10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu 2. Samuel 22,36

"Und du gabst mir den Schild deines Heils, und deine Herablassung machte mich groß."

Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Du gibst mir den Schild Deines Heils. Und wenn Du mich demütigest, so machest Du mich groß.

David redet hier vom Schild des Heils, Paulus in Ephes. 6,16 vom Schild des Glaubens. In beiden Stellen ist e i ne Sache gemeint: der Glaube ergreift die Gnadenmacht Gottes zur Deckung und Bewahrung in allen Versuchungen und Gefahren, damit wir das Heil, die Rettung unserer Seelen davonbringen. Der Herr gibt den Schild, er stellt ihn uns zur Verfügung und der Glaube fasst ihn. Das spricht auch Petrus so schön aus, wenn er sagt: wir werden durch Gottes Macht durch den Glauben bewahret zur Seligkeit 1. Petri 1,5. Dieser Schild ist ein Stück unserer Waffenrüstung, das wir keine Stunde entbehren können. Gerade Petrus musste es ja eindringlich erfahren, als ihn die feurigen Pfeile des Bösewichts so verwundeten, dass er den Herrn drei Mal verleugnete. Aber gerade durch das gründliche Zuschandenwerden, im Dastehen ohne Schild, wurde an ihm das Wort erfüllet: wenn Du mich demütigest, so machst Du mich groß. In der einen und andern Weise ist ja Demütigung für uns alle der einzige Weg zur wahrhaften Größe; ja, die Demut ist in Wahrheit unsere Größe. Alle eigene Kraft, alle eigene Gerechtigkeit, aller eigene Ruhm, alles Selbstgefühl muss zu Schanden und zunichte werden, damit wir aus dieser Erfahrung heraus wieder in völlige Abhängigkeit von unserm Gott kommen und ihm allein und in allen Dingen vertrauen lernen. Je abhängiger du von Gott bist und je mehr du ihm vertraust, desto demütiger bist du. Wie heilsam ist uns jede Demütigung! Es gibt zweierlei Demütigung: solche, in die wir in der Stille unter der Wirkung von Gottes Wort und Geist freiwillig eingehen und solche, die uns Gott durch äußere Lebenserfahrung bereitet. Letztere ist meistens nicht freiwillig, aber um so nötiger. Je gründlicher wir uns üben in ersterer Art, desto mehr kann uns letztere Art, die oft so gar wehe tut, erspart werden.

Mächtiger Heiland! Decke Du mich mit Deinem Schild. Von Herzen demütiger Jesu! Mache mich Dir gleich gesinnt. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Deine Freundlichkeit hat mich groß gemacht

Wenn wir einst von den ewigen Höhen herab auf unseren irdischen Lauf zurückblicken werden, wie ein Mann auf die Jahre seiner Knabenzeit, und dann unseren freudigen Empfindungen in den Worten dieses Psalms Ausdruck geben, dann werden wir rühmen können, dass die Hand, die uns dahingebracht hat, so sanft war, wie unserer Mutter Hand, und dass, wenn uns irgend ein ersehntes Gut versagt wurde, dies nur aus Freundlichkeit geschah; unsere Lebensgeschichte wird es beweisen, was Sanftmut ausrichten kann.

Paulus ermahnte die Gemeinde in Korinth durch die Sanftmütigkeit Christi (2. Kor. 10,1). Die Weisheit von oben her ist gelinde, sowohl als keusch, und wenn sie die Sünde, die unser Wachstum aufhält, bekämpft, so wird wahrscheinlich ihre Sanftmut mehr ausrichten als ihre Strenge. Die zarte Freundlichkeit der Mutter mit ihrem Kindlein, des Bräutigams, ihr gegenüber, die er mehr liebt als sein Leben, kann einigermaßen verglichen werden mit jener unveränderlichen Liebe, die uns bis aufs äußerste in Geduld trägt; sie ist der Schmelzofen, darin die üblen Bestandteile unserer Herzen verzehrt werden. –

Dem Löwen würden wir wagen zu widerstehen, aber wir werden überwunden durch das L amm. Den vernichtenden Blick der Verachtung könnten wir vielleicht aushalten; aber wenn der freundliche HErr seinen Blick unaussprechlicher Zärtlichkeit auf uns heftet, dann gehen wir hinaus und weinen bitterlich.

Dass Er uns mit so viel Liebe getragen, dass Er unser Leben mit Barmherzigkeit gekrönt, auch wo Er uns züchtigen musste, dass Er seine zarte Haltung uns gegenüber nie verändert, dass Er unsere Geringschätzung und unser abweisendes Benehmen mit Sanftmut und Geduld erwidert hat, dass Er unser niemals müde geworden ist, das wird uns in Ewigkeit antreiben, die Freundlichkeit zu preisen, „die uns groß gemacht hat“.