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Predigten zu Hiob 42,5
Zitate von Watchman Nee anzeigen
"Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört; nun aber hat dich mein Auge gesehen."
Lehre, Unterweisung durch andere Menschen vermitteln uns nur verstandesmässiges Wissen. Sie blähen uns auf und machen uns stolz auf unsere Kenntnisse und Meinungen. Oft auch vergessen wir dann die Wahrheit, nachdem wir sie durch gewandte Denkmanöver oder minderwertige Methoden aus uns herausargumentiert haben. Das Sehen dagegen ist etwas Umwälzendes. Daneben wird alles klein. Wenn wir einmal den Herrn gesehen haben, werden wir ihn nie vergessen. Wenn die Angriffe des Satans zunehmen und die Ratschläge der Freunde versagen, dann kann uns nur die innere Erkenntnis Gottes stark machen, die Zeit der Prüfung zu bestehen.Die ersten ein oder zwei Jahre nach meiner Bekehrung hatte ich immer Angst, es könnte ein Modernist oder ein Atheist kommen und mir beweisen, die Bibel sei von Irrtümern durchsetzt und unzuverlässig. Wenn er mir das bewiese, dachte ich, dann wäre alles aus, mein Glaube wäre dahin; und dabei wollte ich doch glauben. Heute ist diese Unruhe völlig verschwunden. Auch wenn man mir so viele Argumente gegen die Bibel anbrächte, wie in den Kriegsarsenalen der Welt Geschosse bereitliegen, meine Antwort würde immer dieselbe sein: "In dem, was du sagst, ist sehr viel Vernünftiges - aber ich habe meinen Gott erkannt. Das ist genug."
"Ich hatte von Dir mit den Ohren gehört; aber nun hat mein Auge Dich gesehen. Darum schuldige ich mich und tue Buße in Staub und Asche."
Wunderbar stimmen die Erfahrungen der Frommen aller Zeiten überein. Was Hiob vor Alters empfand und hier so lebendig schildert, ist auch heute die Erfahrung aller, die von Gottes Feuer berührt und von seinem Licht durchleuchtet werden. Solche übereinstimmenden Zeugnisse sind geeignet, unseren Glauben mächtig zu stärken.
So lang man Gott nur vom Hörensagen kennt, ist man gleichgültig gegen ihn und blind über sich selbst. O, wie gedankenlos wissen manche vom "lieben Gott" zu reden! Aber wenn seine Stimme ins Innere des Herzens dringt, wenn seine Heiligkeit wie ein heller Scheinwerfer in das Leben hineinleuchtet, da zeigen sich die Dinge in ihrer wahren Gestalt. Da erschrickt man. Da gibt man sich schuldig, oder, wie es in genauer Übersetzung heißt, man verabscheut sich und tut Buße in Staub und Asche.
Solch ein Erleben ist eine Wirkung der Gnade. Sie richtet, um zu vergeben. Sie zerbricht, um zu heile. Sie tötet, um lebendig zu mache. Wie bald war Hiobs Gefängnis gewendet, nachdem er sich so tief gebeugt hatte. So ist es allezeit. Kaum lässt man die eigne Gerechtigkeit fahren, kommt Jesus, dem Herzen sein Heil offenbaren.
Durchforsche mit den Flammenaugen Mein ganzes Herz und all mein Sein; Bring nur an's Licht, was nicht mag taugen, Und mach in Deinem Blut mich rein!
Nun hat mein Auge dich gesehen, darum verabscheue ich mich und tue Buße in Staub und Asche
Hier haben wir den Schlüssel in dem ganzen Buche. Wir sehen einen Mann, der allgemein als rechtschaffen, aufrichtig und gottesfürchtig bekannt war; der das Böse mied; der allen Notleidenden in Liebe diente und reich war an Werken der Barmherzigkeit; dem Achtung und Liebe von allen Seiten zufloss. Er war sich nicht bewusst, je ungehorsam gewesen zu sein, oder eine geheime Sünde geduldet zu haben. Ja, als seine Freunde versuchten, sein unerhörtes Unglück damit zu erklären, dass zwischen seinem äußeren Wandel und seiner inneren Stellung in Gott ein Widerspruch bestehen müsse, da wies er diese Anklage entrüstet ab und verwarf ihre Beschuldigung.
Trotz alledem waren Mängel und Fehler an ihm, die ans Licht gezogen und hinweggetan werden mussten, bevor er vollkommene Glückseligkeit und ununterbrochenen Frieden genießen durfte. Konnte auch kein Mensch diese Fehler nennen, war sich auch Hiob selbst ihrer nicht bewusst, so waren sie dennoch da und vergifteten die Quelle seines Lebens, gleich einer verborgenen Schlammgrube, deren Vorhandensein niemand bekannt ist, und die doch durch ihre tödlichen Wirkungen die allgemeine Gesundheit untergraben kann. – Nun wird Hiob vor die Gegenwart Gottes gestellt, und wie Jesajas, Hesekiel, Petrus und manche andere erkennt er sich alsbald in seiner Unreinheit. Das Licht Gottes deckt alle bisher unerkannten Flecken auf. – Haft du Gott je gesehen? O bitte Ihn, dass Er sich dir zeige, damit du dich selbst kennen lernen mögest? In dem Maße als wir Gott erkennen, verabscheuen wir uns selbst. Dann wird uns Jesus unaussprechlich teuer. Durch seinen Tod dringen wir nun hindurch zum Leben und fangen an, für andere Fürbitte zu tun. Nie geht größere Segenskraft von uns aus auf unsere Umgebung, als wenn wir selbst in tiefster Demut zu Gottes Füßen liegen.