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Predigten zu Hebräer 12,7

"Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung: Gott handelt mit euch als mit Söhnen; denn wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?"

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Was ihr erduldet, ist zur Züchtigung: Gott handelt mit euch als Söhnen; denn wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?"

Die Worte "Züchtigung", "züchtigen", "Züchtiger" kommen sechsmal in den ersten elf Versen von Hebräer 12 vor. Dadurch kann der oberflächliche Leser leicht einen falschen Eindruck gewinnen. Er könnte sich Gott als zornigen Vater vorstellen, der seine Kinder ohne Unterlass schlägt. Diese falsche Vorstellung resultiert aus der Meinung, Züchtigung sei ausschließlich Bestrafung. Zu unserer großen Erleichterung lernen wir, dass Züchtigung im Neuen Testament aber eine viel weitere Bedeutung hat. "Züchtigung" bedeutet eigentlich "Kindererziehung" und schließt alle elterlichen Aktivitäten ein, die zum Erziehen eines Kindes gehören. Kittel (Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament) definiert sie als "das Behandeln und Erziehen des Kindes während seines Reifungsprozesses, wobei es Führung, Belehrung, Unterweisung und auch eines gewissen Maßes an Druck in Form von Verboten oder sogar körperlicher Züchtigung bedarf" . Die Christen, an die der Hebräerbrief gerichtet war, litten unter Verfolgung. Der Schreiber spricht von dieser Verfolgung als Teil der Züchtigung des Herrn. Bedeutet dies, dass Gott die Verfolgung gesandt hat? Gewiss nicht! Sie wurde von den Feinden des Evangeliums angestachelt. Bestrafte Gott die Christen wegen ihrer Sünden? Nein, die Verfolgung entstand wahrscheinlich gerade wegen ihres treuen Zeugnisses für Ihn. In welchem Sinn konnte dann gesagt werden, dass die Verfolgung die Züchtigung des Herrn war? In dem Sinn, dass Gott sie zuließ, um sie dann als Teil Seines Erziehungsprogrammes im Leben der Seinen zu verwenden. Mit anderen Worten, Er gebrauchte die Verfolgung, um Seine Kinder zu läutern, reifen zu lassen und sie in das Bild Seines Sohnes umzugestalten. Es ist keine Frage, dass diese Form von Züchtigung in der Gegenwart alles andere als angenehm ist. Der Meißel geht hart mit dem Marmor um. Der Schmelzofen setzt das Gold größter Hitze aus. Aber Schmerz und Mühen lohnen sich, wenn das Gesicht des Menschen aus dem Marmor zum Vorschein kommt und wenn das Gold von jeder Verunreinigung geläutert ist. Wir schneiden uns ins eigene Fleisch, wenn wir die Züchtigung des Herrn verachten oder unter ihr ermatten. Die einzige richtige Haltung ist, dass wir immer daran denken, dass Gott sie als Trainingsmittel benutzt, um dadurch den grösstmöglichen Nutzen aus ihr zu ziehen. Das meint der Schreiber, wenn er sagt, dass sie "die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen gibt, die durch sie geübt sind" (Hebräer 12,11b).


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtiget?"

Es sind nicht Willkürakte der Welt, denen die Jüngergemeinde sich in ihren Leiden preisgegeben sieht. Sie sind von Gott, dem Vater, benutzte Erziehungsmittel. Denn wenn der Verfasser des Hebräerbriefes die Leidenskämpfe seiner Zeit so stark mit dem Bilde väterlicher Züchtigung vergleicht, so liegt in dem Bilde die Betonung weniger auf der Bestrafung, als vielmehr auf der Erziehung, die mit der Zucht erreicht werden soll. Gerade das Kind ist es, das in der Zucht des Vaters steht. Es ist nie, wie die Vaterlosen, sich selbst überlassen. Es entwickelt sich nicht für die Zukunft nur auf Grund seiner kindischen Launen und leidenschaftlichen Neigungen. Es steht unter dem vorsorglichen Willen und unter der erziehenden Hand seines Vaters.

Es gehört mit zu den ganz großen Erlebnissen, dass wir auf unseren Glaubenswegen nicht einfach das unberechenbare Spiel der mannigfaltigen Schwachheiten und Leidenskämpfe unseres natürlichen Lebens sind. Gewiss, wir dienen dem Herrn in der Schwachheit unserer Leibeshülle wie Paulus. Gewiss, wir sehen das Reich Gottes zunächst auch nur in Knechtsgestalt und in Einzelerscheinungen wie Johannes, ohne den Durchbruch seiner erlösenden Kräfte fürs Ganze zu erleben. Gewiss, auch wir erleben es wie Jeremia, dass im praktischen Dienst am Volke in entscheidenden Augenblicken seiner Geschichte oder im geistlichen Aufbau der Kirche Christi plötzlich biblische Erkenntnis gegen biblische Erkenntnis, angeblich erkanntes Gotteswort gegen verkündetes Gotteswort stehen können. Gewiss, auch wir werden mutlos wie Elia im Kampf um Gott, wenn auch in unseren Tagen auf weitem Boden des Reiches Gottes so vieles im Fleisch endet, was einst im Geist begonnen wurde, so manches mutige Bekenntnis in der Stunde der Versuchung verstummt, das einst in Massenkundgebung mit großer Begeisterung abgegeben wurde.

Gottes Ziel mit unseren Leidenswegen ist jedoch ein weit höheres. In Gottes als unseres Vaters Hand soll jedes Leid, jeder Kampf, jeder Widerspruch, jede Feindschaft zu einem Erziehungsmittel werden zu unserem Besten. Als Herr aller Dinge will er sie mit hineinziehen in sein verborgenes Wirken und sie in Segen für unser Innenleben und für unseren Zeugendienst verwandeln. Also nicht um Vergeltungs- und Gerichtswege handelt es sich bei der Hebräergemeinde, die sie etwa um ihrer fleischlichen Gesinnung willen zu gehen hatte, sondern um Leidenswege, die sich aus ihrer Glaubensgemeinschaft mit Christus ergaben.