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Predigten zu 1. Samuel 30,6

"Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen; denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, ein jeder um seine Söhne und um seine Töchter. Aber David stärkte sich in der HERR, seinem Gott."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Wie man durch Gebet Mächte der Finsternis vertreibt

"David aber stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott"

Welch eine Aufmunterung zum ernsten Gebet, wenn man betrachtet, wie obiges Gebet Davids eine dreifache Finsternis von ihm vertrieben hat!

1. Die Finsternis der Verzweiflung

David war in einer furchtbaren Lage. Sein ganzer irdischer Besitz war ihm mit einem Schlag genommen worden. Er wohnte damals in Ziklag und machte von dort aus seine Feldzüge. Von einem solchen Zug heimgekehrt, fand er Ziklag in Trümmern vor. Die Amalekiter waren in seiner Abwesenheit über die Stadt hergefallen, hatten sie ausgeplündert und mit Feuer verbrannt. Weib und Kind, Hab und Gut hatten die Feinde mitgeschleppt. Nur rauchende Trümmerhaufen waren übriggeblieben (V. 1 u. 2). Musste ein solcher Anblick die Männer Davids nicht in Verzweiflung treiben? Alles, was sie auf Erden Liebes und Köstliches hatten, war ihnen auf einen Schlag genommen worden. Die zartesten Bande der Familie, das, was ihr Leben sonnig und glücklich machte, alles schien unwiederbringlich dahin. Ob ihre Angehörigen getötet oder in die Sklaverei verkauft waren, wusste niemand. Soviel aber war klar: es war nirgends eine Aussicht, sie je wiederzubekommen. War das nicht zum Verzweifeln? Diese Verzweiflung vertrieb David im Gebet! Den ganzen Jammer schüttete er vor dem Thron seines Gottes aus; da suchte und fand er Stillung für sein blutendes Herz: "David stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott." Kommt, ihr verzweifelten und verzagten Herzen, denen das Schlimmste widerfahren ist! Vertreibt die Finsternis der Verzweiflung auf Davids Art! Sie wird weichen müssen, wenn ihr Davids Weg geht.

2. Die Finsternis des Grolls

Sodann verscheuchte David auf die gleiche Weise die Finsternis des Grolls gegen die Ungerechtigkeit anderer Menschen. Wenn er von der rauchenden Trümmerstätte weg auf seine Gefährten blickte, so las er Wut und Mordgedanken in ihren Zügen. "Das Volk wollte David steinigen, denn des ganzen Volkes Seele war unwillig." Welch eine bittere Erfahrung von Undank und Wankelmut der Menschen! Das waren die Leute, die ihm zum großen Teil ihre Existenz zu verdanken hatten! So dankten sie ihm die freundliche Aufnahme in der Höhle Adullam (1. Sam. 22, 1 u. 2), so vergalten sie ihm alles, was er ihnen getan hatte. Jetzt machten sie ihn zum Schuldigen und wollten ihren Ärger an ihm, dessen Herz doch genug litt, auslassen. Wie hätte solche Ungerechtigkeit Davids Herz mit finsterem Groll erfüllen können! Aber diesen Zorn vertrieb David, indem er sich "in dem Herrn stärkte" . Nicht nur die Verzweiflung über die schweren Verluste, sondern auch die Bitterkeit über die undankbaren Genossen musste am Gnadenthron weichen.

3. Die Unklarheit über Gottes Willen

Der dritte Anlass, der David zu seinem Gebet trieb, war die Unklarheit über Gottes Willen. Er wusste nicht, welche Schritte er weiterhin tun sollte. Als er sich nun "im Herrn stärkte", fragte er Gott über den ferneren Weg. Und siehe, Gott gab ihm alle Klarheit. Er erleuchtete David, dass er mit innerer Gewissheit die schwierige Verfolgung der Amalekiter aufnehmen und siegreich hinausführen konnte. Welch wichtige Erkenntnis, dass wir mit Gebet auch die Dunkelheiten über den Weg, den wir zu gehen haben, vertreiben können! Lasst uns den Gnadenthron aufsuchen und um Licht von oben bitten, wenn unser Weg völlig dunkel erscheint! Paulus hat es so gehalten. Und siehe, zur rechten Zeit schickte Gott ihm den Mann aus Mazedonien, der ihm den Weg nach Philippi zeigte (Apg. 16, 6-10). Das Dunkel, welches unsern Weg zu verhüllen scheint, soll uns nur inniger ins Gebet treiben. So gebe denn der Herr, dass wir diese dreifache Finsternis der Verzweiflung, des Grolles und der Unklarheit über unsere Wege mit Gebet vertreiben lernen!


