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Predigten zu Apostelgeschichte 15,7
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Der Boden, auf dem die Einigung zustande kam.
Die Gnade Gottes.
Die zertrennte Christenschar fand sich zusammen auf einem Grund, der auch heute noch alle wahren Jünger Jesu einigt, wenn sie auch äußerlich durch mancherlei Organisationen und Lehrmeinungen getrennt sind. Welches ist dieser Boden? Es ist der Boden der Gnade Gottes, auf den die Rede des Petrus die Versammlung stellte (V. 11).
Solange man über äußere Gesetze und Formen verhandelte, ob die gläubig gewordenen auch noch die Beschneidung als äußeres Zeichen des Bundes mit Gott annehmen müssten oder nicht, gab es Streit und Zank. Als man sich aber in dem Wort zusammenfand: "Wir (die beschnittenen Judenchristen) glauben durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden, gleicherweise wie auch sie (die nicht beschnittenen Heidenchristen)", da entstand liebliche Harmonie. Durch dieses Wort wurde man auf den einzigen, den gemeinsamen Heilsgrund der Gnade in Christo gestellt, auf dem allein wahre Einigkeit entstehen kann. Auf diesem Gnadenboden, der keinen Menschenruhm zuließ, der den Herrn allein groß machte, verband sich alles Getrennte wieder.
Wollen wir mit allen wahren Christen verbunden sein, dann lasst uns täglich fester und gründlicher auf den Gnadenboden treten und darauf bleiben. Da finden wir uns mit allen Geistlich-arm-Gewordenen in Liebe zusammen, auch wenn äußere Sitten und Formen bei ihnen anders sind als bei uns.
Die Führung Gottes.
Die Uneinigkeit war durch Leute entstanden, die glaubten, alle Christen müssten genau denselben Weg einschlagen, den sie selbst in ihrem Leben geführt waren. Sie kannten nur ihre eigene Führung. Als nun Petrus, Paulus und Barnabas ihnen noch andere göttliche Führungen erzählten (von Kornelius und den Heiden, die ohne Beschneidung und Gesetz der vollen Gnade teilhaftig geworden waren), da ging ihnen ein Licht auf. Sie sahen: Gott führt andere Menschen äußerlich anders als uns. Ihre Engherzigkeit schwand unter dem Anhören der Berichte der Apostel. Wie einst Petrus selbst durch seine Führung zu Kornelius weitherziger geworden war, so konnte er nun auch andere weitherziger machen, zumal Barnabas und Paulus seine Erfahrungen bestätigten.
Wie betrübend ist es, wenn mancher in törichtem, blindem Fanatismus und in gesetzlicher Engherzigkeit verharrt, weil er immer nur auf seine eigenen Führungen blickt und sein Auge verschließt gegen die Wege und Leitungen Gottes mit anderen. Wollen wir zur Einigung des Volkes Gottes beitragen, so dürfen wir nie alle Gotteskinder in unsere Führung und Einrichtung hineinzwängen wollen, sondern müssen vor jeder göttlichen Leitung, auch wenn sie von der unsrigen ganz verschieden ist, Achtung haben. Auf dem Boden der göttlichen Führung reichen sich die verschiedenartigsten Christen von Herzen die Bruderhand.