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Predigten zu Apostelgeschichte 4,31
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Wie können Gläubige mehr Heiligen Geist bekommen?
"Und da sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, da sie versammelt waren, und sie wurden alle des Heiligen Geistes voll und redeten das Wort Gottes mit Freudigkeit"
Die Frage, wie wir mehr Heiligen Geist bekommen können, ist für Gläubige viel wichtiger als die Frage, wie wir mehr Geld, Ehre und dergleichen erreichen. Es ist die brennendste Frage für uns. In unserer Bibelstelle ist von Gläubigen die Rede, die den Heiligen Geist schon hatten und nun ein neues Maß desselben erhielten. Wie kam es dazu? Wir wollen drei Antworten aus dem Zusammenhang des Textes entnehmen.1. Eile mit Sorgen ins Gebet!
Zuerst bekamen die Gläubigen einen neuen Zufluss von oben, als sie Sorgen und Schwierigkeiten im Gebet vor Gott ausbreiteten. Petrus und Johannes waren soeben aus der Gefangenschaft zu den Ihrigen nach Hause gekommen und hatten dort alle Drohungen und Hindernisse erzählt, mit denen der Hohe Rat ihr Zeugnis unterdrücken wollte. Dies hätte die Gläubigen sehr herab stimmen können: "Ach was für tote, unzugängliche Männer sind doch diese Mitglieder unserer Behörde!" Stattdessen nahmen sie die ganze Sorge und eilten damit sofort in gemeinsames Gebet. Sie sagten alles dem Herrn und breiteten vor ihm die ganze Feindschaft gegen die kleine Herde aus. Als sie so beteten, wurden sie "voll Heiligen Geistes und voll Freudigkeit" . Das ist auch heute noch der richtige Weg. "Statt zu klagen, bete mehr" , sagt ein Lied. Hätten die Christen nur über die Feindschaft der Hohenpriester geklagt, so wären sie dadurch nicht weitergekommen. Da sie es nun ins Gebet nahmen, musste gerade die Feindschaft dazu mithelfen, dass sie innerlich in den Strom von Kraft und Freude tiefer eindrangen. Willst du also mehr Heiligen Geist, so gewöhne dich, mit allen Anliegen zuerst vor den Gnadenthron zu eilen, wie diese Christen es taten.
2. Übe Fürbitte!
Sodann achte darauf, dass diese Christen mehr Geist bekamen, während sie Fürbitte übten. Sie beteten: "Gib deinen Knechten, mit aller Freudigkeit dein Wort zu reden" (V. 29)! Die göttliche Antwort bestand darin, dass nicht nur die Knechte Gottes, die Apostel, sondern sie selbst, die Beter, durch den Heiligen Geist mit Freudigkeit erfüllt wurden. Was wir für andere herabflehen, das bekommen wir selbst auch. Während Hiob für seine Freunde betete, wurde sein eigenes Gefängnis gewendet (Hiob 42, 10). Wenn wir uns Zeit zur gründlichen Fürbitte für andere nähmen, würden wir empfinden, dass der köstliche Segensstrom vom Heiligtum unser eigenes Herz durchfließt.
3. Bringe Reichsbitten vor Gott!
Endlich lasst uns darauf achten, dass diese Beter Reichsbitten vor Gott brachten. Wenn wir ihr Gebet durchlesen, bekommen wir den Eindruck: Diesen Leuten war es nicht um ihr eigenes Interesse zu tun, sie beteten nicht für ihre Partei oder für ihr Ansehen vor den Menschen, das durch die Gefängnisstrafe ihrer Führer bedroht schien, sondern sie beteten: "Herr, sie haben sich versammelt über deinen heiligen Knecht Jesus" (V. 27). Nicht ihre eigene, sondern ihres Heilands Sache war durch die Feindschaft bedroht. Das gab ihrem Gebet solche Stosskraft. Weil sie für Gottes Sache eintraten, deshalb konnte Gott ihr Gebet mit solch besonderer Zuströmung von oben beantworten. Dass wir doch Beter werden möchten, die nicht für ihre eigenen, selbstsüchtigen Wünsche, sondern für die große Reichssache Gottes im Kämmerlein eintreten! Das ist der Weg zu mehr Kraftzufluss aus dem Heiligtum. Gott mache solche Beter aus uns, wie diese Christen es waren!
Sie wurden alle des heiligen Geistes voll
Sie hatten Ihn schon am Tage der Pfingsten empfangen, später war Petrus plötzlich und mächtiglich vom Geiste erfüllt worden vor seiner Begegnung mit dem hohen Rat (Vers 8); und hier wurden alle, während sie beteten und Gott lobten, aufs neue spürbar des heiligen Geistes voll. Daraus schließen wir, dass wir wiederholt die Fülle des Geistes erwarten dürfen.
Es ist jedoch nicht notwendig, dass sich allemal die Stätte bewege, noch die Luft erregt werde, als wäre dies die erforderliche Bedingung zum Empfang der himmlischen Gabe. Es mag dem HErrn gefallen, sich ganz leise zu uns herabzuneigen; Er mag unserem Sündenverderben ein Ende machen, indem Er uns stillschweigend eintaucht in die unergründliche Tiefe seiner Barmherzigkeit. Wir sind oft, dem Naeman gleich, voller Vorurteile. Wir erwarten, dass die Pfingstgabe auf uns komme, mit ebenso viel Pomp und äußerem Glanz, wie jener syrische Feldherr es bei Elisa erwartete. Aber der heilige Tröster macht oft alle diese vorgefassten Meinungen zuschanden. Wir erwarten einen Orkan, und Er naht sich uns im sanften Säuseln des Zephyrs. Wir meinen, es müsse sich ein Strom ergießen, um unser Gefäß überfließen zu machen, und Er füllt es nur tropfenweise.
Allein die Folgen werden allemal dieselben sein: – große Unerschrockenheit im Ablegen des Zeugnisses; liebliche Anmut des ganzen Wesens; selbstverleugnende Liebe gegen Hilfsbedürftige; große Kraft, durch die Verbindung mit dem auferstandenen HErrn. Wenn das zweite Kapitel der Apostelgeschichte im Manuskript verloren gegangen wäre, so müssten wir doch auf ein pfingstliches Ereignis schließen, – sonst wäre die wunderbare Veränderung unerklärlich, die mit den Nachfolgern Jesu vorgegangen war, so dass sie nun befreit waren von der Menschenfurcht, dem Ehrgeiz und den Vorurteilen früherer Tage. O dass wir alle eine solche umgestaltende Wirkung erführen!