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Predigten zu Apostelgeschichte 15,29
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Was gefällt dem heiligen Geist?
Wieviel hängt doch von der richtigen Beantwortung dieser Frage ab! Wenn wir in unserem Wirken das treffen, was dem heiligen Geist gefällt, so dürfen wir eines unberechenbaren Segens gewiss sein. Treffen wir es nicht, so machen wir unnütze Luftstreiche. Unser Text kann uns Licht zur Beantwortung der wichtigen Frage geben; denn er zeigt uns drei Stücke, die dem heiligen Geist damals wie heute sicher gefallen. Es gefällt dem heiligen Geist, "euch keine Beschwerung aufzulegen".
Den gesetzlichen Lehrern gefiel es, von den gläubigen Heidenchristen das Halten äußerer Satzungen zu verlangen (V. 1). Durch diese Forderung übten sie einen Druck auf die Herzen und Gewissen der Gläubigen aus, dass diese sich durch die vermeintliche biblische Forderung beunruhigt und beschwert fühlten. Nun stellen die vereinigten Apostel die biblische Tatsache fest, dass dem heiligen Geist gerade das Umgekehrte wohlgefällt. Er liebt es nicht, die Gläubigen mit Lasten und Forderungen zu beschweren, sondern vielmehr, sie davon zu befreien. Er macht sie von allem Gesetzesjoch los und nimmt ihnen jede gesetzliche Ängstlichkeit und Unruhe weg. Er bringt das Herz dahin, dass es nur auf die Gnade Jesu vertraut und darin all sein Heil sieht. Wer nun so an den Seelen arbeitet, dass er sie von gesetzlicher Ängstlichkeit los macht, wer sie nur auf den Heiland weist, in dem unsere ganze Gerechtigkeit ohne unser eigenes Hinzutun ruht, der arbeitet so, wie es dem heiligen Geist gefällt. Wer hingegen die Seelen auf einen anderen Grund des Heils hinführt, auf ihr eigenes Tun und Gesetzhalten, der arbeitet nicht so, wie es dem heiligen Geist gefällt.
Die zweite Antwort, welche uns die Apostelversammlung auf diese wichtige Frage gibt, lautet: "Es gefällt dem heiligen Geist, dass ihr euch enthaltet von Götzenopfer und Hurerei." Auf der einen Seite sollte den Heidenchristen das Joch des mosaischen Gesetzes nicht auferlegt werden, auf der anderen Seite aber sollten dieselben auf das klarste wissen: Nur dann, wenn wir dem alten heidnischen und sündlichen Leben völlig den Rücken kehren, wird man uns als Brüder und als Mitgenossen des Heils in Christo anerkennen. Wer ein heidnisches Götzenopfer darbrachte oder sich daran beteiligte, der bekannte sich damit zum heidnischen Gottesdienst und verleugnete seine Zugehörigkeit zu Christus. Das durfte bei Mitgliedern der christlichen Gemeinde nicht geduldet werden. Wer ein Leben der im Heidentum üblichen Fleischessünde, auch der unordentlichen Vielweiberei, weiter fortsetzen wollte, dem sollte unter allen Umständen die brüderliche Anerkennung versagt werden. Solches Wesen sollte in der Schar der Nachfolger Jesu keinen Platz haben.
Mit dieser Regel haben die Apostel in der Tat die gottgewollte Richtschnur eines wahren Christenlebens gezeigt. Denn der Herr will einerseits, dass die Seinen sich mit Zeremonien und Gesetzen nicht mehr aufhalten, andererseits, dass sie sich von der Welt und Sünde ganz scheiden.
Der heilige Geist macht heute noch frei von dem äußeren Gesetz, das in Satzungen besteht, aber er bringt uns auch unter sein Lebensgesetz (Römer 8, 2), welches weltlich heidnisches und sündliches Wesen ausscheidet. Deshalb arbeiten diejenigen im Sinne des heiligen Geistes, welche einerseits die Seelen von allem Gesetzeswesen hinweg allein auf Christus weisen, andererseits aber zeigen, dass ein Christentum ohne Scheidung von Welt und Sünde vor Gott keine Anerkennung findet.