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Predigten zu Epheser 6,2
""Ehre deinen Vater und deine Mutter", welches das erste Gebot mit Verheißung ist,"
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Ehre Vater und Mutter."
Dass irdisches Wohlergehen mit der Befolgung des vierten Gebots verknüpft ist, kann teilweise wohl als natürliche Folge natürlicher Ursachen angesehen werden, ebenso gewiss wie irdisches Unglück, zeitliche Unruhe und Qual, ja, oftmals ein früher Tod natürliche Folgen des Ungehorsams gegen dieses Gebot sind. Wo man nicht gehorchen oder untertänig sein, sondern jeder herrschen und seinen Willen durchsetzen will, da muss ja immer Zank und Streit, gegenseitige Feindschaft und alles daraus folgende Böse entstehen. Lasst uns nur an ein Haus denken, wo sich Kinder und Diener gegen Eltern und Hausherren auflehnen und nicht mehr gehorchen wollen, - welch ein Elend wird daselbst entstehen. Ebenso ist es, wenn in einem Land sich der Geist der Empörung gegen die Obrigkeit erhebt. Die Folge davon muss ja sein, dass der eine danach trachtet, den anderen aus dem Wege zu räumen. Wo man sich hingegen in bezug auf Eltern und Obrigkeit der Ordnung des Herrn unterwirft, wo ein jeder nur daran denkt, seine Pflichten auf dem Platz und in der Stellung, wohin Gott ihn gesetzt hat, zu erfüllen, da wird auch aller Segen, Friede und Gedeihen blühen. Wir können also auch einige natürliche Gründe in dem Umstand sehen, dass irdische Glückseligkeit auf der Befolgung des vierten Gebots beruht.Finsterer aber als ein Heide muss ein Mensch sein, der hierin nichts mehr als nur natürliche Verhältnisse sieht. Es lebt doch ein Gott unter uns, der den Weg Seiner erschaffenen Wesen so genau kennt und leitet, dass ohne Seinen Willen nicht ein Vogel auf die Erde fällt. Wo dieser Gott ein Gebot gab, an das Er eine bestimmte Verheißung geknüpft hat, die immer auch eine entsprechende Drohung enthält, da sind nicht mehr nur natürliche Folgen. Nach dem Beschluss und Urteil Gottes soll der irdische Segen denen zuteil werden, die Vater und Mutter recht ehren, dagegen ein besonderer Fluch den Übertretern dieses Gebotes folgen. Und wer sich ein wenig in der Welt umsah, hat überzeugende Beispiele und Beweise dafür gesehen, dass etwas Seltsames, etwas Wundersames, eine geheimnisvolle Regierung im Schicksal des Menschen vorherrscht.
Wenn das Wohlergehen eines Menschen im Verhältnis zu seiner angeborenen Lage oder anderen natürlichen Quellen steht, dann sieht man nichts Merkwürdiges darin, obwohl dem auch nur Gottes Fügung zugrunde liegt. Wenn aber z. B. ein weniger begabtes Menschenkind, das keine natürlichen Gaben besitzt, womit es sich irdische Glückseligkeit bereiten konnte, nur durch einen besonderen Segen und eine besondere Führung Gottes hier im Leben auffallend glücklich wird, während andererseits begabte Naturen mit allen Fähigkeiten, sich etwas zu erwerben, entweder von beständigen Unglücksfällen und Widerwärtigkeiten verfolgt werden oder auch, ohne dass man solche sehen kann, ihr ganzes Hab und Gut, man weiss nicht wie, unter den Händen verlieren, dann fängt jedermann an, etwas Wundersames darin zu sehen und vom Segen oder Fluch Gottes zu reden. Und wie oft ist es schon offenbar geworden, dass der Grund zu beiden Fällen allein im Verhalten der so Betroffenen ihren Eltern gegenüber lag. Es war also eine Erfüllung der Verheißung des vierten Gebots oder eine Erfüllung des Urteils Gottes, der unser irdisches Wohlergehen an das Verhalten den Eltern gegenüber geknüpft hat.
Ein erleuchteter Lehrer äußerte einmal: "Still und geräuschlos geht durch das Schicksal des Menschen ein unbegreifliches Etwas. Oft scheint es zu verschwinden; plötzlich aber leuchtet es wieder hervor. Es ist nicht menschlich, es ist etwas Übernatürliches - es ist der Segen der Eltern." Ja, wie oft hat man geradezu eine buchstäbliche Erfüllung der Worte der Schrift gesehen: Ein Auge, das den Vater verspottet und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen", nämlich, wenn ein aufsässiger Sohn unter die Strafe harter Gesetze kommt oder auch wegen seiner fortgesetzten und ausgearteten Bosheit sein Leben auf dem Richtplatz beschließt. Luther sagt dazu:"Das Kind, das der holden Stimme der Eltern und der Lehrer nicht gehorchen will, soll dem Henker angehören, der so scharf redet, dass sich das Haupt vom Rumpfe trennt." Wer nicht Verstand annehmen will, sondern in frechem Leichtsinn den Rat zärtlich besorgter Eltern, Lehrer oder anderer im Leben erfahrener Menschen verachtet, den wird ein allmächtiger Gott wohl zu zügeln verstehen, allerdings dann in einer wahrscheinlich härteren Weise.
Gott will die Übermacht über den Menschen haben. Nun hat Er aber die Eltern, Hausherren, Obrigkeit und Lehrer als Seine Stellvertreter über uns gesetzt. Wollen wir Ihn nicht durch diese hören, so soll die bittere Not es uns lehren. Es mag dir gefallen oder nicht, aber Er wird schon Sein Wort in Erfüllung gehen lassen. Erzeigst du denen Gehorsam und Ehrfurcht, die Er über dich gesetzt hat, so wird Er dich reichlich mit allem Guten belohnen. Willst du Ihm aber hierin nicht gehorchen, so wird Er dich immer irgendwo zu finden wissen. "Weil man aber Gottes Wort und Gebot so gar verächtlich hält, als hätte es ein Geck geredet", sagt Luther, "so lass auch sehen, ob du der Mann seiest, der es mit Ihm aufnehmen könnte. Es wäre dir doch besser, Gottes Huld, Friede und Glück zu haben als Seine Ungnade und Unglück."
Die Eltern ehre allezeit Und werde ihre Stütz und Freud', Dass lange Zeit auf dieser Erd' Nur Wohlergeh'n zuteil dir werd'. Gedenke dran!