10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...
Predigten zu Jeremia 15,16
"Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn ich bin nach deinem Namen genannt, der HERR, Gott der Heerscharen."
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Es erhält uns Dein Wort, wenn wir es kriegen, und Dein Wort ist unseres Herzens Freude und Trost."
Hier zeigt uns der Apostel den Nutzen und die Notwendigkeit des Gebrauchs des Wortes Gottes. Aber wir bekennen, dass gerade in diesem Punkt die Hand ohnmächtig niedersinken möchte, wenn wir an die Unmöglichkeit denken, hier so zu reden, wie es sich gebührt, und wenn wir an die Wichtigkeit des Themas und an die mächtigen Gegner denken, die sich hier einfinden, nämlich das träge Fleisch, die fesselnde Welt, der arge Satan. Hier müssten die Worte mit Flammenschrift in jedes Herz geschrieben werden, und doch wäre es noch zu schwach geredet. Wer bedenkt nämlich, dass das Versäumnis des Wortes Gottes die eigentliche Ursache ist zu all dem geistlichen Elend in der Welt, zu all der Schwäche innerhalb der Kirche und ihrer Glieder, dass aber der fleißige und richtige Gebrauch des Wortes Gottes die Ursache zu all den geistlichen Gütern ist?Es ist wahr, der Mensch ist gefallen, und betrübend sind die Folgen des Sündenfalls: Unglaube, Sünde, Finsternis, Sicherheit, Härte usw. Aber alles kann gutgemacht werden. Gottes Barmherzigkeit und Seine Gerechtigkeit konnten den Menschen in diesem Zustand nicht ohne Mittel zur Erlösung lassen. Er gab uns deshalb vom Himmel ein Heilmittel, einen heiligen Samen, der, in das Menschenherz gelegt, in ihm das verlorene Bild Gottes und Licht im Verständnis, Heiligkeit im Willen sowie neue geistliche Kräfte wiederherstellen sollte. - Du bist blind, du bist hart, ungläubig unselig und in der Sünde gebunden; das alles aber kann durch das Heilmittel, das Gott uns vom Himmel gegeben hat, gutgemacht werden. Dadurch kannst du sehend, zerknirscht, gläubig, selig und in Christus frei werden, ohne seinen Gebrauch aber ist es dir unmöglich, das Böse zu überwinden und wieder aufgerichtet zu werden, ob du auch noch so inständig Gott um Gnade dazu bittest, und ob du auch wachst und dich gegen dieses Böse zu Tode streitest. Trotzdem bricht der Strom der Sünde mit unwiderstehlicher Kraft hervor.
Das alles bekräftigt auch die Erfahrung. Es gibt Orte und Gemeinden, deren gläubige Lehrer mit unausgesetztem Predigen pflügen und säen und mit Fürbitten und Tränen die Aussaat begiessen, und doch steht es gar jämmerlich mit dem Volk; man verspürt keine dauernde Kraft und Beweisung des Christentums, keine Übung im Glauben und in der Gottesfurcht, man findet nur lose Vernunfts- und Gefühlsprahlerei. Was ist daran schuld? Untersuche, und du wirst finden, dass das Volk hier noch nicht angefangen hat, selber das Wort Gottes zu benutzen, und darum verfliegt all das Gute, das sie von der Kanzel hören, es trägt keine Frucht. Es gab und gibt Zeiten und Orte, an denen kräftige Erweckungen stattfinden; viel Volk ist in Bewegung, es fängt überall zu grünen und zu blühen an, und man freut sich in der Hoffnung auf reiche Früchte dieser schönen Pflanzung des Herrn. Nach einigen Jahren erkennst du dieses Feld nicht mehr. Du schaust mit Sorge nur vermehrte Frechheit und Gottlosigkeit. Und was war die Ursache davon? Ein tüchtiger Arbeiter wurde abberufen. Es gab nun keinen, der für das Volk Gottes Sorge trug, und selbst waren sie nicht so in das Wort eingedrungen, dass sie es auf eigene Hand hin benutzen konnten. Dagegen gibt es andere Orte, wo keine ausgezeichnete Persönlichkeit an der Spitze des Werkes Gottes stand, wo aber das Volk angefangen hatte, sich untereinander an Gottes Wort zu erbauen, und man freut sich und ist verwundert, das Werk Gottes nicht nur erhalten, sondern auch erstaunlich vergrössert, erweitert und gereift zu sehen.
Diese Fälle sind so allgemein, dass jeder mit etwas Einsicht in den Zustand des Reiches Gottes sie sehen kann. Und wie sollen sie erklärt werden? Bedenke deine eigene Erfahrung, wenn du ein Christ bist, der einige Zeit in die Schule des Geistes gegangen ist. Wessen kannst du dich als Mittel zur Erhaltung und Vermehrung deines geistlichen Lebens rühmen? Bist du so stark, gläubig, wachsam, erleuchtet gewesen, dass du allen Anfechtungen standhalten konntest? Nein, nur der Treue Gottes willst du dich rühmen. Aber nun ist Gott gleich treu gegen alle. Daran hat es nicht gefehlt, wo das Christentum ausgestorben ist. Vielmehr wurde dort das Gnadenmittel versäumt, von dir aber benutzt. So träge und vergesslich du auch bist, du bist doch mit dem Worte umgegangen, hast es gelesen und gehört, obwohl du dir auch hierin viel Versäumnis vorzuwerfen hast. Du hast auch ungleiche Wirkungen bei ungleichem Verhalten in diesem Stück erfahren. Oder hast du nicht oft erfahren, wie du nach längerer Entbehrung des Wortes oder nach Versäumnis desselben zuweilen so kalt, so tot, so überdrüssig deinem inwendigen Menschen nach, so schwach gegen jede Versuchung, so weltlich, so fleischlich geworden bist, dagegen aber zu den Zeiten, wo du das Wort Gottes fleißiger gebrauchtest, es auch mit deinem inwendigen Menschen besser bestellt war? Warst du nicht nahe daran, in Sicherheit und Sünde zu fallen, als ein Bibelspruch, eine Predigt, kurz, ein Wort Gottes dich aus dem Schlaf weckte und dich errettete? Warst du nicht oft kalt und tot und die Welt dir finster und düster? Als du dann einen Vers, ein Kapitel aus der Bibel, ein Stück aus einem guten Buch lasest oder einen Freund trafst, der das Wort Gottes in seinem Mund hatte, empfingst du neues Leben, neue Wärme, und die Welt wurde dir wieder heller. Hast du nicht Davids Erfahrung und Bekenntnis: "Herr, wo Dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend"? So siehst du, wie das Wort das Mittel war, durch das Gott dein Gnadenleben erhalten hat. Ebenso ergeht es allen Christen. Nicht umsonst heißt Sein Wort ein Gnadenmittel, ohne welches ein Gnadenleben zu bewahren unmöglich ist.