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Predigten zu 5. Mose 10,18
Er schafft Recht den Waisen und Witwen
Unter dem Tore der orientalischen Städte pflegte in der Frühe des Morgens der Richter zu sitzen, und ein jeder hatte das Recht, seine Anliegen ihm vorzutragen. Den vom heiligen Geist getriebenen Schreibern der Heiligen Schrift schwebte deshalb auch der Gedanke vor, dass Gott, gleichsam verborgen hinter dem trüben Schleier unserer Sinne, im Dunkel sitze, Seine Augen offen halte über die Seinen und darauf warte, ihre Bitten zu erfüllen und die Unschuldigen und Unterdrückten zu verteidigen gegen jede Unbill, jedes Unrecht.
1. Ein jeder einzelne darf sich an diesen Richterstuhl wenden
David, Jeremia und andere Leidende brachten ihre Klagen dort vor. Sie schrien nicht nach Rache, sondern baten um Verteidigung. Zwischen beidem besteht ein großer Unterschied; vor dem Richterstuhle gilt nur das leidenschaftslose Recht, keine Nachsicht.
Wenn dir ein Unrecht widerfahrt und du verletzt wirst. So hüte dich davor, dich selbst zu rächen oder zu verantworten. Schweige still den Menschen gegenüber, es sei denn, dass du deinen Bruder zur Reue bewegen wollest; aber wende dich sofort an den gerechten Richter. „Er wird deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag.“ Christen, die vor ein irdisches Gericht gehen und ihre Sache selbst führen wollen, gegen das ihnen angetane Unrecht, gehen dieses Segens verlustig. Je schwächer du bist, desto gewisser wird der HERR für dich einstehen.
2. Die Gemeinde des HERRN darf sich an Seinen Richterstuhl wenden
Er hat sie selbst verglichen mit einer Witwe, die ihrem Widersacher gegenüber gerechtfertigt zu werden verlangt. Ihre Blutzeugen unter dem Altar rufen: HErr, Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest Du nicht und rächest unser Blut? Uns erscheint die Wartezeit lange; aber Er in treu. O gib uns das weiße Kleid, dass wir warten können!