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Predigten zu Apostelgeschichte 21,17
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Die freundliche Aufnahme von Paulus in Jerusalem.
Unser Text erzählt uns den Empfang des Apostels und seiner Gefährten bei den Christen in Jerusalem. Dieser Empfang war ein herzlicher (die Brüder nahmen uns "g e r n" auf) und soll uns beschäftigen.
1. Nicht immer war Paulus so aufgenommen worden. Als er nach seiner Bekehrung zu den Christen Jerusalems kam, wurde er äußerst vorsichtig und zurückhaltend behandelt. Man traute ihm nicht recht (Kap. 9, 26). Als er später zum sogenannten Apostelkonzil in Jerusalem eintraf, wurde er mit seinen Gefährten "empfangen" (Kap. 15, 4). Das war ein großer Fortschritt. Jetzt, wo er am Schluss seiner letzten Missionsreise noch einmal dort ankam, wurde er "gern aufgenommen". Es ist ein Fortschritt des Vertrauens bemerkbar, das Paulus im Lauf der Jahre bei der Urgemeinde geniessen durfte. Erst wurde er abgelehnt, später "empfangen" und zuletzt "gern aufgenommen".
Dieses langsam wachsende Vertrauen kann solchen Brüdern Mut machen, die in irgendeinem Arbeitsfeld, wo man sie noch nicht näher kennt, zunächst etwas bedenklich aufgenommen werden. Wenn solche Brüder nur treu in der Demut arbeiten, niemals das Ihre, sondern die Sache des Herrn suchen, so wird der Herr ihnen zur rechten Zeit, wenn auch nicht auf einmal, das Zutrauen der gläubigen Christen zuwenden, ohne das eine fruchtbare Arbeit im Reich Gottes kaum möglich ist.
In Jerusalem war eine gewisse Missstimmung gegen Paulus entstanden. Allerlei Verdächtigungen betreffend seine rechte Stellung zum Gesetz waren in Umlauf gesetzt worden ("Es ist ihnen aber berichtet worden wider dich, dass du lehrst von Mose abzufallen", Vers 21). Der herzliche Empfang des Apostels beweist uns, dass die Brüder in Jerusalem sich nicht durch all die gegen Paulus umlaufenden Gerüchte so einnehmen ließen, dass sie ihn etwa kühl und zurückhaltend empfangen hätten. Nein, sie haben ihn trotz der vorhandenen Missstimmung herzlich und freundlich aufgenommen. Sie haben ihm nicht wegen seiner grösseren Freiheit dem Gesetz gegenüber die Liebe entzogen, sondern ihn brüderlich behandelt.
Lasst uns von diesen Brüdern auch für unsere Zeit lernen. Wie leicht lassen wir uns durch diese und jene vielleicht ganz unbegründeten Gerüchte hinreißen, einem treuen Bruder in wehtuender Weise kalt zu begegnen. Wir haben kein Recht, uns gegen einen Mitchristen unbrüderlich zu stellen, weil er in irgendeiner Lehranschauung nicht ganz mit uns übereinstimmt. Treten wir in die Fußstapfen der Brüder, die Paulus trotz dieser Gerüchte und dieser Missstimmung "freundlich aufnahmen" (Übersetzung Menge).
Wie schön ist es zu sehen, dass Gott seinen Knecht vor dem beginnenden Leidensweg noch einmal erquickte. Die freundliche Aufnahme war für Paulus eine große Freude. Wir wissen, wie wichtig ihm allezeit die brüderliche Verbindung mit der Muttergemeinde in Jerusalem gewesen ist. Nun durfte er es erleben, dass ihm volle brüderliche Liebe und herzliches Zutrauen von seiten der leitenden Brüder entgegengebracht wurde.
So sorgt Gott, dass es seinen Knechten schon hinieden bei allem schweren Dienst auch an inneren Erquickungen nicht fehlt, bis einst die Ankunft im neuen Jerusalem ihnen ewige Freude bringen wird.