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Predigten zu 1. Thessalonicher 4,7
"Denn Gott hat uns nicht zur Unreinigkeit berufen, sondern in Heiligkeit."
Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung
"Gott hat uns nicht zur Unreinigkeit berufen, sondern zur Heiligung."
Dieses Hauptstück von der Heiligung ist neben dem von der Versöhnung Christi und ihrer Annahme durch den Glauben das wichtigste für die Aufrechterhaltung des geistlichen Lebens, richtiger gesagt: Das geistliche, ja, das ewige Leben ist in diesen zwei Hauptstücken enthalten: Christi Gerechtigkeit für uns - und des Geistes Heiligung in uns. Sie verhalten sich im Reich der Gnade zueinander wie die Schöpfung und die Erhaltung im Reiche der Natur. Tausende, die "im Geiste angefangen hatten, haben im Fleisch vollendet", weil sie nicht zeitig und ernstlich genug dieses Stück beherzigten und das Wort und den Geist des Herrn nicht genügend beachteten, als Er Heiligung in ihnen wirken wollte. Sieh hier ein Beispiel: Ein Mensch wird erweckt und fängt mit Besorgnis an, seine Errettung zu suchen. Gewöhnlich kommt er zuerst unter die Knechtschaft des Gesetzes und in die unglückliche Arbeit hinein, seine eigene Gerechtigkeit aufzurichten. Er sucht sich zu bessern, die Sünden abzulegen, gegen dieselben zu wachen, zu beten und zu streiten, um, wenn dies einmal gelungen ist, Gnade und Trost von Christus anzunehmen. Aber es misslingt immerfort. Die Sünde wird ihm übermächtig. Er fällt, steht zwar wieder auf, aber er fällt aufs neue und tut das, was er früher gemieden hat. Er wird so sicher, hart, leichtsinnig, dass er erschrickt und verzweifelt - kurz, "die Sünde fließt über." In diesem unglücklichen Zustand bekommt er das Evangelium zu hören, wie Jesus gekommen ist, die Sünder zu erretten und die Gottlosen gerecht zu machen, und erfährt nun, dass wir gerecht werden ohne Verdienst, ohne Werke, ohne Zutun des Gesetzes, allein aus Gnaden durch den Glauben. Hier erhält er Leben, hier wird er errettet, in diesem Gnadenworte findet er seine Erlösung, seinen Trost, sein Himmelreich auf Erden, und fängt nun in Wahrheit an, in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes zu leben; denn "so euch der Sohn freimacht, so seid ihr recht frei". Jetzt folgt diesem Glaubensleben sogleich ein neuer, heiliger Sinn, willig und bereit zu allen guten Werken. Der Mensch hat nun eine neue Kraft und Freudigkeit, in der Nachfolge Christi zu wandeln; und so ist die rechte Heiligung nun in Wahrheit angefangen. Er ist jetzt an die rechte Stelle gepflanzt, wie ein Weidenbaum an den Wasserbächen, nämlich in Christus eingepfropft und immer in Seiner Versöhnung lebend.Wer würde glauben, dass gerade bei diesem lieblichen Frühlingsblühen, unter dem Wachstum verleihenden Regen und Sonnenschein des Evangeliums der Wurm oder die Fäulnis erzeugt werden könnte, die bald die ganze schöne Pflanzung zunichtemachen wird? Das geschieht dennoch leider betrübend oft; und zwar nicht selten z. B. in folgender Weise: Zuerst findet sich die alte Schlange ein, die mit ihrer Hinterlist Eva verführte. Der arglistige Satan, der den Menschen nicht mehr mit dem Gesetz irreleiten und festhalten kann, findet sich ein und will ihn von der entgegengesetzten Seite aus versuchen und ihm einen Trost einflössen, den das Wort nie gegeben hat. Da er von aller Schuld und von der Gewalt des Teufels freigemacht wurde, sei er auch aller Gefahr enthoben, so dass er nichts zu befürchten habe, sondern sich fortan ganz der Ruhe hingeben könne. Aber dies ist eine ebenso schädliche wie falsche Einflössung, denn der gerechtfertigte Mensch ist noch nicht aller Gefahr entgangen, und diese ist doppelt so groß und näher, wenn er sie nicht befürchtet. Er ist gewiss frei von der Schuld, von dem Urteil und dem Fluch der Sünde, hat aber immer noch den anderen Feind, der den ganzen gewonnenen Schatz bald zunichtemachen könnte, nämlich das böse Fleisch, das innewohnende Verderben, das unausgesetzt mit dem Teufel und der Welt im Bunde stehen will. - Obwohl diese innewohnende Sünde dir nun weder zugerechnet wird, noch dich verdammt, solange du in Christus bleibst, so kann sie doch ein anderes Übel verursachen, wenn sie nicht beizeiten angegriffen und unter täglicher Buße gekreuzigt und getötet wird, - ein entsetzliches Übel, das darin besteht, dass sie dein geistliches Leben erstickt und tötet.
Zu der Verblendung durch den Satan kommt noch einiges beim Menschen hinzu. Er liest im Wort Gottes ernstliche Warnungen, sich nicht aufs neue in das knechtische Joch gefangennehmen zu lassen, sondern in der Freiheit zu bestehen, zu der uns Christus befreit hat. Aus diesem nimmt er neben der guten Lehre auch die falsche Meinung, dass er sich jetzt nicht weiter um das Wort, das etwas von uns fordert, zu kümmern brauche, sondern sich ausschließlich an das liebliche Evangelium halten müsse. Er verwechselt also (bezüglich der Freiheit vom Gesetz) das Gewissen mit dem Fleisch, die Gerechtigkeit vor Gott mit dem Wandel auf Erden und bezieht die Freiheit auf diese beiden weitgeschiedenen Verhältnisse. Leider gibt er dem Fleisch und dem Wandel viel mehr Freiheit als dem Gewissen. Denn die Seuche und Unart liegen in unserer Natur, dass wir im Gewissen gesetzlich und knechtisch, im Fleisch und im Wandel aber frei und gesetzlos sein wollen. Da nun das Wort auch von der Freiheit vom Gesetz redet und der Mensch nicht recht unterscheidet, was frei und was gebunden sein sollte, und da außerdem besondere Versuchungen zur Sünde hinzukommen, ist es leicht geschehen, dass er "durch die Freiheit dem Fleische Raum gibt" und "die Gnade unseres Gottes auf Mutwillen zieht." Und dann ist der ganze Schatz doch wieder so verloren, als ob er ihn nie gewonnen hätte.
Halt ja deine Krone feste, Halte gläubig, was du hast; Recht beharren ist das Beste; Rückfall wird zur schweren Last. Dies bedenke, meine Seele, Nutze jeden Augenblick; Halt mit immer frischem Öle Deine Lampe im Geschick.