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Predigten zu 5. Mose 3,26

"Aber der HERR war über mich erzürnt um euretwillen und hörte nicht auf mich; und der HERR sprach zu mir: Laß es genug sein; rede mir fortan nicht mehr von dieser Sache!"

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Lass genug sein, sage mir davon nicht mehr."

Lieblingskinder, Lieblingswünsche, Lieblingsgebete - wer unter seinen Heiligen spürt nicht bei solchen Überschriften, dass das ganze Kapitel nicht ganz echt ist? Da ist ein Stückchen des alten Eigenwillens in frommer Kleidung mit hineingeschlüpft ins Heiligtum und macht sich dort breit. Also, weil wir solche Lieblinge unter unsern Gebetswünschen lieber haben, als alle andern Kinder unseres Glaubens - weil es unserem alten Ich schmeicheln und unser Gefühl streicheln würde, wenn wir gerade so etwas bekämen, soll der Herr ein Auge zudrücken und eine Art Unrecht gutheißen? Er ist ja sonst großartig in Kleinigkeiten, die er bloss zum Schmuck des Lebens auf unseren Weg streut. Aber bestechen lässt er sich von seinen liebsten Kindern nicht, ihnen etwas Selbstsüchtiges durchzulassen oder gar es zu krönen mit Erfolg und Segen. Denke einmal heute darüber nach, wie weise er im Versagen deiner Wünsche gewesen ist. Dann wirst du nicht so betroffen zusammenfahren, wenn es wieder bei einer besonderen Fürbitte heißt: Lass genug sein; sage mir davon nicht mehr. Würden wir hellhörig das leiseste Abwinken herausmerken, wären wir in manche Enttäuschung und Demütigung überhaupt nicht gekommen.

Herr, öffne uns die Augen und Ohren des Herzens, dass wir schnell erkennen, wohin der Pfeil deiner Willensrichtung weist, damit wir nicht Absagen erleben und Gebetskraft vergeblich vergeuden. Zeige uns, was du willst, und dann hilf uns in dieser Richtung. Amen


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Lass genug sein, sage mir davon nicht mehr.

Vierzig Jahre lang hat Mose, der Mann Gottes, Israel durch die Wüste geführt unter unsäglichen Nöten, die ihm die Herzenshärtigkeit des Volkes machte. Bis an die Grenze Kanaans war er gekommen; aber er sollte das Land nicht betreten, sondern es nur von Ferne schauen. Warum? Er hatte am Haderwasser um der Sünde des Volkes willen Zweifel ausgesprochen, ob wohl Wasser aus dem Felsen kommen werde, während Gott vorher das Wasser bestimmt verheißen hatte. Weil nun durch Moses Zweifel vor dem Volk der Herr nicht geheiligt worden war, durfte er das gelobte Land nicht betreten. Das war Mose gar schwer und er bat den Herrn: lass mich gehen und sehen das gute Land; aber es half nichts. Gottes Antwort war: lass genug sein, sage mir davon nichts mehr. Wie genau nimmt es doch Gott mit den Seinen und besonders mit seinen Knechten, die eine hervorragende Stellung haben! Verherrlichen wir ihn nicht durch Glauben, so verherrlicht er sich an uns durch Gericht. Seine Ehre darf durch unsere Sünde keinen Abbruch erleiden. Das muss uns tiefen Eindruck machen. Wir mögen Großes geleistet haben, wie das bei Mose in hervorragender Weise der Fall war; das hält Gott nicht ab, uns tief zu demütigen, wenn wir ihn nicht genugsam verherrlichen. Gewiss hat sich Mose tief gebeugt über seiner Frage: werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels? Und mit gebeugtem Sinn bittet er Gott, seine Drohung zurückzunehmen. Es half nichts, Gott blieb bei seinem Wort. Das zeigt uns, dass wir nicht alles wegbeten können, am wenigsten dann, wenn wir uns nicht nur etwa in der Stille, sondern öffentlich verfehlt haben. Gott ist es seiner Ehre und Majestät schuldig, öffentliche Sünden besonders zu ahnden. Das Gericht an Mose war aber nur zeitlich, es hatte für die Ewigkeit keine Bedeutung. Wir müssen wohl unterscheiden zwischen Demütigungen für diese Zeit und Folgen für die Ewigkeit.

O Herr! Was soll ich sagen vor Dir dem Heiligen? Wie oft hätte ich Dich mehr verherrlichen sollen! Sei mir gnädig um Deines Namens Willen. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Sage Mir davon nicht mehr

Wir sollen beten ohne Unterlass, – allezeit beten und nicht lass werden; bitten, suchen, anklopfen. Und doch gibt es Dinge, von denen Gott spricht: „Sage Mir nicht mehr davon.“ In einzelnen Fällen sind es Anliegen anderer; aber meistens geht uns das persönlich an, ein Beispiel davon ist Paulus: 2. Kor. 12,9.

Es ist fürchterlich, wenn Gott von einem sagen muss, wie einst von Ephraim: „Er hat sich zu den Götzen gesellet, so lass ihn hinfahren;“ oder wenn die Überzeugung im Inneren gewirkt wird, dass jemand im Begriff sei, die Sünde zu begehen, von der Johannes schreibt: „Ich sage nicht, dass ihr dafür bitten sollet.“ Aber dies kommt doch verhältnismäßig selten vor, und so lange du für einen anderen beten kannst, so lange das abschlägige Wort nicht ausgesprochen ist, darfst du versichert sein, dass Gott nur noch inständiger gebeten sein will, und dass deine Bitte gewisslich erhört werden wird.

Aber hast du nicht zuweilen erfahren, wenn du nach der Gewährung einer irdischen Bitte sehnlichst verlangtest, dass Gott dir sagte: „Kind, bitte nicht mehr darum, überlasse es Mir. Ich weiß, was du bedarfst und was am besten für dich ist. Trachte zuerst nach Meinem Reiche, so werden dir alle diese Dinge buchstäblich zufallen, oder du wirst einen Ersatz dafür finden.“ Es ist gut, wenn nach unseren eifrigen Gebeten, Gottes Wurfschaufel die Spreu unserer Bitten, die Er nicht zu erhören beabsichtigt, hinwegweht, so dass nur das bleibt, was Sein Geist uns selbst eingegeben hat, und was Er uns deshalb auch ohne Zweifel geben will. Wenn Er dir nicht genau das gewährt, um was du bittest, so wird Er dir doch den Pisgaausblick schenken und wird zu dir sprechen, wie einst zu Paulus: „Lass dir an Meiner Gnade genügen, denn Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“