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Predigten zu Apostelgeschichte 22,22

"Sie hörten ihm aber zu bis zu diesem Worte und erhoben ihre Stimme und sagten: Hinweg von der Erde mit einem solchen, denn es geziemte sich nicht, dass er am Leben blieb!"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Drei Lehren aus dem Wutgeschrei der Feinde

Aus dem Wutausbruch und dem Toben der Volksmassen gegen Paulus wollen wir drei stärkende und tröstende Lehren für die Jünger Jesu entnehmen:

I.

Niemals braucht sich ein Christ durch Behauptungen großer Volksmassen schwankend und unsicher machen zu lassen. Wir leben in einer Zeit großer Massenkundgebungen. Wir wollen über dieselben keinerlei Urteil fällen. Aber soweit dieselben sich mit Fragen der Religion oder des Glaubens befassen, sagen wir: Niemals lassen wir uns in diesem Gebiet durch irgendwelche Behauptungen großer Volksmassen beeinflussen und fortreißen. Wir prüfen die Richtigkeit aller Aussagen nicht nach der Menge und dem Eifer ihrer Verfechter, sondern allein nach der Übereinstimmung mit dem Wort Gottes.

II.

Kein Zeuge Jesu braucht den Mut zu verlieren, wenn einmal jeder sichtbare Erfolg seines Zeugnisses ausbleibt. Paulus hatte eine Rede voll göttlicher Kraft und Weisheit gehalten. Man hätte tiefe innere Segnungen, Erweckungen und Bekehrungen bei den Zuhörern erwarten können. Stattdessen war Unwille, Wut und Zorn das Resultat seines Zeugnisses. Das mag manchem Knecht Gottes zum Trost dienen, der die gewünschte Frucht des Wortes nicht zu sehen bekommt. Es mag auch andere davor bewahren, allzu schnell über einen Zeugen Jesu ein Urteil zu fällen, dessen Wort nicht gleich von Erfolg begleitet ist. Niemand sage von einem solchen, es müsse irgendetwas bei ihm nicht stimmen, weil seine Verkündigung nicht sichtbare Frucht bringt. Paulus wandelte und redete sicherlich vor Gott, dennoch richtete hier sein Wort, soweit Menschenaugen sehen, nichts aus.

III.

Ein dritter Trost, den wir dieser Szene entnehmen, sei der, dass niemand den Mut zu verlieren braucht, wenn es einmal um die Sache des Wortes Gottes schlimm zu stehen scheint.

Wenn man sich die Volksmenge vergegenwärtigt, die den Tod des Paulus wünscht, so war hier - menschlich gesprochen - viel Anlass zu Sorge und Angst für die Sache des Herrn Jesu. Das ganze Volk verwarf ja das Evangelium in Grund und Boden. Dennoch hat dies alles den Lauf des Wortes nicht aufgehalten.

Was erreichte der ganze Wutausbruch? Er bekräftigte die Wahrheit des Wortes Jesus ("Sie werden nicht aufnehmen dein Zeugnis von mir"). Er half, den Plan Jesus verwirklichen, nach welchem Paulus vor Könige den Namen Jesu tragen und auch in Rom von ihm zeugen solle. Er brachte dem Knecht Jesu mannigfache neue Glaubenserfahrungen. Lasst die Feinde ruhig toben. Sie müssen zuletzt die Sache Jesu nur fördern und seine Befehle ausrichten helfen.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Drei Irrtümer der gegen Paulus tobenden Volksmenge.

"Warum toben die Heiden, und die Völker reden so vergeblich?" Dieser zweite Psalm, den Israel oft im Blick auf die Heidenvölker sang, darf hier auf ihr eigenes Volk angewendet werden. Der Juden Geschrei gegen Paulus ist im Grunde ein Toben "wider den Herrn und seinen Gesalbten". Seine Bande wollen sie zerreißen (Psalm 2, 1 - 3). Aber es gelingt ihnen nicht. Ein dreifacher Irrtum beherrscht sie. Drei Wahrheiten sind ihnen verborgen:

I.

Sie halten sich für berechtigt, über Paulus ein entscheidendes Urteil zu fällen. Sie erklären ihn für einen todeswürdigen Verbrecher, der nicht wert sei, von der Erde getragen zu werden. ("Hinweg mit diesem von der Erde ..."). Das war eine Selbstüberschätzung. Nicht bei ihnen, sondern beim Herrn allein steht das Recht, das endgültige Urteil über Wert und Unwert eines Menschen zu fällen. Dass Gottes Urteil ganz anders war, wissen wir (Apostelgeschichte 9, 15).

II.

Sie meinen bestimmen zu können, wie lange Paulus leben und wirken dürfe.

Auch das ist ein Irrtum. Darüber bestimmt nicht diese Volksmenge, sondern der Herr allein. Er weiss, wann das Tagewerk vollendet ist, und wann die Hütte abgebrochen werden soll.

Lasst es uns ihm überlassen, wie lange und wie weit er diesen und jenen Menschen leben und wirken lässt, ob er auch nach unserer Meinung besser bald hinweg wäre.

III.

Sie meinen auch darüber befinden zu können, wohin die Heilsbotschaft des Wortes Gottes getragen werden dürfe und wohin nicht. (Ihr ganzes Geschrei ist ja ein Protest gegen die Wortverkündigung in der Völkerwelt).

Auch darin liegt ein Irrtum. Nicht sie, sondern der Herr bestimmt, wohin sein Wort gesandt werden soll.