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Predigten zu Hebräer 11,21
Zitate von Charles Haddon Spurgeon anzeigen
"Durch Glauben segnete Jakob bei seinem Sterben einen jeden der Söhne Josephs und betete an, auf seinen Stab gestützt."
Der Text drückt aus, dass der Glaube des Patriarchen fest war, während er im Sterben lag. Möge auch auf unserem Sterbebett die Gnade Gottes in unserem Glauben bewundert werden können!
Der alte Mann von 147 Jahren besass noch vieles, was ihn auf dieser Erde hätte festhalten können. Nach einem sehr unruhigen Leben hatte er 17 Jahre außerordentlicher Bequemlichkeit genossen, so dass wir an seiner Stelle den blossen Gedanken an das Weggehen gefürchtet hätten. Jedoch der ehrwürdige Patriarch hält den Stab in seiner Hand. Er ist zum Gehen bereit und sucht keinen Aufschub.
Die letzten 17 Jahre waren für den alten Mann glänzend und voller Ruhe. Aber Sinnlichkeit hatte seinen Glauben nicht getötet, und der Luxus hatte seine geistliche Gesinnung nicht vernichtet. Sein Herz ist immer noch in den Zelten, in denen er als Pilger Gottes gewohnt hatte. Und ihr könnt feststellen, dass er mit keiner Faser seiner Seele in Ägypten verwurzelt war. Sein erstes Anliegen ist, Sorge zu tragen, dass seine Gebeine nicht in Gosen bleiben. Durch seinen Auftrag, ihn in Mamre zu begraben, lehrte er seine Nachkommen, nicht zu fest an dem guten Land Gosen zu hängen. Ihr Erbe lag nicht an den Ufern des Nil, sondern jenseits der Wüste, in Kanaan; und sie sollten immer bereit sein, dorthin zu ziehen.
Der Segen, den er den Söhnen Josephs gab, war eine Äußerung festen Glaubens, der das Gegenwärtige fahren ließ und das Zukünftige ergriff; dem Zeitlichen entsagte und das Ewige festhielt; die Schätze Ägyptens zurückwies und sich an den Bund Gottes klammerte.
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
"Durch den Glauben segnete Jakob beide Söhne Josephs."
Aus dem eigenartigen Verhalten des Jakob bei der Segnung der beiden Josephssöhne leuchtet sein Glaube hell hervor. Jakob wich - unter göttlicher Leitung - ab von der allgemeinen Sitte, dem ältesten Sohn den besten Segen zu geben. Das war um so auffälliger, als der älteste Sohn, Manasse, vor des Segnenden rechte, und der jüngere, Ephraim, vor seine linke Hand hingestellt war. Jakob musste also seine Arme über Kreuz legen, um mit der Rechten den Ephraim segnen zu können. Indem aber Jakob so handelte, zeigte er, dass der Glaube auch ungewohnte und ungebahnte Wege beschreiten kann und nicht nach Schablone arbeitet. Wem das unfassbar ist, der frage sich, ob das Geheimnis des lebendigen Glaubens in ihm wohnt. Jakobs Glaube zeigte ferner eine überraschende Festigkeit. Dem Joseph missfiel das Tun des Vaters. Er ergriff die rechte Hand Jakobs und suchte sie auf Manasses Haupt zu legen. Bei der großen Liebe, die Jakob zu Joseph hatte, könnte man denken, Jakob würde diesen Wunsch erfüllen. Aber Jakob teilte seinen Segen "im Glauben", unter göttlicher Leitung aus. So mächtig Joseph war und so viel Rücksicht er fordern konnte auf seinen Wunsch: Jakob ließ sich nicht im geringsten beirren und von Gottes Anweisung abbringen. "Ich weiss wohl, mein Sohn", sagte er; "dieser soll auch ein Volk werden, aber sein Bruder soll grösser werden." Wir sehen: Der Glaube wirkt nicht nur originelles Handeln; er macht auch fest. Und endlich: Jakob ist ein Flüchtling, der im fremden Lande wohnt und keinen Fußbreit vom Boden Kanaans in seiner Gewalt hat. Aber unbekümmert darüber verteilt er Land an seine Enkel. Kraft der Verheißung Gottes gehörte es ihm bereits. Im Glauben hatte er es ergriffen; im Glauben verschenkte er es. Nichts steht dem Glauben so fest, als Gottes Verheißungen. "Schenk mir Jakobs Glauben...!"
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
"Jakob neigte sich gegen die Spitze seines Stabes."
