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Predigten zu 2. Mose 13,22

"Des Tages wich nicht die Wolkensäule noch des Nachts die Feuersäule vor dem Volke."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Die Wolkensäule wich nimmer von dem Volk des Tages, noch die Feuersäule des Nachts."

Welcher Unterschied zwischen dem alttestamentlichen Volk Gottes und den Nomadenstämmen, die auch ein Wanderleben in der Wüste führten! Letzterer gab es eine ganze Menge, Nachkommen Israels, Araber und Beduinen. Auch sie mussten ihre Lagerplätze immer wieder ändern. Wonach aber richteten die ihre Wanderungen ein? Nach eigenem Gutdünken. Sie zogen dahin, wo die besten Futterplätze, die ergiebigsten Wasserstellen und andere Vorteile zu erhoffen waren. Ganz anders das Volk Gottes! Es folgte nicht seinen Launen und Lüsten, sondern der göttlichen Leitung durch die Wolken- und Feuersäule. Keinem einzigen Israeliten kam es in den Sinn, nach eigenem Gutdünken, nach Lust und Laune seinen Weg zu wählen.

Das ist bis heute das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Gotteskindern und Weltkindern. Die Maße folgt dem eigenen Willen. Die kleine Herde folgt dem zarten Leiten des guten Hirten. "Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." Gleichen wir den unsteten Araberstämmen, die ihren Lüsten folgen? -

Von der Wolkensäule heißt es: "Sie wich nie vom Volk." Anbetungswürdige Treue Gottes! Trotz aller Sünden des Murrens, Haderns und Unglaubens blieb es dabei: Die Wolkensäule wich nie, niemals von Israel! -

Im Neuen Bund ist der Herr Jesus selbst Führer und Herzog der Seligkeit. Wie es von der Wolkensäule heißt, dass sie nie von Israel wich, so gilt es auch von unserem Heiland: Er weicht nicht von den Seinen, bis er sie ans Ziel gebracht hat. Oft hätten wir verdient, dass er uns verließe. Aber - Gott ist treu.

Heiland, ich habe Deine Leitung auch nicht verdient im neuen Jahr. Ich war Dir nicht immer treu, aber Du bleibst mir treu. Lass auch über meinem ganzen Lebensweg das Wort stehen: "Der Herr zog vor ihnen her, dass er sie den rechten Weg führte. Er wich nimmer von ihnen."


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Die Wolkensäule wich nimmer vom Volk -" 2.Mose 13,22

Was bleibt uns? Nicht die sichtbare Wolken- und Feuersäule. Sie ist längst zurückgetreten. Aber was sie abschattete, soll uns bleiben: die Gegenwart des Herrn! Wolken- und Feuersäule waren einst in der Wüste nur die sichtbare Hülle für Gottes unsichtbare Gegenwart. Mag sich auch die äußere Erscheinungsform derselben gewandelt haben, die Gegenwart des Herrn selbst hat sich im Lauf der Jahrtausende nicht gewandelt. Der Herr ist nie von seinem Volk geschieden. Ob auch unser Auge nichts sieht von einer Wolken- und Feuersäule, unser Glaube erlebt immer neu die Gegenwart des Herrn.

Dass es so sein kann, sagt uns zunächst die Schrift. Dass es so ist, sagt uns alsdann die Erfahrung. Sobald wir erst glauben, erlebten wir Gottes Gegenwart. Die sich offenbarende Gottesnähe wird zur erlebten Gottesgemeinschaft. Sie tröstet uns, sie leitet uns, sie deckt uns, sie richtet uns durch. Und der Segen, der einst in ihr der Gemeinde der Wüste wurde, fließt dem Glaubensvolk von heute nicht weniger rein und ungetrübt. In die Geschichte der Auserwählten Gottes wurde noch immer von der unsichtbaren Hand des Heiligen Geistes hineingeschrieben: Die Wolkensäule wich nimmer vom Volk. Nie hätte ein Tersteegen uns jenes wunderbare Lied geben können: "Gott ist gegenwärtig", wenn er nicht in so überwältigender Weise die Nähe des Herrn erlebt hätte. Nie hätte Paulus das für die Welt so geheimnisvolle Wort schreiben können: "Christus in uns - die Hoffnung der Herrlichkeit", wenn es ihm nicht zu einer seligen Wirklichkeit geworden wäre: "Nicht aber lebe ich, sondern Christus lebt in mir!"

Wir können einer Wahrheit nur dann einen richtigen Ausdruck geben, wenn sie zu unserem innerlichen Erlebnis geworden ist. Je vertrauter wir mit ihr sind, desto abgeklärter und bestimmter wird unsere Ausdrucksform für sie sein. Auch die Apostel waren in der Hand des Heiligen Geistes keine willenlosen Sprachorgane, die unverstandene Dinge der Welt übermitteln mussten. Nein, was sie durch die Erleuchtung des Geistes schauten, was in den Kreis ihres tiefsten Erlebens getreten war, das verkündeten sie. Und das Zentrum aller ihrer Erlebnisse war der gegenwärtige Christus. In seinem Gesalbten ist aber Gott selbst hinabgestiegen, um unter seinem Eigentumsvolk zu wohnen. Denn es hat Ihm gefallen, seine ganze Gottesfülle in Christus als seinem Sohn wohnen zu lassen, damit hinfort aus dieser Fülle der Glaube der Gemeinde schöpfe Gnade um Gnade.