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Predigten zu 2. Könige 5,8

"Und es geschah, als Elisa, der Mann Gottes, hörte, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte, da sandte er zu dem König und ließ ihm sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen? Laß ihn doch zu mir kommen, und er soll erkennen, dass ein Prophet in Israel ist."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Sobald Elisa hörte, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte, ließ er ihm sagen: ,Warum zerreißt du die Kleider? Möge jener zu mir kommen, damit er erfahre, dass es einen Propheten in Israel gibt.'" 2.Kön. 5,8 ff

Es gibt königliche Leute auch ohne Kronen und führende Persönlichkeiten ohne Zepter. Ihr Adel ist innerlich und ihre Grösse liegt in ihrem selbstlosen Dienen und nicht in der knechtischen Beherrschung anderer. Adel und Grösse sind von ihnen aber aus dem Umgang mit Gott und im Dienst des Nächsten gewonnen worden.

So eine Persönlichkeit war auch Elisa. Sein klarer Blick erkannte die wunderbare Gelegenheit, die Gott in dem Kommen des Naeman schuf, um ihm einen Blick für das Walten und Wirken des lebendigen Gottes in Israel zu geben. Daher war er bereit, selbstlos dem Hilfe suchenden Naeman in seiner Not zu dienen. Und Gott fügte es so, dass Naeman mit diesem seinem Knechte zusammenkam. Als der Prophet Elisa von der Ratlosigkeit des Hofes von Samaria erfuhr, ließ er dem Könige sagen: "Warum zerreißt du deine Kleider? Jener möge zu mir kommen, damit er erfahre, dass es einen Propheten in Israel gibt!"

Darauf machte sich Naeman mit Pferd und Wagen auf und hielt vor der Haustür Elisas. Der Prophet aber ließ ihm durch einen Boten mitteilen: "Geh und bade dich siebenmal im Jordan, dann wird dein Leib wieder rein sein!"

Als Naeman das hörte, ging er unwillig fort. Er hatte sich das Auftreten des Propheten und die Heilung von ihm ganz anders vorgestellt. Befangen in der heidnischen Anschauung, dass alles Große und Wunderbare nur auf dem Weg heiliger Riten und Kultübungen erreicht werden könne, sprach er: "Ich hatte fest geglaubt, er würde zu mir herauskommen, hintreten, den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen, seine Hand nach dem Heiligtum schwingen, und mich so von meinem Aussatz befreien!"

Allein Naeman sollte erfahren, dass Gottes Handeln nicht an unsere äußerlichen Kulthandlungen gebunden ist, sondern an das unbedingte und kindliche Vertrauen unserer Seele. Denn als er sich nach allem Zögern schließlich doch überreden ließ und sich im Jordan siebenmal badete, da wurde er rein von seinem Aussatz. Hinfort sah der Syrer weniger den Propheten mit seiner Schau für das Können Gottes, er sah vielmehr Gott selbst in der Kraft seines schöpferischen Handelns.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Dieser König war ein gottloser Mensch. Einige Kapitel vorher lesen wir von ihm: „Er tat, was dem Herrn übel gefiel." Und als der König einst auf das Drängen eines Freundes hin den Propheten Elisa um Rat gefragt hatte, da hatte der Prophet ihm geantwortet: „Was hast du mit mir zu schaffen?!" Aber nun war dieser König in Not und Verzweiflung. In der Hand hielt er einen Brief des mächtigen Herrschers aus Syrien. Und er konnte diesen Brief gar nicht anders verstehen, als daß der König von Syrien Streit mit ihm anfangen wolle. Einem solchen Krieg war er nicht gewachsen. Kein Wunder, daß er aus Verzweiflung seine Kleider zerriß! Kein Wunder, daß seine Furcht sich dem ganzen Hofe, der Stadt und dem Lande mitteilte ! Da tritt der Prophet des lebendigen Gottes auf den Plan. Nun ist seine Stunde. Nun muß er aus der Verborgenheit hervortreten. Nun ist der Augenblick gekommen, wo er hinzeigen kann auf den, bei dem allein Hilfe in Not ist.

So ist es immer und zu allen Zeiten. Die Stunde der Not und der Dunkelheit ist auch die Stunde Gottes. Solange unser Leben in großer Sicherheit dahingeht, sind wir meist wenig geneigt, auf das Wort Gottes zu hören. Aber wenn uns der Boden unter den Füßen wankt, wenn uns unsere falsche Sicherheit zerschlagen wird, dann hören wir. Darum muß Gott uns erst elend machen, wenn Er uns erretten will. Er meint es gut, wenn Er uns zerschlägt. Darum auch wendet sich Jesus nicht an die Satten, Stolzen, Sicheren, Reichen, Selbstgerechten. Er ruft die Elenden, die Gebeugten, die zerbrochenen Herzen, die Verzagten, die Armen, die Sünder. Denn nur in der Nacht sieht man die Sterne leuchten. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ist es nicht unerhört, in welchem Ton dieser Elisa mit Königen und Feldherren spricht? „Wer ist denn dieser Elisa?" fragte vielleicht der aussätzige Feldherr Naeman. Und der König Israels antwortete verächtlich: „Ein ehemaliger Bauer." Ist der Elisa hier nicht ein wenig aus der Rolle gefallen?

Nein! So durfte er sprechen. Denn er allein wußte wirklich Rat und hatte Hilfe für den aussätzigen Naeman. Aus seinen Worten spricht die Freudigkeit und Siegesgewißheit der Kinder Gottes. So wie er dürfen alle sprechen, die dem Herrn angehören. Da saß einst ein Jünger Jesu um seines Glaubens willen im Gefängnis. Eines Abends wurde in dies Gefängnis ein junger Mann eingeliefert, der einen unüberlegten Streich begangen hatte. Der junge Mensch war ganz verzweifelt. Er tobte und schrie und rannte mit seinem Kopf gegen die Mauer. Die Wärter suchten ihn zu beruhigen. Als das nicht half, begannen sie zu schimpfen und zu drohen. Das machte die Sache nur schlimmer. Da rief der Jünger Jesu nach dem Wärter. Und als der kam, sagte er: „Laßt mich zu dem Verzweifelten. Ich kann ihn beruhigen." Er wußte, wie man mit zerbrochenen Herzen reden muß.

Es wird wohl immer so bleiben, daß man in der Welt unseren Christenstand belächelt und verächtlich beurteilt. Wir wollen von unserm Heiland lernen, dies tapfer zu tragen. Aber es gibt auch Stunden, wo wir hervortreten und der Welt sagen müssen: „Seht, nun seid Ihr mit Eurer Weisheit am Ende. Nun müssen w i r davon reden, daß bei dem Herrn Hilfe und Trost und Rat ist." Der Herr will, daß Seine Jünger „das Licht der Welt" seien. Amen.