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Predigten zu Apostelgeschichte 8,26
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
"Der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Gehe auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza geht."
Wir betrachten die Bekehrung des Kämmerers aus dem Mohrenlande (Äthiopien). Er ist der Erstling aus Afrika, dem schwarzen Erdteil. Bevor wir ihn näher betrachten, schauen wir auf Philippus, seinen Missionar. Derselbe steht sichtlich unter einer besonderen Leitung Gottes. Der lenkt ihn durch unmittelbares Eingreifen, indem er ihn auffordert, in Richtung auf Gaza zu gehen. Ein Engel muss ihm diesen Befehl überbringen. Bis heute kann Gott, wenn er es will, uns auf wunderbare Weise leiten und uns in sinnfälliger Weise seinen Willen kundtun. Das sind aber Ausnahmen. Wir sollen derartiges nie suchen oder beanspruchen. Die Geschichte vermerkt dann noch eine zweite Art göttlicher Leitung, die durch den Geist. Als Philippus an der befohlenen Stelle war und des Wagens ansichtig wurde, sprach der Geist , nicht ein Engel, zu ihm: "Halte dich zu diesem Wagen!" Es erfordert viel Zartgefühl und heilige Nüchternheit, die Stimme des Geistes Gottes in besonderen Lagen zu hören. Viele Schwärmer verwechseln ihre eigenen Einfälle mit der Stimme des Geistes Gottes und entschuldigen all ihr Getue mit der Redensart: "Das hat der Geist mir gesagt". Echte Geistesleitung war es, als Simeon "auf Anregen des Geistes in den Tempel kam". Echt war es auch, als der Geist den Paulus hinderte, in Asien zu arbeiten. Da merkte nicht nur Paulus dieses Wehren, sondern auch alle seine Begleiter (Apg. 16, 6: ... "ihnen" ward gewehrt). Geleitet wurde Philippus zuletzt durch das geschriebene Wort. Der Kämmerer las laut das Kapitel Jesaja 53, das Wort vom Lamm Gottes. Da brauchte kein Engel dem Philippus mehr Weisung zu geben. Er war am Zentralpunkt des Evangeliums, am Kreuze des Herrn Jesu angelangt. Können wir uns der Leitung Gottes freuen?Die Straße hinab gen Gaza, die da wüste ist
Wüste heißt eine unbewohnte Gegend. Es konnte befremdlich scheinen, dass Philippus dorthin geführt wurde. Er war an den ehrenhaften Posten eines Diakons oder Armenpflegers berufen worden, und vermutlich lag ihm Arbeit genug ob, unter den Zerstreuten der Gemeinde. Überdies hatte er soeben in Samaria eine große Aufgabe in erfreulicher Weise gelöst, da „das Volk einmütiglich dem zuhörte, was er sagte.“ Nun ward er in jene einsame Wüste gesandt, wo er nur hin und wieder einem Reisenden begegnen konnte. Musste es ihm nicht sonderbar vorkommen, und sehnte er sich wohl nicht zurück nach Cäsarien, zu seinen vier Töchterlein? (Apstg. 21,3).
Es gibt manche Wüste im Leben! Die Einsamkeit eines fremden Landes, dessen Sprache du nicht verstehst; die Einsamkeit einer Krankenstube, wo dem unermüdlichen Arbeiter plötzlich, durch körperliche Schwachheit, Grenzen gesetzt werden; die Einsamkeit, die Verdacht und Abneigung hervorrufen können, nach einer Zeit großer, erfolgreicher Tätigkeit. Dahin führt Gott seine Kinder nicht selten. Keine Blume gedeiht in ununterbrochenem Sonnenschein.
Aber in der Einsamkeit finden wir allemal, wenn wir geduldig des HErrn harren, Gelegenheiten, Ihm zu dienen; eine fragende Seele tritt uns entgegen, die gerade der Hilfe bedarf, die wir ihr leisten können. Es wird erzählt, dass einst etlichen Mönchen das Buch der Offenbarung vorgelesen wurde. Am Schluss sollte ein jeder sagen, welche Verheißung ihm am liebsten gewesen sei. Der eine sagte: „Gott wird abwischen alle Tränen.“ Ein anderer erwählte: „Wer überwindet, dem will ich geben zu sitzen auf meinem Stuhl.“ Der dritte antwortete: „Ich freue mich darüber, dass seine Knechte Ihm dienen werden.“ Dieser war Thomas à Kempis, der später die „Nachfolge Christi“ schrieb.