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Predigten zu 2. Könige 5,1

"Und Naaman, der Heeroberste des Königs von Syrien, war ein großer Mann vor seinem Herrn und angesehen; denn durch ihn hatte der HERR den Syrern Sieg gegeben; und der Mann war ein Kriegsheld, aber aussätzig."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Erst hinab, dann empor! (I)

"Naeman war ein gewaltiger Mann und aussätzig."

Wie furchtbar mag es diesem Manne gewesen sein, als er die Entdeckung machte: Ich bin aussätzig! Der Aussatz, ebenso wie das Krebsleiden, spottet der menschlichen Heilkunst. Wer von solcher Krankheit befallen wird, kann mit dem Leben abschließen.

Naeman war, wie wenige Sterbliche, vom Glück begünstigt. Er war der höchste Würdenträger in Syrien und bei seinem königlichen Herrn wohl angeschrieben. Und nun kam diese unheimliche Krankheit dazwischen und warf tiefe Schatten auf die sonnigen Glückstage. Und doch sollte dieses schwere Verhängnis für Naeman erst das wahre und volle Glück anbahnen. Es sollte ihn in Verbindung bringen mit Jehova, dem wahren Gott, und ihm eine herrliche Erfahrung seiner Wundermacht einbringen. Naeman ahnte das nicht, er fühlte sich nur todunglücklich.

Wie oft hat sich dies schon wiederholt! Gott führt dunkle Wege, die zuletzt in Liebe und Segen enden. In der Geschichte Naemans begegnet uns ein israelitisches junges Mädchen, die das Unglück hatte, bei einem feindlichen Einfall der Syrer fortgeschleppt und als Sklavin verkauft zu werden. Welch ein dunkler Weg: getrennt von Eltern und Heimat, preisgegeben vielleicht der Schande oder doch liebloser, harter Behandlung! Und doch waren Liebesgedanken Gottes dabei im Spiel. Gott fügte es, dass sie in das Haus Naemans kam und das Werkzeug wurde zur Rettung dieses angesehenen Mannes. Sie wies ihm den Weg zum Propheten Elisa. Gar oft zertrümmert Gott das Haus irdischen Glücks, um auf den Trümmern ein neues und höheres Glück aufzubauen. Wie oft haben schon Krankheit, Verlust und sonstige Trübsal die Brücke sein müssen zum lebendigen Gott! Jenen Gichtbrüchigen und jenen Blindgeborenen hat ihr bitteres Los zu Jesu gebracht, dass sie zuletzt ausrufen mussten:

Das Los ist mir gefallen aufs Liebliche, mir ist etwas Gutes zuteil geworden! Wer schon einen Blick hat für die Wege Gottes, der weiss, dass es immer wieder durch Dunkel zum Licht, aus der Enge in die Weite geht. Wem der Blick dafür noch fehlt, dem wollen wir zurufen: Verzweifle nicht, es bahnt sich etwas Großes und Seliges an! Wem in dunklen Lebenstagen das selige Licht der Gottesgnade aufgegangen ist, der ist reich entschädigt für alles Schwere und hat nur Grund, auszurufen:

Der Herr hat alles wohlgemacht! Mein Gott, wie bist du so verborgen, wie ist dein Rat so wunderbar! Was helfen alle meine Sorgen? Du hast gesorget, eh' ich war. Mein Gott und Vater, führe mich, nur selig, obgleich wunderlich! Hilf, dass ich mich nicht von dir kehre in Glück und Unglück, Wohl und Leid! Schick alles, Herr, zu deiner Ehre und meiner Seele Seligkeit!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wie ein herrliches Heldenlied fängt dieser Vers an. Und dann ein schriller Mißton: »... und war aussätzig." Seht, das ist die Welt seit dem Sündenfall. Es gibt nichts Vollkommenes: kein vollkommenes Glück und keine vollkommenen Menschen. Alles trägt das Zeichen des Todes. Alles war dem Naeman gelungen. Er war angesehen. Er hatte die Gunst seines Fürsten. Er hatte Erfolg in seinen Unternehmungen. Er war eine starke Persönlichkeit und ein vortrefflicher Charakter.

