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Predigten zu 2. Samuel 6,22

"und ich will noch geringer werden denn also, und will niedrig sein in meinen Augen; aber bei den Mägden, von denen du sprichst, bei ihnen werde ich geehrt sein."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Ich will noch geringer werden als diesmal und niedrig sein in meinen Augen." 2. Samuel 6,22

Wie reagierte David auf die Spottrede seiner Frau? Zog er sich zurück und handelte als Feigling, beugte er seinen Rücken der Geißel des Tadels und gab auf? Nein, er sprach freimütig: "Ich will noch geringer werden als diesmal und niedrig sein in meinen Augen."

Gott gebe, dass ihr denselben Entschluss fasst. Wenn immer die Welt euch tadelt, sagt: "Ich danke dir für das Wort, ich will danach streben, es noch besser zu verdienen. Ich will noch fester werden; du sollst noch mehr Missfallen empfinden, wenn du willst." Geht vorwärts, statt nachzugeben. Zeigt euren Feinden, dass ihr kein Zurückweichen kennt, dass ihr nicht aus dem weichen Holz dieser neuen Zeit geschnitzt seid.

Um euch herum seht ihr eine Menge Personen, die Männer genannt werden, sich aber stets nach der Windrichtung drehen. Ich bitte Gott, wirkliche Männer zu senden, Männer, die konsequent für das eintreten, was sie als das Rechte erkannt haben; Männer, die nur noch beharrlicher werden, wenn Schwierigkeiten im Weg stehen und ausgeräumt werden müssen; die treuer zu ihrem Herrn halten, wenn man sich ihnen widersetzt; die, je mehr sie niedergetreten werden, desto mächtiger in der Verteidigung der Wahrheit gegen den Irrtum werden.

Der Verfolger gleicht einer Brennessel. Berührt ihr sie sanft, dann sticht sie euch, aber greift ihr sie fest an, dann kann sie euch nicht verletzen. Packt die, die euch widerstehen, nicht mit brutaler Rache, sondern mit dem starken Griff ruhiger Entscheidung, und ihr habt den Sieg errungen. Gebt keinen Grundsatz auf. Steht für jedes einzelne Korn der Wahrheit auf; streitet dafür wie für euer Leben; gedenkt eurer Vorväter, an die, die mit Verachtung aus der christlichen Kirche ausgestossen wurden, weil sie sich nicht den Irrtümern ihrer Zeit beugen wollten. Sollten euch diese weichen Zeiten zu feigen Söhnen heldenmütiger Väter machen? Wenn ihr außer Prüfungen grausamen Spottes nichts zu erdulden habt, nehmt sie geduldig hin, tragt sie freudig, und ihr werdet glücklich sein, die Verachtung unseres Herrn teilen zu dürfen.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Ich bin ein armer, geringer Mann."

Hier werden uns gleichsam zwei Leitern gezeigt: die sehr empfehlenswerte Davidsleiter und die gefährliche Saulsleiter. Die Davidsleiter ist die Leiter hinab in die Demut. David liebte die Demut von Anfang an. Als man ihn nach dem Sieg über Goliath ermunterte, um die Hand der Königstochter zu werben, die ihm als Siegespreis doch zustand, gab er zur Antwort: "Dünkt es euch ein Geringes, des Königs Schwiegersohn zu sein? Ich bin ein armer und geringer Mann." Wie tief lässt uns dieses Wort in Davids Herz schauen. Er war durch den Propheten Samuel in Gottes Auftrag feierlich zum König in Israel gesalbt worden. Er hatte den Riesen Goliath überwunden, vor dem das ganze Heer Israels gezittert hatte. Im ganzen Lande hatte sich das Lied herumgesungen: "Saul hat tausend geschlagen, David aber hat zehntausend geschlagen.'' Doch alles das hatte ihn nicht hochmütig gemacht. Er blieb in seinen Augen ein"armer, geringer Mann."- Nach vielen Jahren treffen wir David wieder an. Er hatte unterdessen den Königsthron bestiegen, viele Völker besiegt und die Grenzen des Reiches Israel weiter ausgedehnt, als je ein König vor ihm oder nach ihm. Nun sehen wir ihn bei der Einholung der Bundeslade. Er gibt seiner Freude Ausdruck, indem er mit dem einfachen Volk vor der Bundeslade hertanzt. Sein stolzes Weib Michal verspottet ihn darüber. Er aber spricht:"Ich will noch geringer werden als diesmal und will niedrig sein in meinen Augen.'' - Wohl dem, der mit David auf der Demutsleiter hinabsteigt in die rechte Herzensniedrigkeit. Gott tut ihm die Schatzkammer seiner besten Segnungen auf und erhält ihm seine Gnade.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Ein schönes Ziel

