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Predigten zu 2. Mose 2,23
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen
"Lange Zeit aber danach starb der König in Ägypten."
Zwei grundverschiedene Bilder: Pharao auf dem Sterbebett, Israel seufzend unter harter Arbeit. Ein König, aus höchster Höhe abstürzend in die Tiefe. Ein Sklavenvolk, aus der tiefsten Tiefe aufsteigend zur Höhe. - Dem Pharao mag das Sterben schwer gewesen sein. Er war ein erfolgreicher Herrscher, ein kluger Politiker gewesen. Mit List hatte er Israel zu Frondiensten gezwungen (cp. 1, 10). Zwei große Vorratsstädte hatte Israel ihm bauen müssen. Mit Unbarmherzigkeit hatte er die schwere Arbeit ihnen noch schwerer gemacht. Nun musste er sterben. Thron, Krone, Ehre, Gewalt, Macht, Land und Leben - alles muss er dahinten lassen. Gottes Volk hatte er im Lande gehabt. Aber nach Gott hat er nicht gefragt. Für die Ewigkeit hat er nicht gesorgt. Nichts nimmt er mit aus seinem Erdenleben, außer seinem schlechten Gewissen, er, der Massenmörder, der alle neugeborenen Knäblein Israels ins Wasser zu werfen geboten hatte - ein Ende mit Schrecken. -Daneben ein Bild, jammervoll und hoffnungsvoll zugleich. Israel seufzt unter harter Arbeit. Man hört förmlich das Klatschcn der Nilpferdpeitschen und das jämmerliche Schreien und Seufzen der Frauen und Männer. Aber - ihr Schreien verhallte nicht in der Luft. Trotz ihres Jammers hatten sie etwas, das Pharao nicht gehabt: Verbindung mit dem Gnadenthron des lebendigen Gottes. Der hört nun Israels Seufzen. Pharao stirbt. Israel wird emporgeholfen. Gott tritt auf seine Seite. - Wenn man das erlebt, dann ist man besser daran als jeder gottlose König, mag man auch im ärmsten Arbeitskittel schwitzen müssen. Gott vergisst seine Verheißungen nie!
"Die Kinder Israels seufzten über ihre Arbeit und schrien; und ihr Schreien über ihre Arbeit kam vor Gott."
Das Leiden der Kinder Israel in Ägypten ist sprichwörtlich geworden. Unterdrückung, harte Arbeit, Mangel, Verachtung, alles wirkte zusammen, um ihnen das Leben zur Qual zu machen. Sie seufzten und schrien in ihrer Not, und ihr Schreien kam vor Gott. Bei diesem Gedanken wollen wir heute stehen bleiben.
Das Leid der Erde ist im Himmel bekannt. Die furchtbaren Verheerungen des Krieges, das brennende Weh, das die Herzen zermartert, die mancherlei Schwierigkeiten, Nöte und Missverständnisse, unter denen wir leiden, alles wird vor Gott registriert. Unser lautes Schreien, unser leises Seufzen kommt vor ihn. Es liegt darin ein mächtiger Trost.
Ein frommer Bahnbeamter wurde eines vorgekommenen Unfalls wegen von bösen Menschen verklagt. Die oberste Direktion in Berlin untersuchte den Fall und erkannte die völlige Unschuld des Mannes. Trotzdem hörten die böswilligen Beschuldigungen nicht auf, und die Freunde des Beamten drangen in ihn, er möchte die Verleumder verklagen. Er aber blieb ganz ruhig und sagte nur: "Man weiss es in Berlin." Das war ihm genug. Ja, man weiss es in der obersten Behörde, wie es um uns, um unser Volk, um die Sache des Reiches Gottes steht. In dieser Erkenntnis wollen wir ruhen.
Herr, stille Du mein Herz! Lehre mich, nicht ängstlich nach menschlicher Hilfe und Teilnahme ausschauen, sondern ruhen in der Erkenntnis, dass Du alles weißt.