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Predigten zu 1. Mose 4,9
Du sagst vielleicht: Wo ist mein Bruder, mein Nächster? Du siehst ihn alle Tage. Dein Nächster ist der, auf welchen du von deiner vermeintlichen Höhe herabsiehst, wie Kain auf Abel. Betest du für ihn, ringst du für ihn im Gebet? – Hat Christus nicht den heiligen Geist erworben? Und was tut dieser Geist? Er hält den Menschen Gottes Gesetz vor, er offenbart dem Menschen, dass er jeden Augenblick nichts anderes wert ist, als vor Gottes Angesicht verworfen zu werden. Wo der heilige Geist ist, da deckt er, weil er heilig ist, fortwährend alle Sünden auf, wie eine gute Hausfrau fortwährend alle Ecken ausfegt, weil sie alles in Ordnung halten will. Der heilige Geist lehrt uns beten: Gott, erbarme dich! Er lehrt uns die Anwendung auf uns selbst machen, dass ich schreie: Ich bin ein Kain. Er lehrt aber nicht so schreien, wie Kain es selbst tat nach Vers 13, da er sprach: Meine Sünde ist größer, denn dass sie mir vergeben werden möge. Es schreien viele: Ich bin ein Kain, ein Judas, – und da ist doch nur wenig Reue vorhanden, indem sie sich solcher starken Ausdrücke bedienen, um dem, der sie treulich warnt, den Mund zu stopfen, oder um in ihrem gottlosen Wesen zu beharren. – Wir haben vor Gott zu erkennen und zu bekennen, wie wir sind, damit wir uns an Gnade halten und Gnade glauben im Leben und im Sterben.
Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen,
dein gnädig Ohren kehr zu mir
und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willst das sehen an,
was Sünd und Unrecht ist getan,
wer kann, Herr, vor dir bleiben?
Wo ist dein Bruder Abel?
Die erste Frage, die Gott an die Seele richtet, lautet also: „Adam, wo bist du?“ Die zweite: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Wir sollen unsrer Brüder Hüter sein. Wer uns erreichbar ist, wer unsrer Hilfe bedarf, wer durch Familienbande uns angehört, hat ein Anrecht an uns. Wir dürfen ihn nicht beeinträchtigen; seiner Schwachheit oder seiner Not sollen wir, mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln, entgegenkommen; es ist unsre Pflicht ihn zu hüten, soweit es uns möglich ist, denn zu jeder Zeit könnten wir seinetwegen zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn wir dies nicht anerkennen, so tragen wir etwas vom Geiste Kains, des Mörders, an uns.
1. Gott hat ein Verzeichnis der Seinigen
In Seinem Buche sind sie alle eingeschrieben. Ihre Namen, ihre Wohnung und Verhältnisse, ihre Väter, ihre Mütter und Geschwister, ihre Arbeit, – ob sie nun Schafe hüten oder das Land bebauen – alles ist Ihm bekannt, weil von Seiner Vorsehung verordnet. Was sie bewegt, weiß Er daher sofort. Es ist, als ob sie ein Teil Seines Wesens wären, und jeder Schmerz, der sie trifft, durchzuckt Sein Herz.
2. Indem wir einander hüten, dürfen wir Mitarbeiter Gottes sein
Wir sollen gegenseitig über unsre Seelen wachen, einander reizen zu guten Werken, einer des andern Last tragen, einander ermahnen, den Irrenden bekehren von dem Pfad des Verderbens, und seine Füße waschen von ihrer Befleckung. Die Pflege der Seelen ist die Aufgabe aller Heiligen; aber sie ist nur dem möglich, der in den Geist Jesu Christi getaucht ist. Bedenke, du hast gerade so viel Liebe zu Gott, als du bereit bist, deinem Bruder, den du siehst, zu beweisen. „Dies Gebot haben wir von Ihm, dass wer Gott liebet, dass der auch seinen Bruder liebe.“