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Predigten zu 2. Mose 6,6

"Darum sprich zu den Kindern Israel: Ich bin der HERR, und ich werde euch herausführen unter den Lastarbeiten der Ägypter hinweg, und werde euch erretten aus ihrem Dienste und euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Gott sprach zu Mose: Ich will euch ausführen und erlösen."

Wunderliche Geschichte: einem nach Rettung schreienden, hart geplagten Volk wird die beglückende Kunde von der unmittelbar bevorstehenden Befreiung gebracht und - das Volk hat kein Ohr für diese Kunde! Vor ihm steht der gottgesandte Bote, voller Freude, glückstrahlend, persönlich ganz überwältigt von der Grösse seines Auftrages. Er sucht nichts für sich, nicht seinen Vorteil, nicht seine Ehre. Er sucht ausschließlich des Volkes Heil und - wird doch nicht gehört! Die Botschaft, die er bringt, enthält keinerlei Forderungen. Sie spricht von herrlicher Rettung. Sie enthält göttliche Verheißungen. Sie bezeugt die Bundestreue Gottes, der von Liebe und Willen zur Hilfe bewegt, seine Allmacht einsetzen will zur Erlösung seines Volkes. Gott redet sein gewaltiges "Nun!" Die Wartezeit ist zu Ende, und - das Volk hört nichts! Seufzen, Angst und harte Arbeit haben es ganz hingenommen. Ihre Gedanken sind gefangen im Kreislauf der Sorgen um Stroh sammeln, Arbeit fertig kriegen, Vorgesetzte zufriedenstellen, Ziegelbrennen! O, du armes Israel! Wenn der Fronvogt euch anschreit: "Weder heute noch gestern habt ihr euer gesetztes Tagewerk getan", das hört ihr. Die frohe Kunde von eurer Rettung hört ihr nicht. - Und wir? Wir schütteln den Kopf über Israels Unverstand, hören aber selber nicht die beglückende Botschaft von dem großen Retter und Seligmacher Jesus Christus, die Heil anbietet für Zeit und Ewigkeit. Denkst du auch nur - wie Israel - an irdische Mühe und Arbeit: "Wie bewältige ich meine schweren Aufgaben? Wie verdiene ich mein Brot?!" Gott lässt die Befreiung von allem Sorgengeist verkündigen, und du sinkst unter im Meer der Sorgen? Ach, dass sich nicht auch an uns erfüllte, was Mt. 13, 22 sagt: "Die Sorge dieser Welt erstickt das Wort."


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich bin der HERR, Ich will

Wenn alle menschliche Hilfe gebricht, und die matte, verzagte Seele alle Hoffnung auf Menschen aufgegeben hat, dann spricht Gott: I c h b i n d a . Es ist, als ob Er sagen wollte: In Mir allein findest du alles, was dir nötig ist. Ich habe dich von allem andern entwöhnt, damit du in mir suchen mögest, was du sonst pflegtest in Menschen, in den Umständen, in dir selbst zu suchen.

So handelte Gott mit Israel. Das Volk hatte begonnen, die Leckerbissen Ägyptens zu lieben – die Zwiebeln und den Lauch, die Fleischtöpfe und die sinnlichen Freuden. Daher die Notwendigkeit der grausamen Knechtschaft, um es davon zu entwöhnen, und es zu dem Bund mit dem HErrn vorzubereiten. Überdies hatte das Volk große Hoffnung auf Moses gesetzt und auf seine Bemühungen, Pharaos Herz zum Erbarmen zu bewegen; auch hiervon sollte Israel losgelöst werden, damit es alles nur von seinem himmlischen Bräutigam erwarte, und in Jehova allein volle Genüge finde.

1. Trübsal

Trübsal ist immer notwendig auf der ersten Stufe vertiefter christlicher Erfahrung. Die Welt mit ihrer Eitelkeit, ihrem Stolz, ihrem Neid, die Ergötzung des Fleisches, das Lob und die Anerkennung unsrer Mitmenschen – dies alles will Jesum aus dem Herzen der Jünger verdrängen. Wir müssen diese Dinge verachten lernen und erkennen, wie eitel, wie unbefriedigend sie sind.

2. Enttäuschungen

Enttäuschungen sind oft notwendig, um uns Demut und Geduld zu lehren, so dass wir unser Vertrauen nicht mehr auf etwas eigenes setzen und unsere Befriedigung und Wonne allein in Jesu suchen und finden. Auf diesem Wege kann sich dann Gott offenbaren, in Seiner Bereitwilligkeit und Macht uns zu helfen. Er begegnet uns mit Seinem siebenfachen „Ich will“. Er blickt uns mit unendlicher Liebe an und gibt uns eine solche Tiefe der Seligkeit zu schmecken, dass wir alles andere vergessen und nur unsern Bräutigam sehen.