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Predigten zu Apostelgeschichte 13,17
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
Paulus' Predigt in der Synagoge zu Antiochien.
Rechte Geschichtsbetrachtung.
Paulus begann seine Rede in Antiochien mit einem Überblick über die Geschichte seines Volkes. Bei diesem geschichtlichen Überblick fällt uns auf, dass er überall in den mannigfachen Begebenheiten die Hand Gottes sah. Mit Gottes Erwählung begann die Geschichte der Erzväter ("Der Gott dieses Volkes hat unsere Väter erwählt", Vers 17). Gott war es, der den Aufstieg ihres Volkes herbeiführte ("Er hat das Volk erhöht", Vers 17). Nicht ihrer Tapferkeit, sondern "Gottes hohem Arm" verdankten sie die große Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens (Vers 17). Seiner Geduld und Treue war die Erhaltung in der Wüste und die Einführung in Kanaan zuzuschreiben (Vers 18 und 19). Nicht Josuas Feldherrnkunst, sondern "Gott vertilgte sieben Völker im Land Kanaan". Er selbst gab ihnen den Landbesitz (Vers 19). Auch in der Entstehung und dem Aufhören der verschiedenen Verfassungen, im Emporkommen und Untergehen der einzelnen Herrscherhäuser sah Paulus überall klar und deutlich das Wirken Gottes ("Gott gab Richter"; "Gott gab den König Saul"; "Gott tat denselbigen weg"; V. 20-22). Wie ist doch diese Art der Geschichtsschreibung und die ganze Denk- und Betrachtungsweise, aus der sie hervorgeht, so völlig verschieden von der vielfach üblichen. Hier werden nicht die einzelnen Begebenheiten auf die Klugheit und Taten der großen Männer zurückgeführt und von ihnen abgeleitet, sondern alles kommt von Gott. Nicht Menschen werden in den Mittelpunkt gestellt. Gott wird groß gemacht. Ihm allein wird die Ehre gegeben. Menschen sind nur Werkzeuge in seiner Hand.
Die Geschichtsbetrachtung des Apostels ist die rechte. Seine Denkweise wollen wir immer besser lernen und uns aneignen (Jesaja 45, 1 - 7).
Welche praktische Folgerungen ergeben sich aus der Geschichtsbetrachtung von Paulus?
Aus der Geschichtsbetrachtung von Paulus ergeben sich manche praktischen Folgerungen für unser Leben. Wenn wir die gegebenen Verhältnisse, auch die politischen Zustände, in denen wir stehen, wie Paulus aus Gottes Hand annehmen, so bleiben wir vor drei Irrwegen bewahrt.
1. Wir werden nicht über die Verhältnisse murren, denn Gott hat sie herbeigeführt. Die jeweiligen Zeitlagen der einzelnen Länder mögen ganz gewiss viel Anlass zu berechtigten Klagen geben. Wir mögen diesen und jenen Zustand in wirtschaftlicher und sonstiger Beziehung sehr bedauern. Dennoch wissen wir: Gott macht keinen Fehler. Er führt seine Heilspläne auch durch die verwickeltsten und traurigsten Zustände hindurch aus. Wir nehmen auch die unangenehmen Verhältnisse aus seiner Hand und murren nicht darüber wie die Welt. (Klagelieder 3, 39).
2. Wir suchen nicht die Verhältnisse in eigenwilliger Weise mit unserer Macht und Kraft zu ändern. Wohl sollen wir alles tun, was wir nur können, um auf geordnetem, gesetzlichem Weg die Gerechtigkeit zu fördern. Aber niemals dürfen wir ungerechte Zustände mit eigener Faust durch Auflehnung gegen die bestehenden Ordnungen gewaltsam ändern. Wir nehmen auch eine ungerechte und christentumsfeindliche Obrigkeit aus Gottes Hand an, bleiben ihr untertan (Römer 13, 1 - 5) und vertrauen auf Gott, dass er sie zu der Zeit und durch Werkzeuge, die er bestimmt, hinwegtun werde. Lasst uns immer mehr David ähnlich werden, der den ungerechten Saul in der Höhle schonte und niemand sich gegen ihn auflehnen ließ, weil er das Joch als ihm von Gott auferlegt ansah, das er tragen wollte, bis der Herr es hinwegnahm (1. Samuel 24, 4 - 8).
3. Noch vor einem dritten Irrweg kann uns die Art der Geschichtsbetrachtung des Apostels bewahren, welche die einzelnen Begebenheiten auf Gottes Walten zurückführt. Wir brauchen uns vor kommenden schlimmen Ereignissen nicht zu fürchten, noch zu erschrecken, weil Gott sie herbeiführen wird. Welch eine lähmende Angst und Sorge kann doch unser Herz im Blick auf die zunehmende Gottlosigkeit der heutigen Zeit beschleichen! Welch unheimliche, höllische Mächte regen sich doch da und dort in den breitesten Volksmassen! Der Blick auf das sich immer stärker regende Geheimnis der Bosheit (2. Thessalonicher 2, 7) droht unsere Freudigkeit schlimm zu beeinflussen. Da gilt es zu wissen und daran festzuhalten, dass der Herr der Lenker aller Geschichte und der alleinige oberste Machthaber bleibt (Psalm 29, 10. 11). Auch bei der letzten antichristlichen Trübsal wird es der Trost des Volkes Gottes sein, dass sie auf Gottes Geheiss und Anordnung hereinbrechen wird. Sie wird auch auf seinen Befehl enden.
Wohl uns, dass wir alle Ereignisse in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in diesem Licht, wie Paulus es tut, anschauen dürfen.