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Predigten zu Jeremia 4,3

"Denn so spricht der HERR zu den Männern von Juda und zu Jerusalem: Pflüget euch einen Neubruch, und säet nicht unter die Dornen."

Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Pflüget ein Neues und säet nicht unter die Hecken.

Der Mensch ist sehr geneigt, einen neuen Lappen auf das alte Kleid zu flicken, weil es viel leichter ist, als ein neues Kleid zu machen. Ist Einer ungläubig und merkt, er kommt damit nicht aus, so wird er geschwind rechtgläubig und gefällt sich in diesem neuen Lappen seiner Rechtgläubigkeit, den er über sein altes, hochmütiges Herz gehängt hat. Hat man keine Frucht in der Arbeit, so sinnt man auf Mittel zu „wirken.“ Man „gründet“ etwa einen Verein, statt in Buße und Glauben den heiligen Geist sich schenken zu lassen. Solche Lappen gibt es viele, und dabei bleibt das Kleid alt; es kommt zu keiner Erneuerung, zu keiner Wiedergeburt. Vor dem Herrn ist das eine traurige Arbeit, und er warnt auch in unserm Text davor. Säet nicht unter die Hecken, sagt er. Seid keine Leute, die sich gerne anpredigen lassen, dieses und jenes Gute vom Evangelium annehmen und sogar Gutes wirken wollen, aber dabei das Unkraut, die Dornen des Herzens nicht ausreuten, sondern sie weiter wachsen lassen. Wollet nicht den Süßteig des Evangeliums mit dem Sauerteig eures alten Wesens vermischen. Wir haben viele Christen, die immer nur bis zu einem gewissen Punkt gehen. Sobald es sich aber um das Ausreißen der Hecken, der Dornen bei ihnen handelt, so stehen sie still und ziehen sich zurück. Es will bei ihnen nicht zum Pflügen des ganzen Herzens kommen und darum drohen die Dornen immer wieder alles Gute zu überwuchern. Das hat ein unbefriedigtes Wesen zur Folge; solche Leute sind oft so unglücklich und möchten dann von andern zufrieden gebetet werden und empfehlen sich fleißig der Fürbitte. Das hilft nichts. Die Dornen müssen ausgerottet werden; das alte Wesen muss in den Tod gegeben werden, ehe ein Neues werden kann. Wir müssen es lauterlich mit unserm Gott halten, und dann hält er es auch mit uns, und wir gedeihen innerlich, weil der heilige Geist nicht mehr auf die alten Hindernisse stößt, die ihm früher im Wege standen.

Herr, mein Gott! Erneure mich im Geist meines Gemütes und erweise Dich an mir, als ein völliger Erlöser, Dir zur Ehre. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Pflüget ein Neues, und sät nicht unter die Hecken

Das Säen Gottes bleibt oftmals vergeblich, weil der Acker unserer Herzen so hart geworden ist. Der schwere Schritt der an uns vorübergegangenen Jahre hat ihn zusammengetreten, versäumte Gnadenrufe, weltliche Gesellschaft, ja manchmal sogar die lieblichen Füße der Friedensboten haben ihn nach und nach unempfänglich gemacht; er muss von neuem gepflügt werden. Wenn dies nicht geschieht durch die gnädige Arbeit des heiligen Geistes, so kann die Pflugschar des Schmerzes uns nicht erspart werden. Trübsal kommt von dem lateinischen Wort „tribulum,“ Egge.

Der bekannte Erweckungsprediger Finnen pflegte die Reihen seiner Versammlungen damit anzufangen, dass er die Mittel aufzählte, wodurch die Herzen der Zuhörer eröffnet werden könnten, um den Samen des Reiches Gottes in sich aufzunehmen. Wenn wir das Evangelium anhören, ist es vor allem notwendig, dass wir uns hüten vor aller Herzenshärtigkeit, aller Verachtung des Wortes und der Gebote Gottes.

Unser Heiland sagt uns deutlich, was wir unter den Dornen zu verstehen haben. Es sind die Sorgen, der Reichtum, und die Vergnügungen des Lebens. (Luk. 8,14*). Die Sorgen der Armen sind der wahren Gottseligkeit ebenso gefährlich, wie die Güter der Reichen; und gerade so schädlich ist es, wenn das Herz in den Vergnügungen aufgeht. Auf dem Boden unseres inneren Wesens ist nicht Raum für mehr als eine, alles erfüllende Leidenschaft. Ist diese die Verherrlichung Jesu, dann schließt sie alle anderen Wünsche und Triebe in sich; aber wenn unsere Gedanken von Ihm abgelenkt werden, und sich auf andere Dinge oder Personen richten, so ist wenig Kraft mehr da für gesundes, wachstümliches Christentum. O Gott, lass unsere Herzen mit gutem Weizen so reichlich bewachsen sein, dass kein Raum mehr da sei für Dornen.