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Predigten zu Hiob 1,9

"Und der Satan antwortete der HERR und sprach: Ist es umsonst, dass Hiob Gott fürchtet?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Meinest du, dass Hiob umsonst Gott fürchtet."

Das war eine heimtückische Frage Satans, als er von dem rechtschaffenen Knecht Gottes, Hiob redete. Aber es gibt heutigestags viele, bei welchen man mit allem Recht diese Frage aufwerfen könnte, denn sie lieben Gott darum, dass Er's ihnen wohl ergehen lässt; wenn es ihnen aber böse erginge, würden sie gewiss ihren Glauben an Gott aufgeben, mit dem sie sich jetzt brüsten. Wenn sie deutlich erkennen, dass von der Zeit an, von welcher sie ihre Bekehrung herschreiben, all ihr Vornehmen gelingt und gedeiht, dann lieben sie Gott auf ihre armselige, fleischliche Weise; wenn sie aber Widerwärtigkeit erfahren, dann empören sie sich wider den Herrn. Ihre Liebe ist eine Liebe zur Mahlzeit, nicht zum gastfreundlichen Hausherrn; eine Liebe zum vollen Becher, nicht zum Freunde, den man hochleben lässt. Aber ein wahrer Christ erwartet seinen Lohn erst in jenem Leben und macht sich gefasst, hienieden vieles zu erdulden. Die Verheißung des alten Bundes war leibliches Wohlergehen; aber des neuen Bundes Verheißung ist Trübsal. Denket an die Worte Christi: "Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringet, wird Er wegnehmen; und einen jeglichen, der da Frucht bringet" - Was denn? "den reiniget Er, dass er mehr Frucht bringe." Wenn du Frucht bringest, dann wartet Trübsal auf dich. "Ach!" sprichst du, "das ist eine schreckliche Aussicht." Aber eben diese Trübsal wirft so köstliche Erfolge, dass der Christ, dem solches geschieht, lernen muss, sich über die Trübsale freuen, weil, je mehr die Trübsal steigt, um so überschwenglicher sein Trost und seine Freude wächst durch unsern Herrn Jesum Christ. Seid gewiss, dass wenn ihr wahrhaft Gottes Kinder seid, euch die Rute nicht verschont. Früher oder später muss jeder Goldbarren durchs Feuer geläutert werden. Aber fürchte dich nicht; vielmehr, freue dich dass dir solche fruchtbaren Zeiten bevorstehen, denn alsdann wirst du gereinigt von allen irdischen Schaden und zubereitet für den Himmel; du wirst frei von der Anhänglichkeit ans Zeitliche und sehnest dich nach jenen ewigen Gütern, die dir in Bälde sollen geoffenbaret werden. Wenn du fühlst, dass du deinem Gott für diese Erdenzeit umsonst dienest, dann freuest du dich erst recht wahrhaft über den unendlichen, zukünftigen Lohn der Herrlichkeit.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Hast du nicht achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlicht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse. "

Wenn wir die ganze Geschichte Hiobs an unserem Auge vorüberziehen lassen, so können wir derselben drei Warnungen entnehmen. Erstens: Lasst uns niemals auf unser irdisches Glück bauen, als sei es für alle Zeiten beständig! - Hiob war nach unseren heutigen Begriffen ein Millionär. Vers 3 sagt: "Er war herrlicher denn alle, die gegen Morgen wohnten." Dann kam aber der eine Tag, der ihm die nach Tausenden zählenden Herden der Schafe, Rinder, Kamele und Esel raubte, dazu auch seine zehn geliebten Kinder. Der bis dahin herrlicher war, als alle, die gegen Morgen wohnten, war jetzt elender als alle anderen. - So erging es auch dem König Nebukadnezar, der am Morgen noch auf dem goldenen Thron seiner Macht sass, von Tausenden beneidet, und abends als ein armer Geisteskranker dalag, von Zehntausenden bemitleidet. - Wer sein Herz an vergängliches Glück hängt, ist ein Narr! - Sodann: Lasst uns niemals mit unserm Urteil über andere schnell fertig sein. Wie haben doch die Freunde Hiobs gefehlt, als sie so vorschnell dachten, auf Hiob müsse wohl besondere Schuld, vielleicht ein Bann ruhen! Sie haben dies ihr Urteil sogar mit krassen, harten Worten ausgesprochen und Hiobs Leiden dadurch arg vermehrt. - Haben wir nicht ähnlich je und je über einen Bruder eine böse Meinung gehabt, die diesem tiefen Schmerz zuführte? - Und endlich: Lasst uns niemals dem Irrtum verfallen, wenn wir in guten Tagen fromm sein können, unseres Herzens Grund sei jetzt rein vor Gott. Nach Gottes Urteil war Hiob der frommste Mann im Land. Als aber ein Schlag nach dem anderen ihn traf, als körperliche Qual ihn peinigte und gar die Freunde ihn verdächtigten, da kam alles zum Vorschein, was an Ungeduld und Verzagtheit in seinem Herzen steckte. - Wir wollen nie dem eigenen Herzen trauen!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Was dürfte ich wohl sagen, wenn diese Frage ernsthaft an mich gestellt würde? Beantworten kann sie keiner, bevor ihn die Versuchung geschüttelt hat und er in jenem Siebe lag, von dem Jesus zu Petrus sprach, als er ihn für die Nacht, in der er stürzte, vorbereitete. Gottes Güte hat unsere Herzen mit Speise und Freude gefüllt und sein Geist hat in sie sein süßes Wort mit seiner Freude gelegt und macht unseren Anteil an Gott zu unserem Glück. Wer kann sagen, was er ist, wenn alles, was ihn erquickt, zerbrochen ist? Das ist aber klar: aller Stolz vergeht vor dieser Frage. Sie macht uns deutlich, wie gnädig und weise Gott dadurch an uns gehandelt hat, dass er unsere Gerechtigkeit nicht in das setzte, was wir tun, sondern in das, was Er uns gibt, und unser Leben nicht auf unser Werk begründete, sondern auf sein Werk, an das wir im Glauben angeschlossen sind. Müssten wir uns Ruhm erwerben, so würde er immer verstummen, wenn die Frage des Verklägers an uns gerichtet wird: suchst du nicht das Deine? Wo liegt dein Ziel, in dem, was dir zuteil wird, oder in dem, was Gottes ist? Darum treibt uns die Frage des Satans zu Jesus, zum Einen, dem wir es glauben dürfen: er diente Gott umsonst. Darum beugen wir uns vor dem, der in Gethsemane betete: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Das war jene Liebe, die nicht das Ihre sucht, jener Gehorsam, der nicht des eigenen Glückes wegen nach Gottes Willen fragt, jene Verherrlichung Gottes, die nichts begehrt, als dass Gott verklärt werde. In diesem Gehorsam sind wir gerechtfertigt, nicht in dem, was wir selber sind und tun.