Aber da ist das eine tiefe Leid, der eine bohrende Jammer: sein Aussatz. Hat nicht jeder von uns seine wunde Stelle? Wir können noch so mit Glücksgütern gesegnet sein — irgendwo ist auch in unserem Leben der Punkt, wo wir mit unserem Können und unserer Kraft zu Ende sind. Es gibt keine volle Harmonie — weder in der Welt noch im Leben des Einzelnen. In der Bibel ist der Aussatz ein Abbild der Sünde. Ja, da liegt unsere tiefste Not, daß wir mit unserer Sünde nicht fertig werden, daß dieser Aussatz hoffnungslos und heillos uns erfaßt hat.

Aber beim Naeman war es nun so, daß diese seine Not der Ansatzpunkt wurde für Gott. Und so ist es immer. Auch bei uns. Unser „wunder Punkt" ist Gottes Einbruchstelle. Jesus, der Heiland, ist nur gekommen für Elende und Sünder. Darum müssen unser Elend und unsere Sünde mächtig werden. Unser „wunder Punkt" ist die Verheißung, daß Jesus uns heilen will. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Und Naeman war ein gewaltiger Mann und aussätzig.

Der Mensch kann viel Macht und Einfluss haben; Tausende und Hunderttausende können unter seiner Hand stehen. Er kann Siege erringen, von denen die ganze Welt redet, und wie ohnmächtig ist derselbe Mensch einer Krankheit gegenüber! In diesem Fall war Naeman. Dieser gewaltige Mann seufzt unter dem Aussatz; kein Arzt kann ihm helfen, und den lebendigen Gott kennt er nicht, er kann nicht beten. Und doch waltet Gott auch über ihm, obschon Naeman ihn nicht kennt. Gott will ihn demütigen. Ja, der Herr weiß bei jedem Menschen, wie er ihn anfassen muss, um ihn klein zu machen. Wie oft ist sein Mittel Krankheit! Schon mancher stolze Geist ist durch Krankheit gebeugt worden und hat gelernt, nach Gott zu fragen. So lange man Hoffnung hat, dass dieses oder jenes Mittel helfe, sucht man Gott nicht; aber wenn alle menschlichen Mittel im Stiche lassen, dann ist man froh am rechten Helfer. Wie müssen wir Gottes Erbarmen und Geduld bewundern, wenn wir sehen, dass er seine Hand auch dann nicht verschließt, wenn man nur zu ihm kommt, weil man keinen andern Rat mehr weiß. Eine junge Sklavin aus Israel ist in Naemans Haus; sie kennt den lebendigen Gott und ist, obwohl im Kriege als Gefangene aus Israel geraubt, reicher als ihr Herr, sie kann beten. Dieses Mägdlein braucht Gott, um den ratlosen Kranken nach Samarien zu weisen, zu dem Propheten Elisa. Wäre er nicht am Ende gewesen mit seinen mancherlei Kuren, so hätte er kaum auf dieses Mädchen gehört; nun aber hört er und zieht nach, Samarien. Wie oft braucht Gott heute noch Kinder, um Erwachsene zu segnen! Die Menschen haben kaum eine Ahnung, welcher Segen von der Erde verschwinden würde, wenn man nur für ein Jahr alle unsere Kinder wegnähme. Wie manche Mutter und wie mancher Vater wird dem Töchterlein, das Segen aus dem Kindergottesdienste brachte, noch in der Ewigkeit dafür danken!

Ja, Du Herr beugest, was groß ist, damit sich kein Fleisch rühme. Ich danke Dir für alle Demütigung und auch für allen Segen durch Kinder. Amen