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Predigten zu 3. Mose 19,36

"gerechte Waage, gerechte Gewichtsteine, gerechtes Epha und gerechtes Hin sollt ihr haben. Ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Rechte Waagen, rechte Pfunde, rechte Scheffel, rechte Kannen sollen bei euch sein."

Gewichte, Waagen und Maße mussten nach der Vorschrift des Heiligtums beschaffen sein. Gewiss hat kein Christ nötig, in seinem irdischen Beruf hieran erinnert zu werden, denn wenn die Rechtschaffenheit sonst auch überall auf dieser Erde verpönt wird, sie würde eine Heimat finden in den Herzen der Gläubigen. Es gibt aber auch Waagen anderer Art, in welchen die sittlichen und geistlichen Zustände gewogen werden, und diese erfordern öftere Prüfung. Die Waagen, in welchen wir unsern eignen und andrer Menschen innern Wert ermessen, sind wohl nicht immer richtig. Verwandeln wir nicht vielleicht die Lote unsrer Tugend in Pfunde, und die Scheffel der Verdienste andrer in Becher? Achte hier wohl auf dein Gewicht und Maß, lieber Christ. Sind die Waagschalen, auf welchen wir unsre Leiden und Lasten abwiegen, richtig ausgeglichen? Der Apostel Paulus, der mehr zu leiden hatte als wir, nannte seine Trübsal leicht, und doch meinen wir oft, die unsern seien schwer; gewiss muss da etwas mit den Gewichten nicht ganz in Ordnung sein! Wir müssen ein aufmerksames Auge hierauf haben, damit wir nicht im oberen Heiligtum ob unsers ungerechten Handelns verklagt werden. Sind auch die Pfunde, mit welchen wir unsre Glaubensüberzeugungen wägen, von ganz richtigem Gewicht? Die Verheißungen der Gnade sollten für uns dasselbe Gewicht haben, wie die Gebote der Heiligen Schrift, nicht mehr und nicht weniger; aber es ist zu befürchten, dass bei manchen das eine oder andre Stück unrichtig abgewogen wird. Es ist etwas Wesentliches, dass in den Sachen der Wahrheit das richtige Maß eingehalten werde. Christ, sei hier vorsichtig; die Maße, nach welchen wir unsre Pflicht und Verantwortlichkeit abschätzen, scheinen zu klein. Wenn ein Reicher für das Reich Gottes nicht mehr beisteuert als der Arme, ist das wohl ein richtiges Efa und ein richtiges Hin? Wenn die, die ihre ganze Kraft dem Reiche Gottes widmen, fast verhungern müssen, ist das recht und billig? Wenn die Armen verachtet und die Reichen hoch geehrt werden, ist das eine rechte Waage? Lieber Christ, wir könnten noch an manches erinnern, aber es ist besser, darüber nachzudenken, wie alle ungerechten Waagen, Maße und Gewichte beseitigt werden können.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Rechte Wage, rechte Pfunde, rechte Scheffel, rechte Kannen sollen bei euch sein; denn Ich bin der Herr, euer Gott."

Aus diesem Kapitel wollen wir uns noch eine Stelle näher ansehen. Sie ist überaus praktisch, greift ins Alltags- und Berufsleben und zeigt uns die wunderbare Verbindung, die zwischen den sichtbaren Dingen und dem unsichtbaren aber gegenwärtigen Gott vorhanden ist.

Der Herr sieht zu, wie wir handeln und wandeln. Er merkt, ob irgend etwas Betrügliches, Unlauteres oder Unwahres sich in unser Tun mischt. Die Nachfolger Jesu sollten bis ins Kleinste treu sein beim Zoll, beim Steuern, beim Kaufen und Verkaufen. Die Nichtbeachtung dieser göttlichen Regeln bringt Schutt und Befleckung ins Gewissen, und bildet nur zu oft eine Wolke, die des Vaters Angesicht verhüllt. Sie bringt auch Schande auf den heiligen Namen, nach dem wir uns nennen. Ganz naiv sagte einmal ein Grenzwächter: "An den Missionsfesten müssen wir doppelt aufpassen, weil die frommen Frauen so viel verbotene Ware herüber zu schmuggeln suchen!" Niemals sei das von uns gesagt, ihr Lieben! Die Welt muss es wissen und nie daran zu zweifeln haben, dass die Christen rechtschaffen und wahr sind, dass ihre Scheffel und Kannen richtig offenbar sind vor den Augen des Herrn, ihres Gottes.

Herr, mach mich treu in kleinen Dingen, treu im Handeln und Wandeln. Lass mich allzeit leben in Deiner Augen Licht.