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Predigten zu 2. Korinther 12,11

"Ich bin ein Tor geworden; ihr habt mich dazu gezwungen. Denn ich hätte von euch empfohlen werden sollen, denn ich habe in nichts den ausgezeichnetsten Aposteln nachgestanden, wenn ich auch nichts bin."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ich bin nichts."

Ist dieses dreifache Bekenntnis je aus der Tiefe deines Herzens gequollen? Es gibt Leute, die sich verächtlich, ja, ärgerlich von solchem Zugeständnis abwenden. Laut oder leise sprechen sie: Ich bin etwas; ich habe, was ich brauche; ich kann tun, was ich will. Und so lange es sich auf bloss äußere Werte bezieht, mag es gelingen. Aber sowie es sich um geistliches Leben handelt, tritt das Unvermögen des natürlichen Menschen zutage. Da ist schon mancher eingebildete Tugendheld zuschanden geworden, und mancher, der mit erhobenem Haupt durch die Welt zu gehen gedachte, musste sich tief bücken lernen, wenn er nicht sogar jämmerlich zugrunde ging.

Wohl denen, die beizeiten lernen, was in den drei oben angeführten Stellen so nachdrücklich betont wird! In der göttlichen Arithmetik muss man eine Null geworden sein, um dann, in Verbindung mit dem großen Eins, etwas zu werden. Denn es gilt sowohl das eigene Nichts als auch das göttliche Alles zu erkennen. Ich bin nichts; aber mein Herr ist alles. Ich habe nichts; aber bei ihm kann ich stündlich holen, was ich bedarf. Ich kann nichts ohne ihn; aber mit ihm vermag ich alles.

Herr, wenn Du uns demütigst, machst Du uns groß. Ich danke Dir, dass Du mir mein Nichts offenbarst. Lass mich Dich so erfassen, dass ich durch Dich etwas werde, zu Lobe Deiner Gnade!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Mit einer strahlenden, unerschütterlichen Gewissheit war Paulus davon überzeugt, dass er nichts sei. Diese Gewissheit entstand in ihm nicht deshalb, weil es andere gab, die über ihm standen, etwa höhere Apostel, die mehr vermochten als er. Es gab keinen in der Christenheit, nebst den er sich nicht stellen durfte. Dennoch bleibt es völlig wahr und seine selige Erkenntnis: „Ich bin nichts.“ Warum ist er nichts? Weil er nichts hat, was ihm nicht gegeben ist, weil er nichts erkennt, als was ihm Gott zeigt, weil er nichts kann, als was Gott durch ihn tut. Vor dem Glanz Gottes löscht mein Lichtlein aus und in seiner Gemeinschaft mit mir ist er alles und ich nichts. Nun ist mir geholfen; das gibt die Gewissheit. Gibt die Sicherheit, gibt die Kraft und den nie ermüdenden Mut. Warum sollte ich mich fürchten? Wer nichts hat, kann nichts verlieren. Und womit sollte ich mich rühmen? Wer nichts ist, streckt die Hand nach keinem Lorbeer aus. Mag meine blinde Eitelkeit es tausendmal anders sagen, dennoch ist es so: ich bin nichts und alles, was ich bin, ist sein Geschenk.

Mach zunichte, großer Gott, was etwas sein will ohne Dich und gegen Dich. Bleib mir deutlich, damit ich vor Dir nichts sei als das, wozu Du mich machst und brauchst. So behütest Du mich vor dem Fall und machst mich in Deiner Gnade stehen. So kann ich mich bewegen nach Deinem Willen, weil Deine Hand mich trägt. Das Ziel Deiner Wege ist, dass Du alles in allen wirst. Dafür preisen Dich alle, die Deinen Namen nennen, ewiglich. Amen.