Diese Bewegung des sterbenden Jakob wird uns als eine Glaubenstat vor Augen gestellt. Was bedeutet sie? Nach 1. Mose 47 hat Jakob, als er sein Ende herannahen fühlte, sich von Joseph das feierliche Versprechen geben lassen, ihn nicht in Ägypten, sondern im Erbbegräbnis seiner Väter Abraham und Isaak beizusetzen. Nachdem Joseph ihm die Erfüllung dieses Wunsches eidlich zugesichert hatte, neigte Jakob sich gegen seines Stabes Spitze, wörtlich: "Er beugte sich anbetend auf das Kopfende seines Lagers hin." Es ist nicht jedermanns Ding, gern und willig aus diesem Leben zu scheiden. Für viele gibt es dabei schwere Kämpfe und bittere Nöte. Jakobs Glaube ermöglicht es ihm, in dankbarer Anbetung zu scheiden. Weiter: In Ägypten wäre dem Jakob gewiss ein prunkvolles Begräbnis zuteil geworden. Ihm lag aber viel mehr an der Gemeinschaft mit den Trägern der göttlichen Verheißung. Als ihm die Erfüllung dieses Wunsches zugesichert war, neigte er sich anbetend vor Gott. Auch wir dürfen im Frieden heimfahren, wie Jakob und wie Simeon, wenn wir im Glauben eins sind mit Abraham, dem Patriarchen, den die Heilige Schrift den "Vater der Gläubigen" nennt (Röm. 4, 11). Mit der dankbaren Anbetung wollte Jakob zuletzt sagen: Mein Sohn wird mir treu sein und sein Versprechen halten. Welche tiefe Freude, als glaubender Vater abscheiden zu dürfen mit der Gewissheit, dass Kinder und Nachfolger treu den Weg göttlichen Wohlgefallens gehen werden. So ist eine Dorothea Trudel in Männedorf heimgegangen im festen Glauben, der damals noch junge Samuel Zeller, dem sie die ganze Anstalt vermachte, werde treu sein. Sie ist in ihrem Glauben nicht zuschanden geworden. Welche Seligkeit, anbetend heimgehen zu dürfen in der Gewissheit, der Schar vorangegangener Glaubenszeugen verbunden zu sein und wissen zu dürfen, dass Gott den Nachfahren ein treues, gläubiges Herz schenken wird.
Zitate von John F. MacArthur anzeigen
Wenn du Gott ungehorsam bist, verspielst du Freude und Segen.
"Durch Glauben segnete Jakob sterbend einen jeden der Söhne Josephs und betete an".
Jakobs Leben ist ein Bild der geistlichen Pilgerreise von der Selbstherrlichkeit zur Unterwerfung.
Jakobs Leben kann man in drei Phasen einteilen: ein gestohlener Segen, Hingabe mit Bedingungen und ernsthafte Demut.
Von Anfang an wollte Gott den Jakob auf ganz besondere Weise segnen. Doch Jakob, dessen Name "Betrüger", "Austrickser" oder "Fersenhalter" bedeutet, betrog seinen Vater, damit er ihn anstatt seines Bruders Esau segnen möge (1.Mo. 27,1-29). Das Ergebnis war, dass Jakob fliehen und vierzehn Jahre die Herden seines Onkels Laban hüten musste.
Als Jakob zu Laban zog, erschien ihm Gott im Traum (1. Mo. 28,10-22) und setzte ihn zum Empfänger des Segens ein, den Gott zuerst seinem Großvater Abraham und dann seinem Vater Isaak versprochen hatte.
Jakobs Reaktion spricht Bände; denn er "legte ein Gelübde ab und sagte: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe und mir Brot zu essen und Kleider anzuziehen gibt und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, dann soll der Herr mein Gott sein" (die Verse 20-22). Jakobs Eid mit seinen Bedingungen bedeutete eigentlich: "Gott, wenn du alles tust, was ich will, dann will ich Dir gehören!"
Trotz dieser selbstsüchtigen Motive segnete Gott ihn, doch demütigte Er ihn gleichzeitig. Als die Zeit gekommen war, Laban zu verlassen, war Jakob bereit, sich rückhaltlos Gott anzuvertrauen. Man beachte die Veränderung seines Herzens in 1. Mose 32,11: "Ich bin zu gering für alle Gnadenerweise und alle Treue, die du deinem Knecht erwiesen hast."
Dann erschien ihm Gott in der Gestalt eines Mannes und kämpfte die ganze Nacht mit ihm (Vers 24). Jakob wollte Ihn nicht loslassen, bevor Er ihn gesegnet habe. Das war keine selbstsüchtige Bitte, sondern kam aus einem Herzen, das gern so sein wollte, wie es Gott gefiel. Damals änderte Gott Jakobs Namen in "Israel", das bedeutet "Kämpfer für [oder] mit Gott".
Wie Abraham und Isaak vor ihm hat Jakob nie die Erfüllung der göttlichen Bündnisverheißungen erlebt. Doch auf seiner geistlichen Reise vom Jakob zum Israel, von der Selbstbestimmung zur Unterwerfung, lernte er, auf Gott zu vertrauen und auf Seine Zeit zu warten.
Zitate von Watchman Nee anzeigen
"Aus Glauben ... betete Jakob an über der Spitze seines Stabes."
Wie eindrucksvoll, dass der Schreiber des Hebräerbriefs dieses Zeichen offenbarer Schwäche auswählt, um Jakobs Glauben zu veranschaulichen. In seiner Jugend hatte Jakob nur an sich selbst gedacht und alle Kraft darauf verwandt, andere zu verdrängen. Bei dem Kampf in Pniel war dann durch die Berührung Gottes seine natürliche Kraft gebrochen worden. Statt des einstigen rücksichtslosen Egoisten stand nun ein demütiger, gütiger Mensch hier - und betete an.
