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Predigten zu Apostelgeschichte 14,3

"Sie verweilten nun lange Zeit und sprachen freimütig in dem Herrn, der dem Worte seiner Gnade Zeugnis gab, indem er Zeichen und Wunder geschehen ließ durch ihre Hände."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Predigt der Apostel in Ikonien

In diesem Vers tun wir einen Blick in die Predigttätigkeit der Apostel. Wir sehen die Art, den Inhalt und die verborgene Kraft ihrer Predigt.

1. Die Predigtweise.

Man hätte im Blick auf die bereits hervorgetretene Feindschaft (V. 2) befürchten können, dass die Apostel ängstlich und zaghaft reden würden. Das Gegenteil war der Fall. Nicht ängstlich, sondern "frei", d. h. freimütig, freudig und getrost lehrten sie. Es war keine Spur von Furcht und Bangen bei ihnen zu merken.

Welch ein herrlicher Anblick ist doch diese freie, freudige Predigtweise der Apostel mitten unter drohenden Gefahren! Wie beschämt ihr Mut in dieser Stadt unsere Ängstlichkeit! Woher hatten sie diese Freimütigkeit? Ihr Vertrauen auf den Herrn war so groß, dass sie sich durch die Gegnerschaft der ungläubigen Juden nicht zaghaft machen ließen. ("Sie predigten freimütig im Vertrauen auf den Herrn", Übersetzung Menge, vergleiche Römer 1, 16; Jeremia 1, 9).

Wie sollten doch alle Zuhörer für ihre Prediger mit den ersten Christen bitten: "Herr, gib deinen Knechten mit aller Freudigkeit zu reden dein Wort". (Apostelgeschichte 4, 29; Epheser 6, 18 - 20).

2. Der Predigtinhalt.

Was predigten die Apostel? Der ganze Inhalt ihrer Verkündigung wird in dem Ausdruck: "Das Worts einer Gnade" zusammengefasst. Sie luden also ihren Zuhörern kein Gesetzesjoch auf. Vielmehr brachten sie ihnen eine gute und frohe Botschaft. Sie zeigten ihnen die Gnade Gottes in Christus, die Licht und Kraft ins Herz brachte. Nicht das Fordern, sondern das Geben und Einladen zu den Schätzen Gottes stand in ihrer Predigt im Vordergrund.

Alle die, welche in Gemeinden und Gemeinschaften das Wort zu verkünden haben, mögen darauf achten, dass sie ihren Zuhörern das "Wort seiner Gnade" bringen (Apostelgeschichte 20, 24; Titus 2, 11; Hebräer 13, 9).

3. Die Predigtkraft.

Delila sprach einst zu Simson: "Sage mir, worin deine große Kraft liege" (Richter 16, 6). Ähnlich möchten wir die Apostel im Blick auf ihre Predigt fragen: "Sagt uns, was ist das Geheimnis der Durchschlagskraft eurer Rede? Wie kam es, dass unter eurem Wort "eine große Menge der Juden und Griechen gläubig" wurde (V. 1)? Liegt es etwa an der Form eurer Predigt? Oder liegt es an dem guten, richtigen Inhalt derselben?"

Der Inhalt ist sehr wichtig bei der Predigt, die Form mag auch ihre Bedeutung haben. Aber das Geheimnis des Erfolges liegt in etwas anderem. Der Text gibt uns eine Antwort auf diese wichtige Frage: Er offenbart uns die verborgene Kraft der Predigt der Apostel. Sie liegt nicht in irgendeinem Kunstgriff oder in der Befolgung einer äußeren Regel. Sie liegt - in dem Wirken Gottes. Gott war wirksam in dem Wort und durch das Wort. "Der Herr bezeugte das Wort seiner Gnade". Er bekräftigte und beglaubigte es in den Herzen der Zuhörer. Hier liegt das Geheimnis der Kraft bei der Predigt der Apostel.

Die Verkünder des Evangeliums hängen von Gottes Erbarmen ab wie kaum ein anderer. Wieviel Ursache haben sie, Beter zu werden und andere um Fürbitte zu bitten (Kolosser 4, 2 - 4; 2. Thessalonicher 3, 1), damit Gottes Wirken sich in ihrer Verkündigung offenbare. Ohne sein Wirken kann die beste und richtigste Predigt nichts ausrichten.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Wunder in Ikonien

Während der Missionsarbeit in Ikonien kamen Zeichen und Wunder vor.

1. Von wem stammten die Wunder?

Nirgends ist die Gefahr der Menschenerhebung und Menschenverehrung grösser als bei vorkommenden Wundern. Wie staunt man die Menschen an, durch welche sie geschehen.

Da tut es not, sich von der Schrift auf den Urheber und Geber dieser außerordentlichen Kraftwirkungen aufmerksam machen zu lassen. Nicht Paulus und Barnabas waren es, die "Wunder geschehen ließen", sondern - der Herr . Wie es in Ephesus heißt: "Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus" (Kap. 19, 11), so auch hier in Ikonien: "Der Herr ließ Zeichen und Wunder geschehen". Lasst uns in solchen Fällen nicht Menschen anstaunen, sondern Gott allein alle Ehre geben (Psalm 72, 18; 77, 15; 86, 9. 10; 2. Mose 7, 3; 15, 6).

2. Durch wen gab Gott die Wunder?

Er tat sie nicht unmittelbar, sondern benutzte menschliche Werkzeuge, durch die er sie geschehen ließ, nämlich Paulus und Barnabas. (Er "ließ Zeichen und Wunder geschehen durch ihre Hände".) Für die Apostel bedeutete dies nach den vorangegangenen gehässigen Angriffen (V. 2) eine besondere Beglaubigung, Stärkung und Erquickung. Sie durften sehen, wie Gott zu seinem Wort stand und sich zu ihnen bekannte. Es gibt in der Arbeit des Reiches Gottes nicht nur Schmach, Verfolgung und allerlei Schweres. Man darf auch erhebende Erfahrungen machen. Wir dürfen es dem Herrn zutrauen, dass er es auf den "Dornenpfaden" an ermutigenden Erfahrungen nicht fehlen lassen wird (Psalm 35, 27; 90, 15 - 17; 23, 3; 119, 107).

