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Predigten zu Apostelgeschichte 14,20
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Der Leidensweg der Apostel in Lystra.
In Lystra gingen die Apostel keinen leichten Weg. Es gab dort eine schwere Probe und ein ernstes Leiden. Lasst uns bei diesem Leidensweg in Lystra auf dreierlei achten:
1. Das Leiden war verschieden verteilt.
Es war ein verschieden verteiltes Leidensmaß. Nicht beide Apostel bekamen es gleich schwer. Nur Paulus wurde gesteinigt. Barnabas blieb verschont.
Wir sehen hier die Tatsache, dass der eine schwerer geführt wird wie der andere. Mancher bekommt ein besonders reiches Maß von Trübsalen und muss mehr durchmachen als andere.
Dürfen wir deshalb Gott Ungerechtigkeit vorwerfen? Haben wir ein Recht zu verlangen, dass er uns nicht schwerer auflege als diesem oder jenem? Nimmermehr! Er gibt einen Jakobus dem Schwert des Herodes hin, dass er den Märtyrertod stirbt, und errettet einen Petrus in derselben Christenverfolgung (Kap. 12, 1 - 9). In der Geschichte der Glaubenshelden (Hebräer 11) sehen wir, wie er die einen aus Löwenrachen, Krankheit, Feuersnot usw. befreit. Die andern lässt er zerschlagen werden, Spott, Geißelhiebe, Gefängnis, Hunger, Not, Trübsal und Tod leiden (Hebräer 11, 32 - 38). Hier gibt er einen Paulus der wütenden Volksmenge in Lystra preis und deckt einen Barnabas gnädig an irgendeinem geschützten Platz.
Er handelt darin nicht ungerecht. Dem Mann, der sein auserwähltes Rüstzeug war (Kap. 9, 15), den er wie kaum jemals einen anderen zum Segen setzte, legte er auch ein ganz besonders Leidensmaß auf, das nicht jeder hätte tragen können (Kap. 9, 16). Zu besonderen Bevorzugungen gehören besondere Demütigungen.
Niemand hadere wider Gott, wenn der eine leichter, der andere schwerer geführt wird (Jesaja 45, 9; Jeremia 18, 1 ff.).
2. Das Leiden war mit Erquickung verbunden.
Ein zweiter Punkt, den wir bei dem Leidensweg der Apostel in Lystra beachten wollen, ist der, dass es ein mit Erquickungen verbundenes Leiden war. Gewiss war es für Paulus nicht leicht, unter den Steinwürfen der Menge still auszuhalten und endlich bewusstlos zusammenzubrechen. Gewiss war es für Barnabas schwer, in banger Sorge um seinen treuen Mitarbeiter harren zu müssen, ohne helfen zu können. Aber doch durften beide in diesen Tagen und Stunden auch Freude erleben. Es gab nicht nur wütende Feinde in Lystra, sondern auch treue Jünger, die zu dem gesteinigten Paulus, sobald dies möglich war, hinzueilten und ihn in liebender Fürsorge umgaben.
Das Vorhandensein von Jüngern ist ein Beweis dafür, dass das gepredigte Wort Frucht gebracht hatte. Die Apostel hatten es also auch in Lystra erleben dürfen, dass eine (uns nicht näher angegebene) Zahl von Heiden das Evangelium angenommen hatten und an Jesus gläubig geworden waren. Sie durften sehen, wie ihr Glaube sich jetzt in der Verfolgungsnot in praktischer, fürsorglicher Liebe bewies.
Welch eine Freude ist es für Gottesknechte, wenn sie etwas davon schauen dürfen, dass ihre Arbeit nicht umsonst war!
Die größte Erquickung in dieser Leidensstunde bestand aber darin, dass Gottes gnädiger Schutz den Paulus vor dem drohenden Tod bewahrte. Welch eine Freude muss es gewesen sein, als Paulus die Augen wieder aufschlug, sich von den Jüngern umgeben sah, und fähig war, seine Glieder zu bewegen und zu gehen.
Lasst uns den Herrn preisen, der den Seinen nicht nur Leiden und Trübsale, sondern auch Labsale und Erquickungen auf ihrem Dornenpfad gibt! (Kap. 18, 9 - 11; 27, 23 - 25; 28, 10 - 15; Psalm 23, 3; Psalm 94, 19).
3. Das Leiden wurde siegreich überwunden.
Wie leicht hätten die Apostel durch die furchtbare Not der Steinigung den Mut zu weiterer Missionstätigkeit verlieren und mit Jeremias denken können: "Ich will nicht mehr in seinem Namen predigen" (Jeremia 20, 9). Stattdessen sehen wir, dass sie schon am folgenden Tag in die benachbarte Stadt Derbe wanderten, um dort mit der Evangeliumsverkündigung fortzufahren (V. 20. 21).
Ja, sie reisten sogar in die Orte zurück, in welchen sie die erbittertste Feindschaft erlebt hatten, um die Gemeinden daselbst zu stärken. Sie gingen nach Lystra, wo Paulus gesteinigt worden war (V. 21). Sie besuchten Ikonien, wo "sich ein Sturm der Heiden und Juden und ihrer Obersten erhoben hatte, sie zu schmähen und zu steinigen" (V. 5) Sie kamen nach Antiochien, wo man sie "zu den Grenzen hinausgestoßen" hatte (Kap. 13, 50).
Welch ein Mut gehörte doch dazu, nach solchen Nöten und Todesgefahren alsbald mit unvermindertem Eifer im Werk des Herrn fortzufahren! Wie beschämend wirkt dieser Anblick auf uns, die wir uns so leicht durch kleine unangenehme Erfahrungen den Mut rauben lassen, für Jesus zu wirken (1. Korinther 15, 58).