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Predigten zu 5. Mose 17,20
Er soll sein Herz nicht erheben über seine Brüder
Hüte dich vor dem Hochmut! Durch diese Sünde sind die Engel gefallen, und wenn sie nicht bestehen konnten, wie viel weniger wir! Wenn jemand aus einem bescheidenen Wirkungskreis zu einer einflussreichen Stellung kommt, so steht ihm die Versuchung zu Stolz und Anmaßung sehr nahe. Die Verehrung, die ihm von allen Seiten gezollt wird, macht es ihm um so schwieriger, demütig und klein zu bleiben. Wo aber einmal der Stolz Eingang in ein Herz gefunden hat, da verschließt es sich dem HERRN. Der Hochmütige vermehrt seine Rosse und Wagen, in der Absicht, seine Stellung zu befestigen; aber damit schließt er sich aus von der Hilfe des Allerhöchsten. Das hier angeratene Mittel gegen den Hochmut ist die Betrachtung des Wortes Gottes. Der König, den Israel erwählen würde, sollte mit eigener Hand eine Abschrift davon machen und es alle Tage seines Lebens betrachten; dies würde ihn im Tale der Demut erhalten. – Die Bibel ist so wahr in ihrer Beschreibung des menschlichen Herzens; gleich einem Spiegel zeigt sie uns, wie wir beschaffen sind. Sie bietet uns solche erhabenen Bilder von der Größe und Heiligkeit Gottes dar, wogegen der größte irdische Staat nur mit dem Königtum eines Ameisenhaufens zu vergleichen ist. Sie zeigt uns, dass wir alles nur als eine Gnadengabe Gottes anzunehmen haben. Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch der Werke Gesetz? Nein, – wohl aber, durch die Gnade Gottes, die uns die Erlösung bringt, abgesehen von unserem Verdienst.
O, der HERR schenke uns Demut, jene lautere Demut, die sich nicht bewusst ist, demütig zu sein, der völligen Unbefangenheit des Kindleins gleich, das gar nichts aus sich selbst macht! Stille und beruhige deine Seele, liebes Kind Gottes, und lass deine Demut durch die lautere Milch des Wortes Gottes täglich genährt werden!