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Predigten zu Apostelgeschichte 15,5
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Eine beachtenswerte Gruppe der Konferenz
1. Gläubige Pharisäer.
Unser Vers zeigt uns einen sehr erfreulichen Anblick. Er erwähnt eine Anzahl Pharisäer, die an Jesus gläubig geworden waren.
Lasst uns unser Herz erquicken an dem Ausdruck: "Es traten Pharisäer auf, die gläubig geworden waren ". Wie verschieden sind doch die Mitgenossen am Reich Gottes! Da finden sich nicht nur Betrüger wie Zachäus, Raubmörder wie der Schächer, Huren wie Rahab, es gibt auch Pharisäer, die gläubig geworden sind.
Wer hätte das früher von solchen Leuten gedacht, dass man manche von ihnen bei den Jüngern Jesu wiederfinden werde? Wenn wir die Pharisäer zur Zeit Jesu näher anschauen, so sind wir geneigt, an der Bekehrungsmöglichkeit derselben ganz zu verzweifeln. Welch eine geizige (Lukas 16, 14), ehrsüchtige (Matthäus 23, 6. 7), selbstgerechte (Lukas 18, 11), oft heimtückische (Matthäus 22, 15 - 17) Gesellschaft war dies! Wie suchten sie des Heilands Arbeit immer wieder zu stören und zu schädigen! Und siehe da: Der, dem die Starken zum Raube fallen sollen, empfängt auch aus dieser Menschenklasse eine Anzahl zu seiner Beute!
Wie sollte dies einerseits den Jüngern Jesu Mut machen, niemanden, auch nicht den hochmütigsten und selbstgerechtesten Menschen aufzugeben. Wie sollte es andererseits den Unbekehrten Mut machen, zu denken: "Wenn diese Pharisäer zum lebendigen Glauben kamen, so will ich nicht hinter ihnen zurückbleiben! Sie haben sich den festsitzenden Rock der eigenen Gerechtigkeit ausziehen lassen; ich will den meinigen nicht anbehalten. Sie haben sich durch die Feindschaft ihrer Standesgenossen nicht abschrecken lassen, sich der kleinen Herde anzuschließen; ich will mich durch etwas Spott nicht mehr zurückhalten lassen".
Möchten noch viele in die Reihe dieser gläubig gewordenen Pharisäer eintreten und bekennen: "Auch ich bin derselbigen einer."
2. Die Schwäche der gläubigen Pharisäer.
Nachdem Paulus von der Bekehrung der Heiden erzählt hatte, traten die gläubigen Pharisäer auf und verlangten, dass man die bekehrten Heiden beschneide und ihnen das Halten der mosaischen Gesetze zur Pflicht mache. Diese Forderung beweist, wie schwer die Pharisäer die alten pharisäischen Anschauungen bis zum letzten Rest ablegen konnten. Ein Stück vom alten Pharisäer wollte auch im Gnadenstand bei ihnen am Leben bleiben.
Gewiss meinten es die Pharisäer mit ihren Worten gut und glaubten, auf diese Weise die Heidenchristen in die richtigen Bahnen zu bringen. Und doch war ihre Forderung unrichtig. Sie verlangten, dass Christen, die von Gott ganz anders geführt waren, genau dieselbe äußere Form annehmen sollten wie sie. Damit fügten sie dem sanften Joch des Heilandes ein schweres eigenes hinzu (V. 10), und unbemerkt gerieten sie wieder in das alte pharisäische Fahrwasser, das sie doch verlassen haben wollten. Sie dankten zwar nicht Gott wie früher, "dass sie nicht seien wie andere Leute", aber sie meinten doch, es würde im Reich Gottes erst dann richtig stehen, wenn alle anderen Leute sich genau so verhielten wie sie selbst. Sie ließen zwar nicht wie früher "dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich die Barmherzigkeit" (Matthäus 23, 23), aber sie waren doch etwas unbarmherzig gegen die Brüder aus den Heiden. Waren sie früher fern von Christus besonders engherzig und einseitig, so drohten sie jetzt als Christen derselben Gefahr anheimzufallen.
Man merkt, dass es auch bei den gläubig gewordenen Pharisäern dringend not tat, dass der alte Pharisäer im Herzen täglich in den Tod hineinkam, damit er nicht wieder neue Macht bekam.
Der Herr gebe uns viele Pharisäer, die gläubig werden; aber er reinige auch die gläubigen Pharisäer von allem, was ihnen vom alten Menschen noch ankleben will.