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Predigten zu Jeremia 29,7

"Und suchet den Frieden der Stadt, wohin ich euch weggeführt habe, und betet für sie zu der HERR; denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Suchet der Stadt Bestes, wohin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn es ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl."

Dieses Wort kann uns die rechte Stellung des Christen zur Politik lehren. - Israel lebte während der babylonischen Gefangenschaft in einem fremden, heidnischen Staat. Israel musste sich nach den Gesetzen der babylonischen Regierung richten. Das bereitete frommen und gläubigen Israeliten manche Not. Unser Text gibt klare göttliche Anweisung, wie diese Schwierigkeiten für Israel zu beheben waren. - Gottes Kinder befinden sich in ähnlicher Lage. Ihre wahre Heimat ist droben. Hier unten sind sie Gäste und Fremdlinge. Die politischen Gemeinwesen, zu denen sie gehören, sind keine christlichen im biblischen Sinne. Wir sind aber von Gott hineingestellt und wollen die gottgewollte Stellung zu ihnen einnehmen. Wie geschieht das? Gott sagt durch unser Textwort: Nimm alle Leiden und Unannehmlichkeiten, welche aus der Zugehörigkeit zu deinem Staatswesen erwachsen, nicht als von Menschen, sondern als von Gott selbst dir zugedacht hin. - Der König von Babel hatte Israel in die Gefangenschaft geführt. Israel seufzte unter der Ungerechtigkeit, Willkür und Grausamkeit der babylonischen Beamten. Nun redet Gott aber von Babel nicht als von der Stadt, dahin der König von Babel sie geführt habe, nein; Gott spricht von der Stadt, "dahin Ich euch habe führen lassen." Er will Israel eindrücklich machen, dass es von ihm, nicht von seinen grausamen Feinden alle Züchtigungen hinnehmen soll. - Wieviel Klagen und Schelten, Murren und Hadern über die Nöte der Zeit würde verstummen, wenn wir die gottgefällige Stellung einnehmen lernten gegenüber den drückenden Lasten der Zeit. Wir wollen zu sprechen lernen: Nicht dieser oder jener Mensch hat uns das schwere Los bereitet, sondern der Herr selber. Und weil Er es getan, wollen wir nicht murren und hadern, sondern still sagen: Es ist dies der heilsame, richtige Weg für mich.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Suchet der Stadt Bestes und betet für sie."

Wir fragen noch einmal nach der rechten Stellung des Christen zur Politik. Unser Text gibt uns den Hinweis: Stehe dem Land, in das dich Gott hineingestellt hat, nicht gleichgültig und teilnahmslos gegenüber, sondern suche sein Wohl zu fördern. - Israel hätte nach all den bitteren Erlebnissen Ursache gehabt, auf Babel zornig zu sein und den Wunsch zu hegen, es möge dieser Stadt recht schlecht gehen. Israel hätte sich allen Bestrebungen zur Förderung der Wohlfahrt des Landes gegenüber gleichgültig oder widerstrebend verhalten können. Solche Stellung wollte Gott nicht. Er befahl Israel, statt Rachsucht zu zeigen, eifrig am Wohl der Stadt mitzuarbeiten. - Wenn nun schon Israel nach Gottes Willen das Beste der feindlichen Stadt Babel suchen sollte, wieviel mehr gilt es dann für uns, das Beste des Volkes und Landes zu suchen, in das Gott uns hineingestellt hat. Selbstsüchtige Teilnahmslosigkeit gegenüber dem Wohl des eigenen Landes ist kurzsichtige Torheit. Niemals darf Verärgerung oder Verstimmung über allerlei Fehler der politischen Machthaber uns dazu verleiten, dem Vaterland unser Interesse, unsere Liebe und Mithilfe zu entziehen. - Und wenn wir fragen: "Wie sollen wir als Christen denn das Beste des Landes suchen?" dann sagt unser Text: "Betet für sie zum Herrn!" - Einzelheiten über das spezielle Verhalten in dieser oder jener politischen Frage hat Jeremia nicht angegeben. Er zeigt nur den einen Weg, auf dem man für sein Volk und Land den allergrößten Nutzen bringen kann: Die ernste Fürbitte! - So lasst uns denn beten, dass die gen Himmel schreienden Laster und Sünden erkannt und abgetan werden. Lasst uns um Zeugen bitten, die Gottes Wort in Kraft verkündigen. - Weil nur der, der uns geschlagen hat, uns wieder heilen kann, darum sind treue Beter unserem Land nötiger als irgend etwas anderes.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen

Siebzig Jahre lang sollten die Gefangenen in Babylon bleiben. Es nützte nichts, Pläne zu machen für eine frühere Heimkehr. Die vorausgesagten siebzig Jahre mussten sie aushalten; aber indessen sollten sie der großen heidnischen Stadt Bestes suchen, wohin sie weggeführt worden waren; sie sollten beten, nicht nur für Jerusalem, sondern auch für Babel. Wie viele, die diese Zeilen lesen, mögen gefangen sein in Stellungen, die nicht nach ihrem Sinn und Geschmack sind! Dienstboten und Erzieherinnen in weltlichen Familien; Lehrlinge und Angestellte unter unsympathischen Genossen; Reisende in fernen Städten und Handlungshäusern; Leute in allen möglichen Kreisen, die sie nicht selbst erwählt hätten.

Da geht die natürliche Neigung bei allen dahin, unzufrieden zu werden, ihre Befreiung und Veränderung ihrer Lage anzubahnen. So bald als möglich möchten sie davon loskommen. Oder wenn dies nicht tunlich ist, so nehmen sie kaum Anteil an ihrer nächsten Umgebung; sie zeigen sich kalt, steif, unnahbar. Das ist nicht nach Gottes Willen. Wo du auch sein magst, suche den Frieden, das Beste derer, die um dich sind. Jesus heißt uns die grüßen, die uns nicht grüßen, und Fürbitte tun für unsere Unterdrücker und Verfolger. Gott hatte einen bestimmten Zweck im Auge, als Er die Gefangenführung seines Volkes nach Babylon zuließ. Dadurch sollte der wahre Gottesdienst unter den Heiden bekannt und der Empfang des Evangeliums vorbereitet werden. Die Ausweisung der Stundisten nach Sibirien wird das religiöse Leben in jenem ausgedehnten Länderstrich beeinflussen. – Wo dir daher Gott eine Türe öffnet, da hinterlasse den wohltuenden Eindruck einer geheiligten, liebevollen Persönlichkeit.