3. Der gottgewollte Zweck der Wunder.

Wir Menschen stehen bei Wundern immer in Gefahr, bei diesen Wundern stehenzubleiben und sie zur Hauptsache zu machen. Vor dieser Gefahr kann uns unser Texteswort bewahren. Hier sehen wir, dass Gott die Zeichen und Wunder nur zu dem Zweck gab, dass sein Wort bekräftigt und beglaubigt würde. ("Gott bezeugte das Wort seiner Gnade", "indem er Zeichen und Wunder geschehen ließ"; wörtlich übersetzt). Das Wort war also die Hauptsache und nicht die Wunder. Diese sollten nur zum Sieg des Wortes beitragen und mithelfen. Weil viele Menschen sonst gleichgültig oder gar verächtlich an der Verkündigung des Wortes vorübergegangen wären, und es nicht beachtet hätten, so gab Gott Wunderzeichen. Die Leute sollten durch dieselben auf das Wort aufmerksam gemacht werden und Achtung vor demselben bekommen. Gottes Ziel bei dem Verleihen der Wunder war also die Wertschätzung und Hochachtung des Evangeliums. (Vergleiche den Ausdruck: Der Herr bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen. Markus 16, 20).

Wie grundfalsch ist es demnach, wenn jemand die Wunder hochachtet, aber für das Wort Gottes kein Interesse hat (Johannes 4, 48). Bei ihm verfehlen die Wunder den Zweck, zu dem Gott sie gegeben hat (1. Korinther 1, 22. 23).

3. Der Blick auf die Einwohner der Stadt Ikonien, die hier zwischen den heilsamen Einfluss der Apostel und den unheilvollen der ungläubigen Juden gerieten, bestätigt uns die Tatsache, dass es immer zu wählen gilt zwischen dem Weg, der zum Leben führt und dem anderen, der den Tod bringt (Sprüche 9, 1 - 18).


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Dürfen wir heute um Zeichen und Wunder bitten?

Die Tatsache, dass Gott seine Wunder nur zur Bekräftigung seines Wortes verlieh, gibt uns einen Hinweis zur Beantwortung der Frage, ob wir für unsere Zeit um mehr Zeichen und Wunder bitten dürfen. Nach der Lehre unseres Textes dürfen wir, wenn es zur Bestätigung des Wortes Gottes nötig ist, getrost mit den ersten Christen bitten: Herr, strecke deine Hand aus, dass Gesundheit und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus (Apostelgeschichte 4, 30).

Wir wollen aber mit dieser Bitte vorsichtig sein. Der Herr allein sieht alle Dinge voraus. Er weiss auch, ob wir durch die Verleihung von Wundern nicht geradezu vom Wort abgelenkt würden. Deshalb wollen wir bitten, er möge Zeichen und Wunder da geben, wo sie in obigem Sinne nötig sind; er wolle aber Zeichen und Wunder zurückhalten, wo sie uns von ihm und seinem Wort abhalten könnten.

Der Herr selbst und sein Wort sollen uns immer die Hauptsache bleiben (Matthäus 12, 38 ff.; 16, 1 ff.; Markus 8, 12. 13).


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Er ließ Zeichen und Wunder geschehen durch ihre Hände

Nichts gibt uns mehr Ermutigung bei unserer Arbeit, als das begleitende Zeugnis und die Mitwirkung des heiligen Geistes. Wer von dem Geist erfüllt ist, der tritt in Gemeinschaft mit Ihm und in seine Mitarbeit ein. Während wir von außen her wirken, arbeitet Er im Innern; wir streuen den Samen aus und Er begießt ihn. Dabei müssen wir aber sehr sorgfältig sein, dass unser Wandel und unsere Lehre zu seinem heiligen Wesen stimmen. Unsere Hände müssen rein sein, wenn Er in seiner großen Herablassung, Zeichen und Wunder durch sie geschehen lassen soll. Aber wenn wir mit Ihm arbeiten, und Er mit uns, so wird der Erfolg ein erstaunlicher sein. „Wir sind jetzt sieben Jahre in diesem Lande“, schrieb ein Arbeiter der Goßner'schen Mission im Gebiete der Kohls in Indien; „aber diese ganze Zeit war nur eine Prüfung unserer Geduld und Ausdauer . . . Alles schien vergeblich, und viele behaupteten, die ganze Mission nütze nichts. Da zündete der HErr selbst ein Feuer an vor unseren Augen; dieses ergriff nicht nur einzelne Seelen, sondern breitete sich aus von Dorf zu Dorf; von allen Seiten drang die Frage an uns: „Was sollen wir tun, dass wir selig werden! Da kam es mir nicht mehr vor, als sei ich im heidnischen Lande, sondern daheim, unter christlichen Brüdern.““

Deus habet horas et mores, sagt das alte Sprichwort. Gott hat seine Stunden und seine Verzögerungen. Wir sehen nicht sofort das Ergebnis unserer Saat, unserer Mühe und unserer Tränen; aber wir wissen, dass wir Gottes Mitarbeiter sind – wir wissen, dass wir unsere Bitten haben und sind fröhlich in Hoffnung. Darum fahren wir fort zu bezeugen „das Wort seiner Gnade“, – der Gnade, die Rebellen zu Kindern macht, die sie von Sünden reinigt, sie zurechtbringt, und bewahrt.