirklich für ihn bestimmt hat - niemand anders sie bekommen kann. Wenn sie nicht Gottes Wahl für ihn ist, dann wird er auf die bittere Weise die Wahrheit des Sprichworts lernen müssen: "Heirate in Eile; bereue in Musse."
Ein anderer hat es eilig, in die sogenannte vollzeitige Arbeit zu gehen. Er argumentiert, dass die Welt zugrundegeht, und dass er nicht warten kann. Der Herr Jesus hat während Seiner Jahre in Nazareth nicht so argumentiert. Er wartete, bis Gott Ihn zum Dienst in der Öffentlichkeit berief.
Allzuoft sind wir auch in unserer persönlichen Evangelisation viel zu eilig. Wir sind so darauf versessen, Bekehrungen vorweisen zu können, dass wir die Frucht oft pflücken, ehe sie reif ist. Wir erlauben dem Heiligen Geist nicht, den entsprechenden Menschen gründlich der Sünde zu überführen. Das Resultat solcher Methoden ist ein Trümmerfeld falscher Bekenntnisse und menschlicher Wracks, das wir hinterlassen. Wir sollten "das Ausharren ein vollkommenes Werk haben" lassen (Jakobus 1,4).
Die wahre Wirksamkeit unseres Lebens liegt nicht darin, dass wir in rastloser Hektik unsere selbstgeschaffenen Missionen durchziehen, sondern in einer vom Heiligen Geist geleiteten Aktivität, die durch geduldiges Warten auf den Herrn bestätigt wird.
Wohlgemerkt, diese Worte sind keine Entschuldigung für Trägheit, Passivität und Gemütlichkeit schläfriger Temperamente, die ihre Ruhe haben wollen, die Opfer scheuen und Selbstverleugnung umgehen. Aber heutzutage lebt man zu hastig; man geht überstürzt von einer Sache zur anderen weiter. Deshalb werden Oberflächlichkeit, Gewohnheit und Erschöpfung eine Bedrohung für jeden von uns, ohne daß wir es bemerken. In unserer Zeit sind die Lebensumstände dazu angetan, Ruhe, Rast und Stille zu verhindern. Aber für den, der glaubt, gibt es ein Heilmittel: «Nicht ängstlich eilen», sich nicht von der Strömung des Lebens mitreißen lassen! Dann bleibt dein Herz ruhig, welches auch deine Tagespflichten sein mögen, und die zahllosen Einzelheiten, aus denen sie sich zusammensetzen, weil Gott selbst dabei den Ton angibt und den Takt schlägt. Er hält Sein Kind geborgen unter dem Schatten des Allgenügenden.
«Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen», er läßt sich zu nichts zwingen. Er lernt, seine Lasten und Sorgen abzuladen auf Gott. Wenn die Arbeit, zu der er berufen ist, ihn zu stark belastet, ihn über die Maßen bedrückt, wenn seine Aktivitäten ihn ermüden und ihm die Gemeinschaft mit Gott rauben, dann erkennt er die Gefahr und bedenkt daß er «nicht ängstlich eilen» soll. Er unterstellt sich der Leitung Gottes, der vor ihm hergeht und den Rhythmus seines Lebens regelt.
«Die beiden liefen aber miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab» (Johannes 20,4). Wir sind berufen, in der Rennbahn zu laufen und den Siegespreis zu erlangen, aber es wird uns ausdrücklich gesagt, daß wir nach den Regeln kämpfen müssen.
Es kommt vor, daß wir «schneller laufen als Petrus» und an einem «Grab» ankommen, d. h. geistlich austrocknen und ersterben, keine Frucht bringen, müde und mutlos werden, anstatt mit dem Auferstandenen in der Kraft Seiner Auferstehung, in einem neuen Leben zu wandeln. Sein Joch ist sanft; wer in Ihm die Ruhe für seine Seele findet, läßt sich nicht hetzen. Er wacht darüber, daß seine Arbeit nicht mehr als den ihr gebührenden Raum einnimmt und daß seine Gemeinschaft mit Gott die Hauptsache in seinem Leben bleibt.