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Predigten zu Hebräer 4,1
"Fürchten wir uns nun, dass nicht etwa, da eine Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, hinterlassen ist, jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein."
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Lasset uns fürchten, dass wir die Verheißung, einzukommen zu Seiner Ruhe, nicht versäumen."
Hier dürfte jemand sagen: "Das ist es gerade, was ich befürchte! Ich habe gegenwärtig wohl die Gnade, dass ich glaube; aber wie werde ich bis ans Ende bestehenbleiben? Man sieht, wie viele abfallen und verlorengehen!" Antwort: Christus spricht: "Ich bin der gute Hirte. Ich kenne Meine Schafe und bin bekannt den Meinen, und Meine Schafe hören Meine Stimme. Und niemand wird sie aus Meiner Hand reißen." Diese Worte zeigen, dass keiner verlorenzugehen braucht. Niemand kann aus der Hand des guten Hirten gerissen, niemand von der Liebe Gottes in Christus Jesus geschieden werden.Viele, die damit nicht zufrieden sind, in einer beständigen Abhängigkeit von Christus zu sein, möchten gern eine Versicherung darüber haben, dass sie nie abfallen können. Die Schrift aber gibt keine; um so deutlicher beweist sie das dem Entgegengesetzte und warnt einen jeden vor der Gefahr. Wir werden also in steter Furcht vor uns selbst und in der alleinigen Vertröstung auf den Herrn gelassen; und gerade das ist uns am heilsamsten. Dieses fordert auch die Schrift in deutlichen Worten: "Führt euren Wandel, solange ihr hier wallet, mit Furcht."Freut euch mit Zittern."Lasset uns fürchten, dass wir die Verheißung, einzukommen zu Seiner Ruhe, nicht versäumen."Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, vertrauet Ihm, denn es wird euch an nichts fehlen." (Ps 34:9)
Was ist denn nun unser Trost im Herrn? Christus, Gottes Sohn, der Sein Leben für uns gelassen hat, ist unser Hirte. Da Er von einer solchen Liebe und Treue ist, dass Er um unseretwillen ein Mensch geworden ist, "der in allen Dingen Seinen Brüdern gleich werden musste", "der versucht ist allenthalben, gleich wie wir - doch ohne Sünde" - und der schließlich "Sein Leben für die Schafe gelassen hat" - was sollten wir dann nicht von Ihm erwarten können? Da Er zudem ein allmächtiger Gott ist, welcher Feind kann dann dem Schaf Schaden tun, das auf Seinen Achseln liegt, Seiner Stimme lauscht und sich dicht an Ihn hält?
Das ist unser Trost: Er, der gute Hirte, wird Seine Schafe weiden, d. h., unseren Glauben beständig mit dem Wort des Evangeliums erhalten, unsere Freude und unseren Trost in Ihm und unsere Liebe, Geduld und Hoffnung stärken und beleben. Er wird das Verlorene aufsuchen und das Verirrte zurückholen. Wenn wir uns auch von der rechten Straße verirrt haben, will Er uns doch nicht uns selbst überlassen, sondern uns nachgehen, zurückrufen und zurückholen. Wenn das verlorene Schaf wieder anfängt, Seiner Stimme zu lauschen, legt Er es mit Freuden auf Seine Achseln. Ferner ist unser Trost, dass Er das Verwundete verbinden wird, d.h., die vom Satan übel zugerichteten Seelen trösten und erquicken, sie wieder zum Frieden führen und gesund machen, die Schwachen stärken und die Lämmer, die der Herde nicht folgen können, in Seine Arme sammeln und an Seinem Busen tragen - kurz, alle Schafe behüten wird, wie sie es bedürfen,
Aber sollen denn die Schafe nichts zur Sache tun? Von ihnen sagt der Herr nur dieses: "Meine Schafe hören Meine Stimme." Das ist ganz dasselbe wie: "Sie vertrauen Mir, sie haben keine andere Hoffnung als in Mir." Denn wer in der Stunde der Not unsere Hoffnung ist, auf dessen Stimme achtet man. Zum anderen bedeutet "die Stimme des Hirten hören" auf dieselbe achtzugeben, sie zu schätzen und ihr zu gehorchen, sowie sie von anderen Stimmen zu unterscheiden. Das ist alles, was erforderlich ist. Denn alles, was der gute Hirte zu unserer Bewahrung tut, das tut Er mit Seiner Stimme. Wenn wir darum nur Seiner Stimme folgen, dann wird alles gut. Allen listigen Anläufen des Satans, allen Versuchungen des Fleisches und allen Verführungen der Welt, aller unserer Schwachheit, allem Unglauben, Leichtsinn und Hochmut - kurz, allem Bösen wird durch Seine Stimme abgeholfen. Kein Christ ist so stark, so gottesgelehrt, so gläubig, so fest in seinem Christentum, dass er nicht von allem nur möglichen Bösen angegriffen werden könnte. Dann beruht alles darauf, ob er die Worte der Wahrheit mehr gelten lässt als seine eigenen Gedanken, Meinungen und Gefühle und sich also zurechtweisen, strafen und trösten lässt. Das heißt "die Stimme des Hirten hören." Dann kann allem abgeholfen werden.
Wir sehen, dass die Jünger des Heilands nie zu einer solchen Vollkommenheit im Verständnis, im Glauben, in der Wachsamkeit und Stärke gekommen sind, dass sie hernach sich selbst leiten und so glauben und wandeln konnten, wie sie sollten, sondern es geschahen täglich grössere und kleinere Versehen. Was aber bewirkte, dass sie doch bewahrt wurden und in der Gnade wuchsen, war nur dieses, dass sie dem Hirten nahe waren, Seine Stimme hörten und sich täglich von Ihm zurechtweisen, warnen, strafen und trösten ließen. Dadurch wurde alles wieder gut, und so lernten sie immer mehr, was sie zu lernen nötig hatten. Warum aber ging der arme Judas verloren? Er hörte nicht auf die Stimme des Hirten, beachtete nicht die Warnungen des Herrn, als der Teufel ihm Böses ins Herz flüsterte. Und als das Gewissen mit Schrecken erwachte, ließ er sich von keinem Gnadenworte trösten. Hätte er nur auf die Stimme seines zärtlichen Hirten geachtet, so wäre alles gut geworden.
Solange wir noch die Stimme des Herrn hören, das Wort von Christus lieben und ernstlich benutzen, um dessen Kraft zum Glauben, zur Liebe und zur Gottesfurcht zu erhalten, und solange wir dem treuen Freunde lauschen, der uns unsichtbar geleitet und zu unseren Herzen redet, solange wird keine feindliche Macht uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist. Denn der Herr ist grösser als alles, und Er hat feierlich bezeugt: "Niemand wird sie Mir aus Meiner Hand reißen."