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Predigten zu Apostelgeschichte 16,18
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Die Stellung Pauli zur Wahrsagerin
Bei der Stellung Pauli zur wahrsagenden Magd wollen wir beachten: Sein Empfinden ihr gegenüber, sein Tragen und sein Eingreifen.
Pauli Empfinden bei der Wahrsagerin.
Was empfand Paulus dieser Person gegenüber? Mancher hätte eine gewisse Freude oder gar Stolz bei ihm erwarten können, weil er hier ganz unerwartet eine Anerkennung seiner Wirksamkeit fand. Aber wir finden weder frohe noch stolze Gefühle bei Paulus, sondern Schmerz. Dieser Schmerz ist ein Beweis für den göttlichen Scharfblick und für den gesunden Prüfgeist des Paulus. Er empfand sofort etwas Fremdes, das ihn abstiess und nicht ruhig werden ließ bei der sich wiederholenden Annäherung und lauten Anerkennung dieser Person.
Wie einst Nehemia bei dem scheinbar recht wohlwollenden Rat des Propheten Semaja, in den Tempel zu flüchten, gleich "merkte, dass ihn Gott nicht gesandt hatte" (Nehemia 6, 12), so spürte Paulus bei den empfehlenden Worten dieser Magd, dass solche Anerkennung nicht von oben stamme.
Solchen Prüfgeist brauchen auch wir. Je mehr wir in inniger Gemeinschaft mit Jesu leben, je mehr wir uns von seinem Geist durchdringen lassen, desto mehr kann der Herr uns dieses Unterscheidungsvermögen geben, dass wir von ungöttlichen Erscheinungen abgestossen, dagegen von allem, was göttlicher Art ist, angezogen werden. Wohl uns, wenn wir uns dieses zarte, richtige Empfinden in reichem Maße schenken lassen durch die Salbung von dem, der heilig ist (1. Johannes 2, 20).
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Pauli Warten bei der Wahrsagerin. (Sprüche 14, 29; 16, 32; Offenbarung 14, 12; Jakobus 1, 2 - 4; Hebräer 10, 36).
Aus dem Verhalten Pauli bei der Wahrsagerin können wir große Weisheit lernen. Sie besteht in dem geduldigen Tragen und in dem Warten auf Gottes Stunde.
Die Magd durfte ihr Nachlaufen und Rufen ungehindert manchen Tag fortsetzen, obwohl es dem Paulus sehr unangenehm war. Wie lange sie es so trieb, wissen wir nicht genauer, nur dieses steht fest, dass Paulus es sich eine Anzahl Tage gefallen ließ, ohne gegen diese Belästigung einzuschreiten. Weshalb griff Paulus nicht sofort ein? Weshalb dauerte es manchen Tag, bis er ihr endlich das üble Handwerk legte?
Paulus wusste, dass er im Kampf mit falschen Geistern nicht nach seiner Willkür und nach eigenem Wunsch und Ermessen handeln durfte. Wenn er mit göttlicher Vollmacht jenen fremden Geist austreiben wollte, musste er so lange warten, bis er des göttlichen Auftrages gewiss war. Nur dann konnte er "im Namen Jesu", d. h. in voller Übereinstimmung mit dem Willen Jesu dem Geiste gebieten, auszufahren.
Hier lasst uns von Paulus lernen. Wie oft mischt sich bei unangenehmen Belästigungen im Privatleben oder im Dienst des Herrn unsere eigene Ungeduld in unsere Stellung hinein und treibt uns an, möglichst bald, ohne auf Gottes Stunde zu warten, die Entfernung der Unannehmlichkeit erzwingen zu wollen. Die Folge ist dann, dass wir ohne göttliche Beglaubigung in eigener Kraft gegen die Unannehmlichkeit kämpfen und sie doch nicht fortschaffen können. Wenn wir aber wie Paulus so lange warten würden, bis wir "in Jesu Namen", d. h. mit innerer Erlaubnis und Vollmacht, dagegen auftreten können, dann würden wir nicht zuschanden werden, sondern seine Kraft und seinen Beistand rechtzeitig erfahren.
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Pauli Eingreifen bei der Wahrsagerin. (Matthäus 10, 1; Markus 16, 17).
Lasst uns bei dem Eingreifen Pauli gegenüber der Wahrsagerin auf dreierlei achten:
1. An wen wandte sich Paulus?
Hat er sich etwa an die Magd gewandt und diese mit Vorwürfen überhäuft und ihr das Ungehörige ihres Rufens vorgehalten? Damit wäre nichts erreicht worden. Paulus hatte die Überzeugung, dass nicht die arme Magd, sondern der fremde Wahrsagergeist, der von ihr Besitz genommen hatte, an dem ihm so wehtuenden Verhalten schuld sei. Deshalb wendet er sich gegen diesen. Göttliche Art ist es immer, das Übel bei der Wurzel anzufassen.
2. Wie wandte sich Paulus gegen den Wahrsagergeist?
Knechte Gottes pflegen nicht befehlshaberisch und gebieterisch aufzutreten. Auch wo sie gebieten könnten, beschränken sie sich auf Liebe und Demut, lieber auf Bitten und Ermahnen (Philemon 8 und 9). Aber es gibt einen Fall, wo kein zartes Bitten und Ermahnen am Platz ist. Wo Jesus gebietend auftrat (Markus 1, 27 und 9, 25), da musste auch sein Knecht, der in seinem Namen und Auftrag handelte, dasselbe tun. Hatte doch auch Jesus seinen Jüngern im Blick auf die unsauberen Geister den Befehl gegeben, sie "auszutreiben". Dieser Ausdruck beweist, dass in solchem Fall nicht Zartheit, sondern Festigkeit hervortreten muss.
3. Mit welchem Erfolg wandte sich Paulus gegen den Wahrsagergeist?
Letzterer gehorchte und verließ die Magd zur selbigen Stunde, so dass diese geheilt und befreit weiterleben konnte, und das Nachschreien für Paulus aufhörte. Wer in göttlichem Auftrag handelt, der hat große Macht, auch wenn er, wie Paulus, äußerlich ein schwacher Mensch ist.