"Ich will noch geringer werden denn also und will niedrig sein in meinen Augen und mit den Mägden, davon du geredet hast, zu Ehren kommen."

Immer geringer - immer grösser. Dies sind zwei entgegengesetzte Linien, in denen sich die Menschen bewegen. Die Ziele der Weltmenschen gehen nach Ehre bei den Menschen, nach Reichtum und Wohlergehen; es sind Diesseitsziele, bei denen man nur das Eigene im Auge hat. Da dreht sich alles um die eigene Ehre, den eigenen Vorteil, um Großwerden und Zurgeltungkommen. Das normale Wachstum von Gottesmenschen besteht in zunehmendem Kleinerwerden. Ein Apostel Paulus nennt sich im Brief an die Korinther den "geringsten unter den Aposteln", später im Brief an die Epheser "den geringsten unter allen Heiligen", zuletzt im Brief an Timotheus "den vornehmsten unter den Sündern". Je tiefer man in das eigene Herz und Leben blickt mit allen Schwächen, Mängeln und Versäumnissen, desto niedriger schätzt man sich ein. Je mehr man in die Liebe Gottes eindringt, desto tiefer empfindet man das eigene Nichts, die gänzliche Unwürdigkeit und Abscheulichkeit des eigenen Wesens. Man stellt sich über niemand mehr. Man kann den Tiefstgesunkenen an die Seite treten. David mischte sich, als die Bundeslade feierlich eingeholt wurde, unter die kleinen Leute, als wäre er einer von ihnen. Ja, er tanzte vor der Bundeslade im Überschwang heiliger Freude; dann er hatte Jehova herzlich lieb, eben weil er sich all seiner Gnade so ganz unwert fühlte. Es war ihm so groß, dass Jehova ein Auge auf ihn geworfen und ihn zum Fürsten seines Volkes erwählt hatte. Er vergass ganz seine königliche Stellung. Anders Michal, seine Frau. Sie war hochmütig und kalt. Sie verdachte es ihrem Mann schwer, dass er sich vor dem geringen Volk so erniedrigt und seine Würde nicht gewahrt hatte. Sie empfing ihn mit bitteren, höhnischen und kränkenden Reden. David brauste nicht auf; denn er war demütig und der Gnade seines Gottes voll. Er will noch tiefer heruntersteigen und mit (wörtl. besser "mit" statt "bei") den Mägden, von denen Michal so verächtlich geredet hat, zu Ehren kommen. Von Michal und allen hochmütigen Geistern wird David wegen seiner Selbsterniedrigung verachtet. Doch an der Geltung bei der stolzen Welt liegt ihm nichts. Die Ehre bei den Gottesfürchtigen, die im Durchschnitt kleine Leute sind, gilt ihm mehr. Hochmütige stellen sich selbst kalt. Demütige finden Herzen, die sich ihnen anschließen, von denen sie geliebt und geschätzt werden. "Michal blieb unfruchtbar ihr Leben lang." Das war die Strafe für ihren Hochmut.

Will gar nichts mehr sein, nichts gelten, auf Jesum nur wart' ich still, wie er mich, den armen Scherben, noch irgend gebrauchen will. Entleert lieg' ich ihm zu Füßen, bis er mich erfüllet mit Öl, dass einzig sein Leben mög' fließen in Strömen von Leib und von Seel'.