Du weißt, Herr, alle Dinge; Du weißt, dass ich Dich lieb habe, auch wenn es nur eine kümmerliche, kranke und beschmutzte Liebe ist. Ich kann die Kette nicht lösen, die die Natur uns allen anlegt. Du aber hast sie zerbrochen. Darum haben wir durch Dich den Zugang zur Gnade, in der wir stehen und empfangen unser Kindesrecht vor Gott als Deines Todes Frucht. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Meinest du, dass Hiob umsonst Gott fürchtet?

Diese Frage Satans an Gott war eine Verdächtigung des gerechten Hiob. Der Teufel heißt in Offenbarung 12,10 der Verkläger, der die Brüder verklagt Tag und Nacht vor Gott. Wenn er schon einen Gerechten verdächtigt, wie wird er es erst machen, wenn wirkliche Ursache zum Verklagen da ist? Wir sehen es ja bei den Jüngern des Herrn, die noch viele Schwächen an sich hatten, dass der Heiland ihnen sagen muss: Satanas hat euer begehret, dass er euch möchte sichten wie den Weizen. Luk. 22,31. Es liegt in dieser Tatsache auch eine ernste Aufforderung zu heiligem Wandel. Zwar müssen wir uns hüten, nur deswegen „vorsichtiglich wandeln“ zu wollen, damit wir nicht verklagt werden; die Liebe zum Herrn soll uns treiben. Es gibt schon Leute, bei welchen man fragen kann, meinest du, dass er umsonst Gott fürchtet? die Gottseligkeit zu einem Gewerbe machen 1. Tim. 6,5; die fragen, wie der unwiedergeborne Petrus fragte: was wird uns dafür? Luk. 19,27. Solche selbstsüchtige Gottseligkeit ist etwas Gemeines, es ist der Schacher im Heiligtum, vor dem uns Gott bewahren wolle. Wer nur deswegen fromm sein wollte, weil er dann in dieser oder jener Weise mehr Segen im Irdischen bekäme, kann Gott nicht gefallen, weil er ein selbstsüchtiger Mensch ist. Wer vor Menschen den Frommen spielt, um sie auszubeuten und für seine Zwecke zu benützen, ist ein Heuchler. Wer aber Gott fürchtet, weil er die Sünde fürchtet, der kann vom Feind nicht verklagt werden. Wer zum Sohne kommt und bei ihm bleibt, weil der Vater ihn zog, an dem hat der Vater ein Wohlgefallen. Wir wollen keine Lohnchristen sein; aber freuen wollen wir uns, dass gerade die, die Jesum lieben, weil er sie zuerst geliebet hat, erfahren dürfen, dass sich diese Liebe „lohnt,“ dass man in derselben selig ist und tausend Mal mehr Genuss hat, als die Menschen, die nach Weltart moralisch sind, um etwa recht reich zu werden, also nicht umsonst moralisch sind.

Herr, ich danke Dir, dass ich Dich fürchten und lieben darf. Ich will nicht fragen: was wird mir dafür. Was Du gibst, ist Gnade, und Du gibst ohne Verdienst. Amen