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Predigten zu Galater 3,14
Es ist doch eine wunderbare Gnade Gottes, dass er alles an den Glauben gebunden hat, so gebunden hat, dass, sobald als man glaubt, man ihn hat und mit ihm alles Gute und Befreiung von allem Bösen. Es liegt wohl am Tage, woher es kommt, dass das menschliche Herz sich dagegen sträubt, um aus Gnaden errettet zu sein durch den Glauben, ohne des Gesetzes Werke; denn menschlicher Stolz kann es nicht ertragen, dass ein Mensch mit allen seinen Bestrebungen, mit allen seinen Werken vor Gott nichts gelten sollte, und dass seine Tugend und Kraft, sein Wollen und Laufen nichts sollte ausrichten in Sachen der Seligkeit. Es scheint auch allerdings eine gewagte Sache zu sein, ein Beginnen, welches der Sünde Tür und Tor öffnet: dass ein Mensch sollte Abstand nehmen von dem ganzen Gesetz des „Tue das“, und dass er sich lediglich an den Glauben halten sollte. Denn der natürliche Mensch will erst sehen und empfinden, und kann nichts für wahr halten, was er nicht erst mit seiner Vernunft zu begreifen vermag. Es wird aber der Vernunft je und je ein Rätsel bleiben, dass ein Mensch erst dann dazu kommt, den göttlichen Willen wirklich zu tun, dass er erst dann zu einem gottgefälligen Wandel, zur Tugend, zur wahren Heiligung kommt und gekommen ist, erst dann von der Gewalt der Tyrannei der Sünde befreit wird, wenn er, so arm und elend, wie er ist, so grundverdorben und unrein, wie er sich fühlt und befindet, mit den Augen auf Christum glaubt, dass er Gnade hat.
Ich hatte nichts denn Zorn verdienet
und soll bei Gott in Gnaden sein;
Gott hat mich mit sich selbst versühnet
und macht durchs Blut des Sohns mich rein.
Wo kam dies her? Warum geschicht's?
Erbarmung ist's und weiter nichts.
Wie ist nun dieser Glaube beschaffen? So ist er beschaffen, dass er Freude hat an den Worten des Herrn: Dein Heil steht allein bei mir. – Das ist nun ein köstlicher Fund, das die Perle von großem Wert, so das Wie seiner Frucht gefunden zu haben, dass nämlich ein Mensch Gottes alles durch den Glauben hat, es alles durch den Glauben von Christo nimmt und nichts mehr von sich selbst erwartet. Ein solcher Glaube springt und sprudelt hinüber in das ewige Leben. Das sind aber Übertreter, die fortwährend solcher Gnade widerstreben und gegen die königliche Herrschaft der Gnade einen Aufruhr anzetteln, indem sie eine Gerechtigkeit als aus Werken eines Gesetzes aufrichten wollen, und sind darum der Gerechtigkeit des Lebens, des Glaubens feind; denn sie wollen das Leben, die Gerechtigkeit, die Heiligung, die Tugend, die guten Werke in eigener Hand halten. Und das sind Gerechte, Gerechte vor Gott, die da hinschwinden und versinken vor seinem Wort und haben vor solchem Worte und vor dem Gerichte Gottes den Fluch gefühlt und auch als rechtmäßig anerkannt.
Solche Gerechte erwarten, seitdem sie ein für allemal einen Strich gemacht haben durch ihre Rechnung, Weg, Namen, Tugend und Frömmigkeit, Kraft und Tüchtigkeit, alles von Gott, alles lediglich von seiner freien Gnade und ewigem Erbarmen. Von sich selbst und aus sich selbst wissen sie nichts mehr von Tugend, von Werken, nichts davon, dass sie etwas könnten oder sollten; sie glauben die Verheißung des Geistes und erhalten solche Verheißung auch durch den Glauben.
Es ist das Heil uns kommen her
von Gnad und lauter Güte.
Die Werke helfen nimmermehr,
sie mögen nicht behüten.
Der Glaub' sieht Jesum Christum an,
der hat gnug für uns all' getan,
er ist der Mittler worden.
In seinem Brief an die Galater erwähnt der Apostel auch die Hauptbedingung zur Verwirklichung dieser Verheißung: «Ich bin mit Christus gekreuzigt.» Das Kreuz Christi, das uns gerettet, uns Frieden gegeben und Sündenvergebung erworben hat, muß in uns wirksam werden.
