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Predigten zu 2. Chronik 20,26
"Und am vierten Tage versammelten sie sich im Tale Beraka, denn daselbst priesen sie der HERR; daher gab man jenem Orte den Namen Tal Beraka, bis auf diesen Tag."
Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Das Lobetal
"Am vierten Tage kamen sie zusammen im Lobetal; denn daselbst lobten sie den Herrn."
Einer der schönsten Ortsnamen der Heiligen Schrift ist "Lobetal" . Dieser Ort ist ein Vorbild für den Lobeort am Thron des Lammes.1. Der Engpass vor dem Lobetal
Das Lobetal hat aber seine eigene Vorgeschichte. Man muss gleichsam durch einen Engpass dort eindringen. Eine große feindliche Macht hatte sich aufgemacht, um mit Josaphat zu streiten. Das gab zunächst Gefahr und Not. So geht auch für uns ein großer Kampf voraus, ehe man einmal im Lobetal droben ohne Gefahr jubeln darf. Bei uns sind es nicht die vereinigten Kinder Moab und Ammon, sondern viel schlimmere Mächte, gegen die ein Kampf zu bestehen ist. Von diesem unserem Kampf singt der Dichter:
"O Jesu, hilf du mir selbst überwinden! Der Feinde Zahl ist groß, ach, komm geschwind! Welt, Teufel, Fleisch und Blut samt meinen Sünden sind mir zu stark; o Herr, erhör dein Kind! So soll dort oben mein Geist dich loben, wenn ich erhoben den Sieg erlangt."
Bei der Nachricht, dass ungeheure Feindesmächte gegen Josaphat heranrückten, kam eine große Furcht über Josaphat. Das war der "Engpass" vor dem Lobetal. Aber Josaphat verzagte nicht, sondern suchte mit seinem Volk Gottes Angesicht in ernstem Fasten (V. 3). Das ist auch unser Weg ins Lobetal. Manches Gebetstal und Tränental und Schwachheitstal mag jenem Fasten vorangegangen sein vor dem Lobetal.
2. Der richtige Glaubensgriff
Wie betet Josaphat? Er findet im Gebet den richtigen Glaubensgriff: "Herr, bist du nicht Gott im Himmel und Herrscher in allen Königreichen Und in deiner Hand ist Kraft und Macht" (V. 6). So blickt der Glaube auf die Macht Gottes und nimmt sie für sich in Anspruch. Das sind die Fußspuren des Glaubensweges, der zum Lobetal führt. Josaphat blickt im Gebet auch weit zurück auf das, was Gott früher getan hat, und auf seine klaren Verheißungen (V. 7-9). So müssen wir auch das Lobetal zu gewinnen versuchen. Ewiges Klagen und Heulen führt niemals ins Lobetal. Weiter breitet Josaphat vor Gott die ganze schreckliche Gefahr (V. 10) und seine eigene völlige Ohnmacht (V. 12) aus. Schöner kann uns die Bibel den Weg ins Lobetal gar nicht zeigen. So wollen wir auch beten: "Herr, in uns ist nicht Kraft gegen diesen großen Haufen. Wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir." Nicht in eigener Kraft kann man ins Lobetal eindringen, sondern nur, wenn man mit seinem ganzen Jammer, mit seiner ganzen Ohnmacht vor seinen Gott tritt und dort Siegeskräfte von oben aus freiem Erbarmen sich schenken lässt. Durch dieses Gebet ist Josaphat so gestärkt, dass er nun das Volk ermahnen kann, sich mit ihm auf den Glaubensstandpunkt zu stellen: "Ihr sollt euch nicht fürchten noch zagen; denn ihr streitet nicht, sondern Gott" (V. 15). Nein, es wird nicht unser Ruhm und unsere Kraft sein, wenn wir ins Lobetal gelangen. Dieser Josaphat im Alten Bund verstand vom Glauben in der Praxis mehr als viele, die sechsmal den Römerbrief gelesen haben! Sodann befiehlt Josaphat, ehe der Kampf beginnt, Lob- und Danklieder zu singen. In dieser Haltung des Glaubens gewann er und das Volk einen völligen Sieg. Drei Tage lang konnten sie Beute verteilen. Danach kamen sie dann ins Lobetal.
3. Das vollkommene Lobetal
Unvergesslich wird es den Leuten geblieben sein, die aus dem Gebetstal und Schwachheitstal und Kampfestal hineingelangt waren ins Lobetal. Wie drang da ein Lobgesang nach dem andern zum Himmel empor! Wie herzlich wird da Josaphat gedankt haben, ebenso köstlich, wie er das Bitten verstand! Die Luft wird erfüllt worden sein von lauter Loben und Danken. Jetzt achteten sie gewiss die Leiden und die Ängste, die vorangegangen waren, gering gegen die Herrlichkeit im Lobetal. Und doch, jenes Lobetal zu Josaphats Zeiten war nicht das letzte, war nicht das vollkommene. Dort erklang das Lob immer nur von sündigen Lippen. Es kommt aber ein Lobetal, da sollen wir Gott loben ohne Sünde.
Der Dichter sagt: "Ach, nimm das arme Lob auf Erden, mein Gott, in allen Gnaden hin. Im Himmel soll es besser werden, wenn ich bei deinen Engeln bin. Da sing ich dir im höhern Chor viel tausend Halleluja vor."
Gott führe uns alle in dieses Lobetal!