10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Hiob 23,3

"O dass ich ihn zu finden wüßte, dass ich kommen könnte bis zu seiner Wohnstätte!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen

"Ach, dass ich wüsste, wo ich Ihn finden und zu seinem Stuhl kommen möchte!"

Hiob rief in seiner äußersten Not zu dem Herrn. Das sehnsüchtige Verlangen eines schwer heimgesuchten Kindes Gottes steht dahin, seines Vaters Angesicht zu sehen. Sein erstes Gebet lautet nicht: "Ach, dass ich doch möchte geheilt werden von der Krankheit, die jetzt in allen meinen Gliedern wütet!" auch bittet er nicht: "O, möchten doch meine Kinder mir wieder geschenkt werden aus dem Rachen des Todes, und mein Reichtum aus der Hand frecher Frevler!" sondern sein erster und dringendster Ruf ist der: "Ach, dass ich wüsste, wie ich Ihn finden möchte, der doch mein Gott ist! und wie ich zu seinem Stuhl kommen möchte!" Gottes Kinder flüchten sich nach Hause, wenn sich die Stürme erheben. Der von Gott eingepflanzte innere Sinn treibt eine begnadigte Seele, unter den Flügeln Jehovahs vor allen Übeln Schutz suchen. Des Zuflucht Gott der Herr ist: dies sollte der Name und Titel jedes wahren Gläubigen sein. Ein Heuchler, den Gott betrübt, fühlt die Züchtigung und möchte gern wie ein Sklave, den die Rute getroffen hat, von seinem Meister entfliehen; ganz anders der wahrhaftige Himmelserbe; er küsst die Hand, die ihn geschlagen hat, und sucht Zuflucht vor der Rute an der Brust Gottes, der gegen ihn erzürnt ist. Hiobs Verlangen, Gottes Nähe zu suchen, ward verstärkt durch das Fehlschlagen aller andren Trostgründe. Der Erzvater wendete sich ab von seinen bekümmerten Freunden und schaute empor zum himmlischen Thron, gleichwie ein Wanderer sich abwendet von seiner kleinen, leeren Reiseflasche und zum frischen, klaren, sprudelnden Quell eilt. Er sagt allen erdgebornen Hoffnungen lebewohl und ruft: "Ach, dass ich wüsste, wo ich meinen Gott finden möchte!" Nichts lehrt uns unsern Schöpfer so sehr schätzen, als wenn wir die Unzulänglichkeit alles andren Trostes kennen lernen. Wir wenden uns voll bitteren Unmuts ab von den Bienenstöcken dieser Erde, wo wir keinen Honig finden, sondern nur scharfe Stacheln, und freuen uns in Ihm, dessen treues Verheißungswort süsser ist als Honig und Honigseim. In jeder Trübsal sollen wir zuerst suchen, der Gegenwart Gottes gewiss zu werden. Wenn wir nur sein Lächeln sehen, so können wir unser tägliches Kreuz mit willigerem Herzen tragen, um seiner Liebe willen.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Dieser Seufzer Hiobs entspricht dem Seelenzustand vieler Christen. Leben nicht viele von uns so, als ob sie noch im Alten Bund stünden, auf der anderen Seite des Kreuzes, ohne die Kraft und die Reichtümer des Erlösungswerkes Jesu Christi praktisch zu erleben und sich daran zu erfreuen?

Wir haben uns vielleicht Kenntnisse erworben und «Empirien» gemacht. Vielleicht stehen wir in dem Ruf, eifrig zu sein im Dienst des Herrn. Aber im Grunde unserer Seele, wenn wir allein mit Ihm sind, seufzen wir: «O daß ich wüßte, wo ich ihn fände, daß ich bis zu seinem Thron gelangen könnte!»

Aber die dunkle Nacht ist ja vorüber; die Sonne des Gnadentages ist aufgegangen, die Antwort auf unser Seufzen ist schon gegeben worden! Als unser Herr in die Herrlichkeit einging, hat Er viele Kinder mit sich geführt und sagte: «Siehe, ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat.» (Hebräer 2,10.13).

Der Vorhang ist zerrissen, der neue und lebendige Weg ist gebahnt, und an die Gemeinde Gottes ergeht der Ruf: «Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, ... so laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe!» (Hebräer 4,14.16).

Innerhalb des Vorhangs hören wir, was Er sagt, verstehen Seine Antwort, denn das Wort unseres Großen Hohenpriesters spricht eine Sprache, die auf unsere Nöte zugeschnitten ist. Die Erhörung unserer Gebete wird alles übertreffen, was wir erdenken oder erbitten können. Ja, um mit den Worten Hiobs zu reden: wir finden Ihn, wir gehen bis zum Thron Seiner souveränen Gnade und Seiner unerforschlichen Reichtümer. Darum wollen wir nicht länger im Alten Bund stehen bleiben. Unser Seufzer soll zu einem Loblied werden! Der neue und lebendige Weg liegt geöffnet vor uns. Auf ihm gelangen wir zum Thron der Gnade, dem Ursprung und Zentrum alles wahren christlichen Lebens.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ach, dass ich wüsste, wie ich Ihn finden und zu seinem Stuhle kommen möchte!

Der arme, vom Sturm umgetriebene Mann! Er wusste nicht, dass Gott ihm so unaussprechlich nahe war, dass er nicht nötig habe, Ihn nach allen Seiten hin zu suchen. Der HErr, sein Gott, war ihm nahe, ja in seinem Herzen; seinen Stuhl hatte Er dort in der Sandwüste aufgerichtet, zwischen Hiob und seinen erbarmungslosen Anklägern.

Du brauchst auch nicht also zu sprechen. Du weißt, wo du Ihn finden kannst, du kennst den Weg zu seinem Stuhle. Er lässt sich finden durch Jesum, auf dem Gnadenstuhle, in dem Zimmer, wo du eben jetzt sitzest und diese Worte liesest, in dem Eisenbahnwagen, in dem Kaufladen. „Sprich nicht: Wer will hinauf in den Himmel fahren? oder: Wer will hinab in die Tiefe fahren?“ Du könntest sogar im Himmel Gott nicht näher haben, als jetzt; nur wird der Schleier, der Ihn dir jetzt noch verhüllt, dann hinweg getan sein, wenn du vom Glauben zum Schauen hinübergehst. Aber wenn uns die Schuppen von den Augen fallen, werden wir deshalb Gott nicht näher sein, als wir es hier schon waren.

Tritt gerade jetzt vor seinen Stuhl, breite deine Sache vor Ihm aus und verantworte dich vor Ihm. Warte vor Ihm, bis du seine Antwort vernimmst und sie verstehst; Er wird sicherlich nicht mit dir rechten nach seiner großen Macht. – Zuweilen sind wir so verwirrt und unruhig, dass wir Gottes Gegenwart nicht empfinden: aber das macht keinen Unterschied aus. Gott hat sich nicht wirklich von uns entfernt, und nichts verherrlicht und freut Ihn mehr, als wenn wir fortfahren, mit Ihm zu sprechen, wie wenn wir sein Angesicht sehen, den Schutz seiner Arme fühlen könnten. Sei jetzt stille vor Ihm und sprich mit ehrfurchtsvollem, gläubigem Vertrauen: „Siehe, der HErr ist an diesem Ort!“