Persönlich das Kreuz erleben bedeutet, unser Leben und unseren Ruf hinzugeben. Das Kreuz bringt uns zum Bewußtsein, welches Unheil unsere menschlichen Gedanken über göttliche Dinge anrichten können. Möge das Kreuz Christi tief in unser Herz eindringen und uns zu dem Ausruf bringen: «Wehe mir! … Ich elender Mensch! … Wer ist hierzu tüchtig?»
Die Liebe Christi möchte unser Herz so schmelzen, daß wir uns nichts mehr zuzutrauen wagen und uns nicht mehr irgendeiner Sache rühmen wollen. Dann werden wir Ihn über alles lieben, mehr als uns selbst, und Ihm gern unser Leben zum Opfer bringen. Dann können wir den Ausdruck: «mit Ihm gekreuzigt sein» verstehen, und wenn wir es tatsächlich sind, sprechen wir nicht darüber. Ja, wir werden wie Er in Schwachheit gekreuzigt. Weil der Herr Jesus für das Heil der heidnischen Welt einen so hohen Preis gezahlt hat, werden wir persönlich angeworben, Ihm zu dienen, indem wir Ihm unseren Leib als lebendiges, heiliges, Ihm wohlgefälliges Opfer hingeben (Römer 12,1).
Eine zweite Bedingung, unter der diese Verheißung Wirklichkeit werden kann, besteht darin, daß der Heilige Geist uns erfüllen kann. Der Dienst des Christen ist keine Pflicht, keine Arbeit wie die eines bezahlten Knechtes, sondern die Folge des göttlichen Lebens, das uns erfüllt. Vielleicht müssen wir einen Kampf ausfechten, weil dieses Opfer uns zu groß erscheint. Aber können wir dem Herrn angesichts eines solchen Vaters, einer solchen Liebe, angesichts der verlangenden Welt verweigern, was Er von uns fordert?
Der verheißene Segen ist nicht nur für uns selbst, sondern für die Welt, für die Heiden. Er soll sich ausbreiten und zunehmen, unter der Bedingung, daß wir dem Herrn verfügbar sind, Ihm gehorchen und ohne Unterbrechung unmittelbar mit Ihm zusammen arbeiten. Er lenke unsere Blicke auf Seine Hände, die den Segen bis an die Enden der Erde austeilen. Und diese Hände wollen uns gebrauchen!
Auf dass wir die Verheißungen des Geistes empfingen durch den Glauben
Die Verheißung des Geistes,“ das ist die immer wiederkehrende Bezeichnung der Pfingstgabe; sie wird, wie die Vergebung der Sünden und das ewige Leben, durch den Glauben erlangt. Mir war einst diese Stelle eine wahre Offenbarung. Sie war der Schlüssel, der Rätsel löste, der Punkt, worin lange gesuchte Wahrheiten sich mir aufschlossen. Ehe diese Worte zu meinem Herzen sprachen, hatte ich mich immer bemüht, des Geistes Gegenwart in mir zu fühlen, als Beweis, dass ich Ihn empfangen habe; aber nun wurde es mir klar, dass man in einfältigstem Glauben Gottes reichste Mitteilungen empfangen haben kann, wenn auch die Empfindung davon lange auf sich warten lässt. Der Stufengang meines Glaubens war folgender:
1. Es gibt eine Verheißung des Geistes
Ja, darüber kann kein Zweifel herrschen; denn es gefiel dem Vater wohl, dass die Fülle des heiligen Geistes in Jesu wohne, damit Er Ihn seiner Gemeinde mitteilen könne.
2. Sie geht mich an
Petrus sagt, diese Verheißung sei für alle, die Gott unser HErr herzurufen wird.
3. Ich habe sie noch nicht empfangen
Es ist sehr wichtig, über seine innere Stellung ins Klare zu kommen. Darnach fragte Paulus jene zwölf Jünger in Ephesus zu allererst.
4. Ich gäbe alles dran, wenn die Verheißung mein wäre
Um der Neubelebung willen, die dadurch ins eigene Herz käme, sowie um der Vermehrung des Einflusses auf andere, sollte kein Opfer uns zu groß sein.
5. Ich nehme die Gabe jetzt in demütigem Glauben an
Keine feurige Zunge, kein Rauschen des Windes, kein Aufleuchten der Freude mag die Gabe begleiten; aber wenn wir uns zu Gott richtig gestellt, und unsere Herzen Ihm aufgeschlossen haben, so muss Er, der uns den Mangel gezeigt hat, ihn auch füllen.