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Predigten zu Hiob 8,6
Wenn du lauter und rechtschaffen wärest, so würde Er aufwachen zu deinen Gunsten
So sprach Bildad und beutete damit an, dass Hiob nicht lauter und rechtschaffen sei, weil Gott ihm nicht zu helfen schien. Er ging von der Vorstellung aus, dass Gott den aufrichtigen Leuten immer helfe und ihnen Gedeihen schenke; wenn daher jemand nicht aus der Not erlöst werde, seine Sache nicht gelinge, so sei es ein Beweis, dass er unlauter sei. In dieser Voraussetzung lag der Fehler. Es ist nicht im allgemeinen wahr, dass Gott seine Heiligen stets aus schwierigen Verhältnissen errettet und sie mit äußeren Segnungen umgibt. Zu allen Zeiten hat es treue Knechte Gottes gegeben, die in Trübsal und Qual verlassen schienen; auch heute gibt es noch viele Tausende solcher in Gefängnissen, in Krankenhäusern, von Trübsal und Entbehrung umgeben; aber in allen diesen Fällen darf an der Liebe und Gerechtigkeit Gottes nicht gezweifelt, noch auch notwendigerweise angenommen werden, dass Mangel an Treue und Lauterkeit vorliege. Gott behandelt uns nicht nach dem oberflächlichen Maßstab, wonach äußeres Glück ein Zeichen seiner Gunst, und Trübsal ein Beweis seines Missfallens wäre. Es fallen da ganz andere Dinge in die Waagschale. Unsere äußerlichen Entbehrungen dienen uns zur inneren Reife. Wenn der äußerliche Mensch auch verweset, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert. Wir müssen auch die Tugenden lernen an den Tag legen, die nur in der Stille des Schmerzes ausreifen. Unabhängig von äußeren Verhältnissen, sollen wir in Gott allein die unversiegbare Quelle des Trostes finden lernen. Wir sollen das Todesurteil in uns tragen, damit wir unser Vertrauen nicht länger auf uns selbst, sondern auf den lebendigen Gott setzen. Auch müssen wir mit und für andere leiden. Durch alle diese Führungen will uns Gott erziehen, dass wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden; aber mitten in allen unseren Trübsalen wacht Er zu unserem Besten.