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Predigten zu Jesaja 26,9

"Mit meiner Seele verlangte ich nach dir in der Nacht; ja, mit meinem Geiste in meinem Innern suchte ich dich früh; denn wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Leises Beten

Du siehst es deutlich: Selbst wenn uns kein weiteres gutes Werk geboten wäre, würde das Gebet allein ausreichen, das ganze Leben des Menschen im Glauben zu üben. Wer zu einem geistlichen Amt berufen wurde, ist dazu in besonderer Weise beauftragt, wie vor Zeiten etliche der Kirchenväter Tag und Nacht beteten. Aber es gibt keinen Christenmenschen, der nicht Zeit hat, ohne Unterlass zu beten. Dabei meine ich das geistliche Beten, denn niemand wird von seiner Arbeit so sehr gefordert, dass er in seinem Herzen nicht mit Gott reden könnte – wenn er es will. Überall kann er Gott seine Not oder die Bedrängnis anderer Leute vorlegen, Hilfe begehren oder bitten und auf diese Weise sich in seinem Glauben üben und ihn stärken. Das meint der Herr, wenn er in Lukas 18,1 sagt, wir sollten allezeit, also ohne Unterlass, beten und nie aufhören, während er doch in Matthäus 6,7 verbietet, beim Beten viele Worte zu machen. Aber damit sagte er den Heuchlern nicht, dass lange Gebete böse seien, sondern dass sie nicht wirklich beteten. Richtiges, inniges Beten soll allezeit geschehen, aber ohne Glauben ist alles Beten nichts. Aber auch das laute Beten müssen wir zu seiner Zeit üben, wenn es das innere Gebet und den Glauben fördert, sei es im Haus oder auf dem Feld oder bei dieser und jener Arbeit.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ein Mann in Herzensunruhe! In der Nacht hat sie ihn überfallen „wie ein Gewappneter". Aber — dieser Mann kann beten. Es ist das Schreckliche in unseren Tagen, daß die Menschen in ihrer Herzensunruhe die Fähigkeit zum Beten verloren haben. Es ist eigentlich alles schon gut und uns geholfen, wenn wir beten können. Als man in der Schweiz den Gotthard-Tunnel baute, fing man gleichzeitig im Süden und Norden an, die Stollen vorzutreiben. Als sie sich einander näherten, vernahm man in dem einen Stollen die dumpfen Sprengungen des anderen. Auch Gott arbeitet sich zu uns heran. Vielleicht haben wir in stillen Stunden oder in besonderen Ereignissen schon Sein Klopfen gehört. Und vielleicht ist auch unser Herz auf dem Weg und sehnt sich nach dem lebendigen Gott. Und doch gibt es noch kein Gespräch zwischen Ihm und uns, weil Felsmauern zwischen uns sind.

Es muß so ein letzter Durchbruch geschehen wie dort bei dem Gotthard-Tunnel. Da kam nämlich ein Augenblick, in dem eine Sprengung die letzte Felsmauer öffnete. Und durch das Loch reichte ein staubbedeckter Arbeiter seinem Kameraden, der vom anderen Stollen herantrat, die Hand. — Das ist eine selige Stunde, wenn die letzte Mauer zwischen unserem Gott und uns fällt und wir es Ihm sagen können: „Von Herzen begehre ich dein." Die Bibel berichtet von einem Zöllner, der in dieser Stunde betete: „Gott, sei mir Sünder gnädig!" Ein Wort, hineingesprochen in das Angesicht und Herz Gottes, der sich in Jesus durch alles hindurch zu uns hingearbeitet hat. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Eine Nacht-Geschichte wird uns hier in ein paar Worten erzählt. Die Welt schreibt ja auch ihre Nachtgeschichten, aber was für dunkle, taurige Geschichten! Wieviel Böses, Schmutziges und Entsetzliches geschieht in Großstädten und Dörfern, wenn die Nacht ihren Mantel über das Land gelegt hat! Die Bibel aber erzählt von viel herrlichen Nachtgeschichten: Nacht war es, als der Herr mit dem zweifelnden Abraham redete: „Siehst du die Sterne? Kannst du sie zählen? Also wird dein Same sein." Da heißt es dann: „Abraham glaubte dem Herrn. Und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit." Welch eine Nacht, wo ein Herz fest wird im Vertrauen auf Gottes Wort! Nacht war es in Ägypten, als sich der Schrecken auf die Bedränger des Volkes Gottes legte. Aber die Gemeinde zog in die Nacht und in die Freiheit hinaus mit Lobgesängen. Und die Feuerwolke des Herrn erleuchtete ihren Weg. Nacht war es, als dort im Heiligtum in Silo der Knabe Samuel aus dem Schlafe fuhr, weil der Herr ihn bei Namen angerufen hatte, und in die Dunkelheit hinein sagte: „Rede, Herr, dein Knecht hört." Welch eine Nacht, wo die Menschenstimmen schweigen und des Herrn Stimme gehört wird! Nacht war es, als die Hirten nach Bethlehem eilten, den Heiland zu suchen.

Nacht war es, als die Emmaus-Jünger nach Jerusalem liefen mit übervollem Herzen: „Der Herr ist auferstanden!" Und „um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott im Gefängnis". Was nun ist das für eine Nacht, von der unser Text berichtet? Eine Nacht, in der ein Herz von Gott beunruhigt wird. Heilige Unruhe — Anfang des Lebens aus Gott! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Schlaflose Nächte! Ich glaube, es gibt in unserer Zeit viele Leute, welche die Qual schlafloser Nächte kennen. Da wacht die Sorge um liebe Menschen auf. Da steht die Zukunft wie eine gewitterdrohende Wolkenwand. „Was sollen wir essen, und womit sollen wir uns kleiden?" grübeln die Gedanken. Da wird das Herz gequält von der Not, daß die Aufgaben des Tages zu groß sind, die Kräfte aber zu klein. Doch in unsrem Text handelt es sich um etwas ganz anderes: Da kann ein Mann nicht mehr schlafen, weil er von Gott beunruhigt wird.

O ja, das gibt es! Es ist schrecklich. Und doch kann uns gar nichts Besseres widerfahren. Denn dies ist der Anfang eines Lebens aus Gott. Ich kenne einen Mann, der ging eines Abends, als es schon dunkel war, fröhlich und nichtsahnend von seiner Arbeit nach Hause. Auf einmal blieb er erschrocken stehen. Ein Gedanke hatte ihn überfallen: „Wie, wenn Gottes Hand gegen dich gekehrt wäre!" Er wunderte sich selber, daß ihm solch ein Gedanke kam. Aber der war da und ließ ihn nicht los.

Er sprach gelegentlich mit seinen Freunden darüber. Die meinten, er sei überarbeitet. Das brachte ihn nicht weiter. Er entdeckte bald, daß Gott viele gute Gründe hatte, gegen ihn zu sein. Und er merkte, daß das schrecklich ist. Ja, er erkannte, daß nichts wichtiger sei als Frieden mit Gott. Da kamen die schlaflosen Nächte, wo es heißt: „Von Herzen begehre ich dein des Nachts." Der Mann hatte vorher manchmal von Jesus gehört. Es hatte ihn nicht sonderlich bewegt. Aber als er nun eines Tages entdeckte, daß in Jesus Gott f ü r uns ist, da kamen ihm die Tränen der Freude. Amen.