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Am Anfang dieses Bibelverses lesen wir, daß David sehr bedrängt war, denn das Volk wollte ihn steinigen. Alles stand gegen ihn; er hatte alles verloren. Die Gegenwart bestand aus lauter Widrigkeiten, die Zukunft hielt keine Hoffnung bereit. Aber weil David sich stärkte in dem HERRN, griff der HERR ein, und David brachte alles zurück. Du bist vielleicht in großer Bedrängnis und stehst im Kampf. Der Feind greift dich von allen Seiten an; du bist versucht, alles aufzugeben, und neigst dazu, unruhig um dich zu schauen. Dann stärke dich nur in dem Herrn, deinem Gott!

Versuche nicht, deine Lage selber zu verändern, ehe du von Ihm all die Hilfe empfangen hast, die Er in diesem bestimmten Augenblick deines Lebens für dich bereithält. Laß dich nicht länger von dunklen Gedanken überwinden. Laß dich nicht noch mehr niederdrücken, indem du dich innerlich einschließt. Zögere nicht, sondern stärke dich in dem Herrn, deinem Gott!

Das bedeutet, zurückzukommen zur Quelle, zum Anfang, den du mit deinem Retter gemacht hast. Erinnere dich an die Verheißungen auf die sich dein Leben und deine Berufung gründet, diese Verheißungen, die dein geistliches Leben und deine Berufung erzeugt haben. Er kann sich selbst nicht verleugnen, auch wenn wir untreu werden. Geh also in die Stille; laß deine Beschäftigungen fahren, um dich im Herrn zu stärken, um dir bei Ihm neuen Mut zu holen. Wenn die Prüfung ihr Werk an dir getan hat, dann wirst du geläutert wie Gold aus ihr hervorgehen und wie David alles wiederbekommen. Die Welt braucht Menschen, die diese Art von Mut besitzen und die Gott dadurch verherrlichen, und die auch denen, die in Not sind, helfen können.

Dann wirst du mit David singen können: «Denn du bist meine Hilfe geworden, und ich juble unter dem Schatten deiner Flügel. An dir hängt meine Seele; deine Rechte hält mich aufrecht» (Psalm 63,8-9).


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

David stärkte sich in dem HErrn, seinem Gott

1. Sein Gott!

Ohne Zweifel hatte der heilige Erzieher oftmals Davids Lieblingsruf: „Mein Gott, mein Gott!“ gehört. „Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du meiner vergessen?“ – Wiewohl er die Sache Gottes verunehrt hatte durch seinen Mangel an Glauben, durch sein Verhältnis zu Achis und den Philistern, durch seine krummen und zweifelhaften Wege, so war dennoch Gott sein Gott, und in der aller schwierigsten Lage, in der er sich jetzt befand, flüchtete er sich natürlich wieder unter den liebenden Schutz seiner Flügel.

2. Er stärkte sich

Er erinnerte sich der Verheißungen von Vergebung und Hilfe, die ihn in früheren ähnlichen Schwierigkeiten so oft aufgerichtet hatten. Er gedachte an sein Saitenspiel des Nachts, wo es eben so dunkel um ihn her gewesen war, und darum gab er die Hoffnung nicht auf. Er war schon durch größere Trübsal hindurchgegangen, und er war dessen gewiss, dass Er, der ihn vor Goliath und Saul beschützt hatte, ihn auch den Amalekitern gegenüber nicht im Stiche lassen würde. Seine Lieben hatte er dem Schutz des sich um sie lagernden Engels des HErrn befohlen, und sollte auch sein Glaube auf die Probe gesetzt werden, getäuscht wurde er doch niemals. Also stärkte sich David. Rings um ihn her war Lärm und Schrecken; aber in Gott fand er Ruhe und Frieden. Seine Leute mochten sich beraten, ihn zu steinigen; sein Herz mochte bekümmert sein um seine Frauen und Kinder, sein Leben in Gefahr stehen: aber Gott war seine Hilfe in den großen Nöten, die ihn getroffen hatten. „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott!“

Auch wir wollen in ähnlichen Verhältnissen zu derselben Quelle des Trostes uns flüchten, uns bergen in Gott und in Ihm uns stärken, indem wir unsere Füße stellen auf den Felsen, der unsern Anker ewig hält.