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Predigten zu Apostelgeschichte 19,19

"Viele aber von denen, welche vorwitzige Künste getrieben hatten, trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen; und sie berechneten den Wert derselben und fanden ihn zu fünfzigtausend Stück Silber."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Verbrennung der Zauberbücher.

1. Welche Bedeutung hatten die Zauberbücher?

Ein großes Feuer wird uns in diesem Vers vor die Augen geführt. Leute, die "vorwitzige Kunst", d. h. Zauberei getrieben hatten, übergeben ihre Zauberbücher den Flammen. Dieser Anblick darf in unseren Herzen einen Jubel auslösen. Wir sehen hier die herrliche Wirkung des Evangeliums, welches viele Einwohner aus den Banden einer gefährlichen Sünde befreit hatte.

Manche Seelsorger wissen, welch eine unheimliche Macht die Zauberei ist, die als Bann auf vielen Herzen, Häusern und Ortschaften ruht. Wie köstlich ist es, in dem Schein dieser Flammen zu sehen, dass solcher Bann durchbrochen und Menschenseelen ihm entrissen werden können. Die brennenden Zauberbücher waren Wegweiser zur Finsternis und Lehrmeister in der Sünde gewesen. Sie konnten ihre Besitzer samt ihren Angehörigen wieder unter gottfeindliche Einflüsse bringen und ein Anknüpfungspunkt für alle Lieblingssünden werden. Es konnten für die ehemaligen Knechte der Zauberei Zeiten kommen, wo der Hang zur Beschäftigung mit dieser Geheimkunst wieder mit lockender und blendender Macht an sie herantrat. Für solche Versuchungsstunden war es gut, dass jene verführerischen Bücher zu Asche verbrannt waren. Jenen Christen in Ephesus waren diese Zauberbücher "das rechte Auge, das ausgerissen", und "die rechte Hand", die "abgehauen" werden musste (Matthäus 5, 29. 30). Das Verbrennen dieser Schriften war das Abbrechen einer Brücke, die den Rückweg zum alten Sündendienst jederzeit ermöglicht hätte.

Auch wir wollen unserem eigenen tückischen Herzen nie trauen. Wenn wir beten: "Führe uns nicht in Versuchung", so wollen wir auch nichts festhalten, was uns in Versuchung bringen kann.

Nicht umsonst befahl Gott dem Volk Israel, alle Götzen der Kanaaniter mit Feuer zu verbrennen (5. Mose 7, 5). Mit Recht hat David die Götter der Philister, welche sie in der Schlacht zurückgelassen hatten, verbrennen und nicht etwa als Siegestriumph mitnehmen lassen (1. Chronika 14, 12). Ebenso richtig hat der fromme Josia alles Geräte des Baalsdienstes ins Feuer geworfen (2. Könige 23, 4).

Auch für uns gilt es, alles von uns zu tun, was uns zum Fallstrick werden kann auf dem Weg zur Seligkeit.

2. Weshalb verbrannte man sie öffentlich?

Das Feuer wurde nicht an einem geheimen, verborgenen Platz angezündet, sondern an einer Stelle, die für alle Einwohner der Stadt zugänglich und für jedermann sichtbar war. Weshalb verbrannte man die Bücher "öffentlich" ? Gab das nicht einen neuen Rumor in der Stadt? Reizte das nicht unnötig den Zorn der Heiden? Man hätte sie ja in dem Kamin eines stillen Christenzimmers anzünden können, wo es nicht weiter beachtet worden wäre.

Sicherlich gibt es andere Fälle, wo letztere Art richtig ist. Aber hier in Ephesus war ein klares Zeugnis und offenes Bekenntnis gegen die so furchtbar herrschende Zaubereisünde nötig. Die aus der Finsternis geretteten Christen waren nicht nur ihrer eigenen Seele etwas schuldig, sondern auch ihren heidnischen Mitbürgern, die noch in den Dingen dahinlebten, von denen sie nun befreit waren. Durch dieses öffentliche Feuer legten sie ohne jede Aufdringlichkeit gegen irgendjemand ein mächtiges Zeugnis ab, das sicherlich seine Wirkung nicht verfehlt haben wird (Jeremia 29, 7 a).