Eines Abends ass ich bei einem jungen Bruder, zu dem Gott über eben diese Frage unserer natürlichen Kraft geredet hatte. "Es ist ein besonderer Segen", sagte er zu mir, "wenn man weiss, Gott ist einem begegnet und hat einen grundlegend verwandelt, und man hat diese schwächende Berührung empfangen." Auf dem Tisch stand ein Teller mit Keksen, und ich nahm einen davon und brach ihn in der Mitte durch, wie wenn ich ihn essen wollte. Dann fügte ich die beiden Hälften wieder genau aneinander und sagte: "Er sieht völlig intakt aus, nicht wahr, aber trotzdem wird er nie mehr genauso sein wie zuerst. Wenn dein Rückgrat einmal gebrochen wurde, wirst du für alle Zeiten jeder leisesten Berührung durch Gott nachgeben."
Der alte Patriarch hat das Fleisch Ephraim nicht dem Fleisch Manasse vorgezogen. Er setzte Ephraim Manasse vor, weil er eine mächtigere Wahrheit, welche in dem Namen Ephraim ausgesprochen lag, einer schwächern vorzog, welche in dem Namen Manasse ausgesprochen lag. Er hatte seinen Joseph gesehen, er hatte auch dessen Samen gesehen. Die Kinder werden zu ihm gebracht, um von ihm gesegnet zu werden. Das zweite Kind heißt: Ich werde wachsen. Die Verheißung Gottes, welche er 77 Jahre vorher bekommen, lautete: Ich will dich wachsen lassen. Gott hatte überschwänglich getan. Er sah die Erfüllung vor sich. Darum erfüllte ihn das, was aus dem Munde Gottes gegangen, und was so merkwürdigerweise in dem Namen des einen Kindes ausgesprochen lag, und er zog solches dem vor, was in dem Namen Manasse ausgesprochen lag. Darum sprach er auch: Gott, der mich mein Leben lang genährt hat bis auf diesen Tag, der treue Bundesengel also, der überschwänglich getan über Bitten und Verstehen, der tue nun auch mit diesem Knaben nach seinem Wort. Wachstum hat er verheißen in dem Lande meines Elendes. Wachstum hat er mir inmitten meines Elendes gegeben; dieses Wachstum setze er fort in diesen beiden Knaben, dass sie wachsen und viel werden auf Erden. Darum Ephraim vorgesetzt; liegt doch die Verheißung unseres Gottes so viel höher als unsere Erfahrung. Gott mache es in allen Stücken so mit dir, dass du in ihm das Wort der Verheißung preisest inmitten deines Elendes; so wirst du ihn in Wahrheit preisen, dass er dich aus allem Elend erlöst hat und dich hat vergessen lassen alles deines Unglücks: so setze man Ephraim dem Manasse vor.
Amen, Amen, lauter Amen
hat des treuen Gottes Mund.
Ewig führet er den Namen,
dass er aller Wahrheit Grund.
Was er sagt, trifft alles ein;
es muss Ja und Amen sein.
"Durch den Glauben segnete Jakob beide Söhne Josephs, und neigte sich gegen seines Stabes Spitze."
Leuchtend liegt vor mir ein Bergkristall. Einst war er ein dunkles Stück Quarz. Durch vielerlei Naturprozesse bildeten sich aus dem rauhen Stein die ebenmässigen, durchscheinenden Flächen, die heute mein Auge entzücken. Solch ein unschöner Quarzblock war Jakob von Natur, selbstsüchtig und listig. Hier aber sehen wir ihn als einen reinen Kristall, zubereitet für den himmlischen Tempel. Königlich ruhig, seine Enkel genau nach göttlicher Vorschrift segnend, neigt Jakob sich im Tode.
O wunderbare Gnade, die nicht auszählt alle die Irrgänge und Sünden dessen, der in bussfertigem Glauben seine Zuflucht genommen hat zu den Fittichen Jehovahs! Seine Sünden sind versenkt in die Tiefe des Meeres. Sie sind nicht mehr zu finden. Es leuchtet nur das helle, weiße Kleid der Gerechtigkeit. Und doppelt wunderbare Gnade, die nicht nur den Sünder annimmt, sondern ihn auch umgestaltet, dass aus dem Unreinen ein Heiliger, aus dem Quarz ein Kristall, aus Jakob ein Israel, ein Überwinder wird!
Wie viel Erziehung und Geduld hat Gott an Jakob gewandt! Denken wir an Bethel, Pniel, Sichem, Ägypten. Aber er hat das Werk herrlich vollendet. Und er will es an allen tun, die sich ihm anvertrauen.
A und O, Anfang und Ende, Nimm mein Herz in Deine Hände Wie ein Töpfer seinen Ton! Meister, lass Dein Werk nicht liegen; Hilf mir beten, wachen, siegen, Bis ich steh vor Deinem Thron!