Auch wir sollen es bei aller Liebe zur Stille und Verborgenheit doch niemals an dem offenen Bekennermut fehlen lassen, den dieses öffentliche Feuer beweist, (Matthäus 10, 32; Psalm 22, 23 - 26).

3. Wann fand die Verbrennung statt?


Lasst uns die zeitliche Reihenfolge der beiden Handlungen unseres Verses beachten. Die Epheser haben zuerst die Zauberbücher verbrannt und nachher ihren Geldwert berechnet. Der natürliche Mensch liebt es, die Reihenfolge umzukehren. Wenn er ein inneres Hindernis ins Feuer werfen soll, so berechnet er zuerst den herrlichen Wert dieses Götzen. Derselbe kommt ihm dann leicht allzuhoch vor. Er möchte ihn doch nicht gern auf einmal verlieren. So gerät er ins Schwanken und kommt leider in vielen Fällen überhaupt nicht zum Verbrennen.

Deshalb merken wir uns: Die beste Zeit zum Entfernen eines Hindernisses für unser Seelenheil ist vor der Betrachtung seines Wertes, nicht nachher (Galater 1, 15. 16; 1. Mose 19, 26).


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Berechnung des Wertes der Zauberbücher.

Es gibt Menschen, die göttlichen Dingen teilnahmslos gegenüberstehen, die aber sehr aufmerksam werden, wenn von großen Geldsummen die Rede ist. Solchen Leuten könnte dieser Text dienen. Er erzählt, wie die Christen zu Ephesus den Wert der verbrannten Zauberbücher berechneten. Das Ergebnis ist eine große Summe. 50 000 Denare ("Groschen") waren etwa 40 000 Goldmark.

Was sagen uns diese 50 000 Groschen? Sie rufen uns zu: 1. Welch große Summen gibt doch die Welt für ihre Zwecke und ihren Sündendienst aus! Die Zauberbücher waren teuer. Aber was fragt der Weltmensch nach dem Preis, wenn er seinen Willen haben und sein Ziel erreichen will. Hier kann er ausgeben, auch wenn er sonst noch so geizig ist.

Es gibt Städte, wo die Leute ihren nötigsten Besitz ins Pfandhaus bringen, um die Teilnahme an einer gewohnten Lustbarkeit zu ermöglichen. Ja, die Welt hat auch heute noch "50 000 Groschen" bereit, wenn sie ihre Wünsche befriedigen will.

2. Das Resultat dieser Wertberechnung zeigt uns aber auch, welch eine Umwertung aller Dinge durch eine wahre Herzensbekehrung stattfindet. Was früher 40 000 Mark wert war, ist jetzt eitles Brennmaterial! Ein Besitz, für den man früher vielleicht ein halbes Vermögen oder noch mehr dahingab, ist jetzt so wertlos und lästig, dass man ihn fortwirft.

Ja, eine echte Herzensänderung bringt im Leben des Einzelnen einen Preißturz zustande, wie es das größte politische Ereignis nicht vermag. Alle Bücher, welche die Phantasie vergifteten, sind trotz ihres Sinnenkitzels und aller Spannung, die sie verursachen, keinen Pfennig mehr wert, wogegen jedes Blatt der Bibel auf einmal unbezahlbar wird. Wohl allen, die solche Umwertung erfahren durften.

3. Welche Kraft hat doch das Evangelium von Jesus, dass es die Menschen von "50 000 Groschen" lösen kann! Wie schwer trennt sich der natürliche Mensch oft von einer geringen Geldsumme. Wie fängt er oft Streit und Prozess an, um sich nicht von einem kleinen Besitz trennen zu müssen. Jesus macht frei vom Hängen an Geld.

Wir leben in einer Zeit, wo der Mammonsgeist viele Christen gefangen nimmt. Gebe Gott, dass der Anblick dieser dahingegebenen 50 000 Groschen eine lösende Wirkung auf manches Herz ausübe (Philipper 3, 7).